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0536 - Götzendämmerung

Titel: 0536 - Götzendämmerung
Autoren: Unbekannt
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nicht mehr lange dauern, bis sich der Kristallschirm öffnete und die Gelben Eroberer in die Milchstraße hinausließ.
    Der Gedanke an die drei Milliarden Teilungsbedürftigen und die damit verbundene Bedrohung für eine bis jetzt noch unbekannte Welt brachte ihn endgültig in die Gegenwartzurück.
    „Es hat sich wieder einmal gezeigt, daß ich eine bessere Konstitution habe als du", hörte Alpha seinen Bruder neben sich sagen. „Ich war um sieben Sekunden früher auf den Beinen."
    „Meine Gratulation", meinte Alpha unwirsch. Er wandte sich an Gahork. „Sie scheinen den Transitionsschock gut überstanden zu haben. Oder vielleicht doch nicht? Benötigen Sie unsere Hilfe?"
    Die Membrane in dem Multiorgan des wie ein Flaschenhals geformten Kopfes bewegte sich, und der Translator übersetzte: „Ich benötige keine Hilfe, nur Ruhe. Ich wollte Ihnen mitteilen, daß ich von nun an ungestört sein möchte. Es wird Zeit, daß ich mich nur noch dem bevorstehenden Ereignis widme und voll und ganz in mich gehe."
    Alpha entging es nicht, daß der birnenförmige Körper Gahorks in regelmäßigen Abständen von Zuckungen befallen wurde.
    An verschiedenen Stellen wuchsen Beulen heraus, fielen wieder in sich zusammen und hinterließen Runzeln auf dem sonst glatten Körper. Alpha konnte verstehen, daß Gahork sich nicht länger mehr gegen den inneren Druck der beginnenden Zellteilung wehren wollte. Er hatte 1800 Jahre auf diesen Augenblick gewartet und mußte es als Qual empfinden, die zytostatische Wirkung noch länger aufrechtzuerhalten.
    Andererseits war Gahork ein zu wertvoller Helfer, als daß Alpha auf ihn verzichten konnte. Allein Gahorks telepathische Gabe, die es ihm erlaubte, sich mit den anderen Immun-Kranken innerhalb der Teilungsflotte in Verbindung zu setzen, war unbezahlbar. Gahork war eine Informationsquelle, auf die Alpha nicht verzichten wollte.
    Er nickte verstehend. „Ich weiß, Gahork, die Hitze und die steigende Gravitation machen Ihnen zu schaffen. Die erhöhte Temperatur und der Druck lassen ein weiteres Aufschieben des Zellteilungsprozesses nicht zu."
    „Ich könnte mich trotz der idealen Bedingungen dazu zwingen, das Ereignis hinauszuschieben", erwiderte Gahork. „Aber warum sollte ich?"
    „Weil wir Sie noch brauchen, Gahork."
    „Das ist kein ausreichender Grund."
    Jetzt mischte sich Blazon Beta ein. „Sie sind uns noch eine Gegenleistung schuldig, Gahork. Oder haben Sie vergessen, daß Sie und die anderen Infizierten es nur uns zu verdanken haben, daß Sie auf diesem Wabenschiff sind?"
    „Sie handelten nicht uneigennützig", entgegnete Gahork.
    „Das stimmt nur zu einem gewissen Teil", sagte Alpha rasch, bevor sich sein Bruder zu einer weiteren unbedachten Äußerung hinreißen lassen konnte. „Wir verlangen, auch gar nicht, daß Sie uns ein Opfer bringen sollen. Aber wenn Sie sich jetzt völlig von der Umwelt abschließen, wie wollen Sie dann jemals erfahren, ob Sie sich an jenen rächen konnten, die Sie und Ihresgleichen nach Kokon verbannten."
    Das schien zu wirken. Alpha hatte Gahorks Achillesferse getroffen. Bisher war es dem Verfemten von Kokon verwehrt worden, sich zu teilen, weil die berechtigte Befürchtung bestand, sie würden andere, gesunde Ockergelbe infizieren. Diese Bevormundung und Unterdrückung hatte in den Immun-Kranken Neid gegen die teilungsberechtigten Artgenossen und Haß gegen die unbekannten Befehlshaber entstehen lassen.
    Gahork stand da, mit zuckendem, pulsierendem Körper, dann sagte er: „Ich werde noch warten und meinen Leidensgenossen raten, es mir gleichzutun."
    Der Immun-Kranke wollte sich in die Brutkammer zurückziehen, doch Blazon Alpha hielt ihn auf. In dem Bewußtsein, daß er mit den anderen Immun-Kranken der Teilungsflotte in ständigem telepathischem Kontakt stand, erkundigte sich Alpha: „Gibt es auf den anderen Schiffen irgendwelche besonderen Vorkommnisse? Wie sieht die Lage aus?"
    „Die Lage ist unverändert", antwortete Gahork. „Die den Dienern Dienenden führen die Flotte getreu der Tradition auf den vorbestimmten Pfaden ans Ziel Im gleichen Augenblick konnten die beiden Zwillingsbrüder auf dem Bildschirm sehen, wie sich im Schmiegschirm eine Strukturlücke auftat, um die 6500 Raumschiffe passieren zu lassen.
    Zum drittenmal verließ eine Teilungsflotte mit Milliarden von gebärfreudigen Gelben Eroberern den Schwarm.
    „Welche Welt wohl diesmal als Geburtsstätte auserwählt wurde?" fragte sich Alpha. „Bereits zweimal wurden erdähnliche
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