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0533 - Julians Zauberschwert

0533 - Julians Zauberschwert

Titel: 0533 - Julians Zauberschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zusammengehörigkeit entwickelt. Manchmal haben wir das Gefühl, daß er uns nicht als seine Eltern sieht, sondern als Personen, mit denen man sich hin und wieder trifft. Ich wollte, er wäre mehr mein Sohn.«
    Wenn sie »wir« sagte, dann sprach sie für Monica und sich zugleich; ein weiterer Hinweis darauf, wie sehr die Zwillinge sich ähnelten. Der Zauberer Merlin pflegte sie die zwei, die eins sind zu nennen .
    Zamorra seufzte. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, sagte er. »Vielleicht solltet ihr ihn wirklich erst einmal seinen Weg gehen lassen. Vermutlich findet er über kurz oder lang zu euch zurück. Vergeßt nicht, wie jung er noch ist. Er muß seine ganze Kindheit mit allen Trotzund Protestphasen nachholen, Fluch seines rasend schnellen Heranwachsens. Er muß noch mit sich selbst und der Welt experimentieren. Dabei kann es ihm nur helfen, wenn ihr ihm seine Grenzen zeigt. Noch wird er sie vielleicht nicht erkennen und verstehen, weil er sich als die Krone der Schöpfung und der Herr der Welt fühlt. Immerhin besitzt er schier unglaubliche Fähigkeiten, die außer ihm praktisch niemand aufzuweisen hat. Er ist etwas Einmaliges im Multiversum, und das läßt ihn arrogant werden, was er aus seinem eigenen Selbstverständnis heraus vielleicht sogar als völlig normal ansieht.«
    »Aber er ist nicht Gott!« fuhr Tendyke auf.
    »Und du nicht der Teufel«, konterte Zamorra.
    »Den laß aus dem Spiel, ja?« brummte Tendyke. »Und wir sollten nicht streiten. Lassen wir dieses Thema also, auch wenn es mir Magenschmerzen bereitet. Ich habe mich mit meinem Erzeuger entzweit, ich will nicht auch noch meinen Sohn verlieren.«
    Zamorra und Nicole wechselten einen schnellen Blick. Beide, sowohl Robert Tendyke als auch Julian, sprachen von ihrem Erzeuger, nicht von ihrem Vater .
    »Vielleicht solltet ihr wirklich nur abwarten«, wiederholte Zamorra. »Viele Dinge, die man auf die lange Bank schiebt, erledigen sich allein dadurch, daß sie auf der anderen Seite wieder herunterfallen.«
    »Generationenprobleme«, murmelte Uschi Peters.
    Der Disput wurde unterbrochen; ein untersetzter Mittzwanziger trat ein, ein vergnügtes Lächeln im pfiffig wirkenden rundlichen Gesicht. Der Mann in weißem Hemd, schwarzer Weste und schwarzem Stetson rieb sich die Hände und nickte Zamorra und Nicole grüßend zu. »Meinetwegen hätten Sie sich nicht umzuziehen brauchen, Lady«, sagte er. »Habe Sie vorhin bei Ihrer Ankunft vom Fenster aus gesehen. Mein Kompliment an Ihre Schönheit. Was ich sehen durfte, hat mir außerordentliche Freude bereitet.«
    »Soso«, murmelte Nicole.
    »Geschafft, Ten«, wandte der stille Genießer sich an seinen Gastgeber. »Dein Compy läuft jetzt wieder wie ein Uhrwerk und vor allem doppelt so schnell und so gut wie vorher. Übrigens habe ich auch ein bißchen an deinen Anwendungsprogrammen herumgespielt und sie vereinfacht. Mit drei Knopfdrücken bist du jetzt im Hauptcomputer deiner Firma. Ab heute kann eure Buchhaltung dich nicht mehr beschei....den in die Irre führen. Per Usenet kannst du dich in entsprechend geführte Konferenzen einklinken, und einen Zugriff zum Archiv des Schatzamtes in Tallahassee habe ich dir auch gehackt . Solltest du also das Bedürfnis haben, deine letzten zehn Steuererklärungen nachträglich zu verbessern…«
    »Für die Firma ist seit der Verlegung nach El Paso vor drei Jahren Austin, Texas, zuständig«, wehrte Tendyke ab.
    »Kein Problem. In deren Datensammlungen komme ich genauso schnell ‘rein. Wieviel Steuern willst du sparen, Ten?«
    »Laß mich auf dem Boden der Legalität bleiben«, wehrte Tendyke ab. »Schon in der Bibel steht: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.«
    »Wir haben aber schon lange keinen Kaiser mehr«, grinste der Computermann. »Den letzten hatte Kalifornien gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts aufzuweisen. Also kein Grund, irgendeinem fremden Kaiser Steuern zu zahlen…«
    Tendyke seufzte. »Olaf Hawk — Professor Zamorra und Nicole Duval. Hawk ist meine Rettung in Notfällen, was Computer angeht. Was er nicht weiß, braucht auch niemand zu wissen. Er hat meine Anlage ans Laufen gebracht, und er schaut immer wieder ‘rein, um zu verbessern…«
    »…oder zu verschlimmern«, schmunzelte Hawk. »Ten übertreibt fürchterlich. Ich bin gar nicht so gut. Es gibt Leute, die mehr wissen und können.«
    »Und er stellt immer wieder sein Licht unter den Scheffel«, fuhr Tendyke fort. »Hawk, ich wollte doch eigentlich nur ins Usenet greifen
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