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0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

Titel: 0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich
Autoren: Jason Dark
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uns auf einer kleinen Lichtung, die von Bäumen umstanden war und deshalb keine freie Sicht zuließ. Weder die Stelle, wo sich das Filmteam befand, war zu sehen, noch irgendwelche Ruinen des alten Klosters.
    Dafür gab es genügend Unterholz in der Nähe, das auch als Versteck dienen konnte.
    Ich ging ein paar Schritte auf die Mitte der Lichtung zu und blieb dort stehen.
    »Wenn wir sie beide suchen, John, wäre das nicht gut. Wir sollten uns trennen und größere Bögen schlagen.«
    »Einverstanden. Und wo treffen wir uns?«
    »Hier?«
    »Nein, am Eingang.«
    Suko kam und schlug gegen meine Handfläche. »Dann viel Glück, alter Junge. Und paß auf, daß dich die Pfeile nicht kitzeln.«
    »Gleichfalls…«
    ***
    Ich wartete so lange, bis Suko verschwunden war. Er hatte einige Zweige zur Seite geschoben und war eingetaucht in einen dichten Gestrüppgürtel, der wieder hinter ihm zusammenschlug.
    Noch immer trug ich meine Kutte und dachte darüber nach, wo sich der Vampir und die Killerin versteckt halten konnten. Mittlerweile war es still geworden.
    Der Wind hatte sich auch gelegt. Eine beklemmende Ruhe vor dem großen Sturm oder dem Gewitter.
    Deshalb hörte ich auch den leisen Schrei.
    Es war ein lauter Ruf, der irgendwo in der Ferne aufgeklungen war. Ich vernahm ihn nur sehr leise, doch ich hatte trotzdem feststellen können, woher er kam.
    Aus der Erde.
    Da gab es nur eine Möglichkeit. Ich mußte wieder zurück in den Tunnel. Rena Peel und dem Vampir war es tatsächlich gelungen, uns zu leimen. Sie mußten sich irgendwo in der Tiefe des Gewölbes verborgen gehalten haben, ohne daß wir sie gesehen hatten.
    Suko war nicht in der Nähe. Ich wollte ihn auch nicht zurückholen. Möglicherweise hatte auch er den Schrei vernommen und würde von der anderen Seite her erscheinen.
    Also wieder hineintauchen.
    Ich rutschte auf dem Hosenboden durch die Öffnung. Schon bald hatte mich die Finsternis umfangen.
    Diesmal verzichtete ich auf die Lampe und tastete mich im Dunkel voran, wobei ich im Entengang daherschritt. Das war zwar sehr anstrengend auf die Dauer, aber ich kam so ziemlich gut voran.
    Die Schreie wiederholten sich nicht. Dennoch war ich sicher, mich nicht getäuscht zu haben. Ich bewegte mich noch schneller und sah schon bald die graue Helligkeit, die durch das Tunnelloch vom Gang her in den Stollen hineinfloß.
    Ich passierte die Knochen und das graue Knochenmehl, sah diesmal keine Ratten und erreichte den Ausgang, in dessen rechteckigem Ausschnitt ich zunächst hockenblieb.
    Mein Blick in den Gang war optimal, weil noch immer die Scheinwerfer brannten. So konnte ich auch die Felsplatte erkennen, auf der tatsächlich jemand stand.
    Breitbeinig mit hocherhobenen Armen. Die rotblonde Frau konnte sie nicht herunternehmen, weil ihre Handgelenke in diesen Klammern festhingen.
    Rena, die Mörderin, als Gefangene?
    Das wollte mir nicht in den Sinn, das war unlogisch. Aber welcher Vampir ging schon logisch vor?
    Keiner. Wahrscheinlich war sein Drang nach Blut dermaßen gestiegen, daß er sich Rena als Opfer ausgesucht hatte.
    So sah die eine Möglichkeit aus. Es gab auch noch eine zweite.
    Das hier konnte die perfekte Falle für mich sein.
    Rena wandte mir ihr Halbprofil zu. Eigentlich sah ich mehr von ihrem Rücken, aber mich hatte sie noch nicht entdeckt. Ich schob mich aus dem Loch in den Gang hinein, versuchte so wenig Geräusch wie möglich zu machen, und ärgerte mich darüber, daß der Kuttenstoff schleifte, wenn ich mich bewegte.
    War sie eine Blutsaugerin, oder nicht?
    Ich würde die Probe aufs Exempel machen, richtete mich wieder auf und holte mein Kreuz hervor. Mit dem stinkenden Kuttenärmel wischte ich noch einmal das Gesicht blank, dann setzte ich mich leise in Bewegung, hielt die Arme dabei gestreckt und so hoch, daß mein Kreuz aus den geschlossenen Fäusten schaute.
    Die Kapuze hatte ich weiter nach vorn gezogen. Sie verdeckte einen Teil meines Gesichts, aber ich konnte trotzdem noch sehen, wenn ich von einer anderen Person auch nicht sofort zu identifizieren war.
    Auch Rena hatte mich weder gehört noch gesehen.
    So kam ich näher.
    Als unheimlich wirkende Gestalt, wie ein alter Mönch, der zum letzten Kampf antritt.
    Das Killer-Girl stand still. Die rotblonden Haare waren strähnig geschnitten und halblang, wobei die unregelmäßigen Spitzen noch ihre Schultern berührten.
    Den Kopf hielt sie gerade. Sie sah so aus, als wollte sie sich trotz der Gefangenschaft nicht die Butter vom Brot nehmen
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