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0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

Titel: 0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich
Autoren: Jason Dark
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tagsüber nicht.
    Vor ihr lag der Ort. Die Häuser standen einzeln. Zwischen ihnen gab es genügend Freiräume für Wiesen und Weiden.
    Überragt wurden die Häuser vom spitzen Turm der Kirche. Rena schaute ihn sich genau an, denn er war ihr Ziel. Gern hätte sie das Kreuz herabgerissen, das gelang ihr ohne Werkzeug nicht. So blieb ihr nur übrig, andere Dinge zu zerstören.
    Sie erreichte den Ort, ohne gesehen zu werden. Vereinzelt parkten Wagen an den Rändern der Straße. Die meisten Fahrzeuge waren nicht einmal abgeschlossen.
    Was hier als breite Hauptstraße angesehen wurde, wäre in einer Großstadt kaum als Gasse durchgegangen. Die Häuser duckten sich in die langen Schatten der Nacht hinein. Ihre Fassaden waren auch tagsüber dunkel, weil an den meisten Ranken und Efeu hochwuchsen wie eine zweite Haut.
    Katzen waren unterwegs. Sie huschten über die Straße. Ihre Augen leuchteten diamantkalt.
    Irgendwo kläffte ein Hund, aber nicht wegen Rena, sie befand sich zu weit weg.
    Den Ort kannte sie sehr gut, auch wenn sie etwas außerhalb gewohnt hatte, wo das Filmteam zusammen in einem alten Gasthaus lebte. Sie wußte auch, wie sie auf dem schnellsten Weg zur Kirche kam und bog schon sehr bald nach links in eine schmale Gasse ab.
    Sie war wirklich schmal, weil eine bewachsene Mauer tiefen Schatten warf. Die Mauer gehörte bereits zum Friedhof. Dahinter lag die Kirche mit dem kleinen Kirchplatz und dem alten Pfarrhaus, dessen Scheiben im Laufe der Zeit fast blind geworden waren.
    Am Rand des Platzes blieb Rena stehen. Sie schnupperte wie ein Tier. Der Wind wehte über die relativ freie Fläche und spielte mit dem Saum ihres Kleides.
    Mit der Zungenspitze feuchtete sie die Lippen an. Ihr Blick blieb auf die Kirche gerichtet, die im Dunkeln lag. Im Pfarrhaus jedoch mußte noch jemand auf den Beinen sein, denn hinter einem Fenster brannte Licht. Die Helligkeit zeichnete ein gelbes Viereck in das Mauerwerk.
    Zwei Minuten behielt die Frau es unter Kontrolle, ohne allerdings eine Bewegung hinter der Scheibe entdecken zu können.
    Womöglich schlief der Pfarrer und hatte vergessen, die Lampe auszuschalten. Darum konnte sie sich nicht mehr kümmern. Rena hatte einen klaren Auftrag bekommen, den sie auch durchführen wollte.
    Mit schnellen Schritten, jedoch in geduckter Haltung, näherte sie sich der Kirche.
    Es war der einzige Ort, vor dem sich der Blutsauger fürchtete. Das würde bald vorbei sein.
    Rena lächelte kalt. Die Menschen hier würden sich wundern, und auch die Typen vom Film, die sie so schäbig behandelt hatten.
    Besonders die Berova, die sie doublen mußte. Edda Berova spielte die weibliche Hauptrolle in der »Rache des Vampirs«. Sie gab unheimlich an und tat oft, als wäre sie Denver-Star Joan Collins persönlich. Außerdem war diese Frau ihr großes Vorbild. Dementsprechend kleidete sich die Berova auch. Sie kaufte sich die Denver-Mode und war überglücklich, wenn man sie mit dem Star verwechselte.
    Dabei hatte sie vor zwei Jahren noch hinter dem Eisernen Vorhang vergeblich auf eine Leinwand-Chance gewartet.
    Die Gedanken gingen Rena durch den Kopf, als sie über den Kirchplatz schritt und sich dem Ziel näherte. Sie ärgerte sich dabei, daß der Kies unter ihren Sohlen so knirschte, doch die Geräusche waren leider nicht zu vermeiden.
    Die Kirche besaß zwei Eingänge. Einen Haupteingang und den anderen an der Seite.
    Rena ging aufs Ganze. Sie entschied sich dafür, den Haupteingang zu nehmen.
    Das klappte auch.
    Die schwere Tür war nicht verschlossen. Nachdem sie die Klinke ganz heruntergedrückt hatte, konnte sie die Tür aufstoßen und die kühle Kirche betreten.
    Am Altar brannte das ewige Licht. Ansonsten war es düster. Zwischen den Wänden hing noch der Geruch von Weihrauch. Rena verzog das Gesicht. Ihr machte es nichts aus, aber Rubicus würde anders darüber denken. Vampire haßten Weihrauch und Knoblauch.
    Um nicht gegen irgendwelche Hindernisse zu stoßen, holte Rena eine Taschenlampe hervor. Ihr Licht reichte aus, damit sie sich orientieren konnte.
    Wie ein gelber Speer stach er in die Dunkelheit und riß eine helle Gasse in sie.
    Rena schaute nach vorn. Sie sah die beiden Sitzreihen, die einen irgendwie düsteren Eindruck hinterließen – als wären sie von unsichtbaren Geistwesen besetzt.
    Zwischen den Bänken blieb sie stehen, hob den Arm an und strahlte gegen den Altar.
    Er war bewußt schlicht gehalten worden. Auf der Platte stand ein frischer Blumenstrauß, eingerahmt von zwei
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