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0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler
Autoren: Jason Dark
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sich schließlich gelohnt.
    Wir rollten endlich an!
    Natürlich konnte man das nicht mit einer normalen Fahrweise vergleichen. Trotz Ketten wäre jeder Fußgänger schneller gewesen.
    Die Straße war nicht zu erkennen, sie war zudem noch hochverschneit und an einigen Stellen auch verweht.
    An den Rändern standen hin und wieder Fahrzeuge, die ebenfalls eingeschneit waren.
    »Das sieht böse aus«, sagte Suko.
    »Sogar sehr böse«, bestätigte ich.
    Mein Freund saß jetzt neben mir. Van Akkeren hatten wir auch weiterhin an den Griff gefesselt.
    In der folgenden halben Stunde bewegten wir uns mehr rutschend als fahrend voran. Ein Straßengraben war nicht zu erkennen, dafür sahen wir wieder die Berge. Sie schickten uns ihre schneeweißen majestätischen Grüße entgegen. Selbst die Bäume an den Hängen waren kaum zu erkennen, so hoch lag der Schnee.
    Es wurde noch schlimmer. Manchmal blieben wir stecken, da schob Suko dann den Wagen an. Andere Fahrzeuge sahen wir nicht mehr. Wer eben konnte, der hatte das Weite gesucht.
    Suko deutete nach rechts. »Wie sieht es eigentlich mit unserem Proviant aus?« fragte er. »Vor dem Abend sind wir auf keinen Fall in Genf.«
    »Mehr als mies. Wie kommst du darauf?«
    »Wenn du genau hinschaust, kannst du da hinten den Turm einer Kirche erkennen.«
    »Stimmt.«
    »Ich wäre dafür, dort zu pausieren und vielleicht auch zu übernachten.«
    »Noch einmal?« stöhnte ich.
    »John, wir kommen trotz Ketten nicht durch. Irgendwann ist der Schnee zu hoch. Das ist jetzt unsere letzte Chance. Vielleicht fahren später Räumfahrzeuge. Überlege es dir genau.«
    Da gab es nichts mehr zu überlegen. Suko hatte recht, so verflixt recht. Also nickte ich. »Ist gut, wir werden sehen, ob wir das Dorf überhaupt erreichen.«
    Einen Weg gab es bestimmt, den aber zu erreichen und erst einmal zu sehen, war ein Unding. Vielleicht wären wir im Tiefschnee eingesackt und in den Graben gefahren, jedenfalls zog Suko es vor, auszusteigen und nach dem Weg zu suchen.
    Er stampfte durch den Schnee, der ihm bis zu den Knien hoch reichte. Van Akkeren sparte nicht mit Spott, als er Suko so laufen sah. Ich ärgerte mich darüber und machte ihm klar, daß er den Mund halten sollte.
    »Wenn nicht, van Akkeren, binden wir Sie hinten an das Fahrzeug und schleifen Sie mit.«
    Suko winkte mir zu und zeigte mir den Weg, den ich zu fahren hatte.
    Sehr langsam nur wühlte sich der Renault durch den Schnee.
    Glücklicherweise besaß er Vorderradantrieb. Es gelang mir auch, durch Drehbewegungen des Lenkrads den Wagen in eine Rechtskurve zu bringen, ohne daß ich steckenblieb.
    Suko ging vor dem Fahrzeug her. Er sah aus wie ein Pfadfinder, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nun sah auch ich, woran er erkannt hatte, daß ein Weg abzeigte.
    Aus dem Schnee schaute ein Straßenschild. Den Namen des Ortes konnten wir nicht lesen. Der am Blech klebende Schnee hielt die einzelnen Buchstaben verdeckt.
    Suko war stehengeblieben und winkte jetzt mit beiden Händen, als wollte er ein Flugzeug einweisen. Die Räder des Wagens frästen durch den noch jungfräulichen Schnee und hinterließen ihre Spuren.
    Als mein Freund einen Schritt zur Seite ging, hielt ich an und kurbelte die Scheibe nach unten.
    »Wie sieht es aus?«
    »Nicht schlecht im Prinzip.« Vor seinen Lippen wehte der Atem.
    Er wies in Richtung Dorf. »Leider habe ich mich täuschen lassen. Der Ort liegt doch weiter entfernt, als ich glaubte.«
    »Egal, wir fahren hin. Los, steig ein!«
    Suko kletterte wieder in den Wagen. Seine Hosenbeine waren noch einmal naß geworden. Auch meine klebten an der langen Unterhose. Es wurde eine Fahrt wie ein Tanz auf dem Drahtseil. Langsam und unsicher. Hin und wieder hatte ich Angst, in einen Graben zu rutschen, denn die Strecke zum Ort hin war leicht abschüssig.
    »Auch das noch!« ärgerte sich Suko.
    Ich gab keine Antwort. Die Fahrerei nahm mich voll und ganz in Anspruch. Mich interessierte auch nicht die uns umgebende Landschaft, obwohl diese sicherlich mehr als einen Blick wert gewesen wäre. Hätten wir geschaut, so wären uns sicherlich die schwarzen Vögel aufgefallen, die sich schräg über uns zusammengefunden hatten und einen regelrechten Pulk bildeten.
    Van Akkeren hatte sie gesehen. Wir bemerkten nicht, daß sein Blick plötzlich starr geworden war. Erst sein leises Lachen ließ uns aufmerksam werden.
    »Was ist denn so lustig?« fragte ich.
    »Nichts, Sinclair, nichts. Ich fürchte nur für euch beide, daß wir noch
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