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0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche
Autoren: Jason Dark
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morgen«, sagte Suko.
    »Was müßte soweit sein?«
    »Daß ich Bescheid bekomme.«
    »Ach so. Und worüber?«
    »Ob ich den ersten Preis gewonnen habe.«
    Ich schlug mir gegen die Stirn. »Nein, nicht schon wieder. Du wirst den BMW nicht gewinnen, glaube es mir.«
    Suko blieb stur. »Ich denke darüber anders. Mein Gefühl sagt mir, daß ich ihn bekomme.«
    »Dann fühl mal weiter.«
    Suko rieb seine Handflächen gegeneinander. »John, das ist ein Auto«, schwärmte er, »du kannst dir nicht vorstellen, wie toll. Ich habe heimlich einige Probefahrten gemacht. Man kann es gar nicht als Auto bezeichnen, ich würde es als ein Stück gebauter Zukunft ansehen. Du setzt dich hinein und fühlst dich wohl.«
    »Das glaube ich dir sogar. Nur kann ich einen solchen Wagen nicht bezahlen.«
    »Ich ja auch nicht. Deshalb habe ich das Preisausschreiben mitgemacht und gewinne ihn.«
    »Das wollen zwei Millionen anderer auch.«
    »Aber ich habe das Glück.«
    »Wenn du meine Meinung hören willst, gewinnst du einen der Trostpreise. Eine Wanne Pudding oder eine Baggerfahrt durch Wales.«
    »Hör auf zu spotten! Du gönnst mir den Wagen nur nicht.«
    »Doch, ich gönne dir alles. Sogar noch einen zweiten dazu, aber ich kann daran einfach nicht glauben.«
    »Dein Pech, Alter.«
    »Gut, wir werden sehen.«
    »Ja, das werden wir auch.«
    In den letzten Wochen kannte Suko, wenn wir privat beisammen waren, eigentlich nur dieses eine Thema. Seine Harley hatte er vergessen. Er dachte auch nicht mehr daran, sich eine neue Maschine zuzulegen. Ihm ging es allein um den Wagen.
    »Dabei hätte es unser Freund Will Mallmann nötiger, sich ein neues Auto zu kaufen.«
    »Stimmt, John. Auch bei Will wird sich etwas tun.«
    Ich lachte und überholte einen Lieferwagen, dessen Reifen Dreckwasser gegen unseren Dienstrover spritzten. »Sag bloß, du hast Kontakt mit Will gehabt.«
    »Und wie«, erklärte er. »Ich hatte ihn mal angerufen und sprach über meinen neuen Wagen.«
    »Den du noch nicht hast.«
    »Abwarten.«
    »Also gut, du hast mit Will darüber gesprochen. Hat er sich mittlerweile entschieden, den alten Manta zu verschrotten?«
    »Ich glaube ja.«
    »Toll. Kauft er sich auch einen BMW?«
    »Nein, den kann er sich bei seinem Einkommen auch nicht leisten. Er hat sich für einen anderen entschieden, glaube ich.«
    »Was ist das für ein Auto?«
    »Eine kleine Rakete! Ein Opel Kadett 16-Ventiler.«
    »Den kenn’ ich nicht.«
    Suko schlug mir auf die Schulter. »Du brauchst auch nicht allwissend zu sein, lieber John.«
    »Danke.«
    Unser Gespräch versickerte, weil ich auch nach der Crinan Street Ausschau hielt. Wir rollten an einem schmutzigen Kanal entlang.
    Regentropfen klatschten auf das Wasser, produzierten zahllose kreise.
    Diese Kanalarme durchstreiften den Londoner Norden, wie mit dem Lineal gezogen.
    An der nächsten Straßenecke mußten wir links ab, um in die Crinan Street einzubiegen. Ich zog den Rover in die Kurve. Hier oben wuchs wenig Grün. Alte Häuser, eine graue Stadt, die aussah, als wäre das Leben in ihr erstarrt.
    Kein schöner Anblick. Hierher verirrten sich auch nur wenige Touristen. Das war das London, wo gearbeitet wurde und auch zahlreiche Ausländer lebten, zumeist farbige Minderheiten, allerdings nicht so zahlreich wie in Southwark oder dem Londoner Eastend.
    Es waren alte Häuser. Manche von ihnen zeigten noch die Vorkriegsbauweise. Andere wiederum waren in den Fünfzigern hochgezogen worden.
    Jedenfalls besaßen sie eines gemeinsam: graue Fassaden, hohe Fenster, ebenfalls graue Dächer und oftmals die verzogenen Gauben, auf denen hin und wieder die stählernen Arme der Antennen blitzten.
    Ich suchte nach einem Parkplatz. In London, gleicht so etwas immer einem Glücksspiel. Vor dem Haus jedenfalls, in dem Ella Freeland wohnte, bekamen wir keinen.
    Einige Yards weiter sahen wir eine Lücke. Ich rangierte den Rover mit Mühe und Fingerspitzengefühl hinein. Wir stiegen aus, ich schloß das Fahrzeug ab und stellte den Kragen meiner dünnen Lederjacke hoch, denn der Regen schlug gegen meinen Nacken.
    Bei diesem Wetter hielt sich kein Mensch auf den Gehsteigen unbedingt länger als nötig auf. Dafür sahen wir einige Personen – meist Jugendliche - in den Hauseingängen sitzen, wo sie sich unterhielten oder dem harten Rock aus den Lautsprechern ihrer Kofferradios lauschten.
    Eine Straße, die unter dem grauen Himmel lag und unter dem Wetter stark litt.
    Wir blieben vor dem Haus der Ella Freeland stehen und blickten
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