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0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler
Autoren: Jason Dark
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entwischen. Gemeinsam hatten wir ihn eingeholt und wieder in den Wagen gezerrt. Im Hotel, in dem wir übernachtet hatten, war er angekettet worden. Einer von uns hatte immer Wache gehalten, deshalb fühlten wir uns auch nicht gerade frisch.
    Cerbac, das kleine Dorf im Loire-Tal, lag hinter uns. Doch die Vorgänge hatten wir nicht vergessen. Sie würden bei uns bleibende Eindrücke oder sogar Wunden hinterlassen.
    Je mehr es schneite, um so ruhiger verhielt sich van Akkeren. Hin und wieder lachte er auf, wenn ihm etwas besonders Gutes einfiel.
    Er sprach allerdings nie darüber.
    Auch unsere Mienen zeigten dann immer größere Besorgnis. Der Himmel schickte Schneemassen auf die Erde, wie ich es noch nie erlebt hatte. Die Straßen waren von Minute zu Minute immer undeutlicher zu erkennen. Fahrzeuge, die uns entgegenkamen, krochen jetzt nur noch vorbei. Und wir mußten doch in die Berge!
    Nach Genf zu fahren, war keine gute Idee gewesen. Zuerst hatte ich dies nur gedacht, dann sprach ich es laut aus, als wir in einen regelrechten Schneeorkan gerieten.
    Er war so stark, daß wir die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnten. Wir fuhren auch nicht mehr weiter. Irgendwo in der Prärie blieben wir stehen und warteten hilflos darauf, eingeschneit zu werden.
    Ich schaute auf die Uhr. Es war nicht einmal Mittag. Wenn überhaupt, würden wir Genf erst am nächsten oder übernächsten Tag erreichen. Stumpf schaute ich aus dem Fenster, ohne allerdings etwas zu sehen. Die wirbelnde Wand aus Flocken nahm mir jede Sicht.
    Van Akkeren ging es gut. Er lümmelte auf dem Rücksitz und grinste schief. Sein Haar war zerzaust, das Gesicht blaß, dennoch ging es ihm ausgezeichnet, und er sparte auch nicht mit spöttischen Bemerkungen, was bei mir schließlich den Kessel zum Überkochen brachte. Auf dem Fahrersitz drehte ich mich um. Mit der Faust drohte ich dem Grusel-Star.
    »Was ist denn, Sinclair?«
    »Wenn du jetzt nicht dein Maul hältst, van Akkeren, werde ich es dir stopfen!«
    »Du duzt mich wieder?«
    Suko legte ihm eine Hand auf die Schultern. »Einen guten Rat gebe ich dir. Halte lieber den Mund!«
    »He!« Er hob beide Hände. »Wollen Sie mich foltern. Das sähe euch Bullen ähnlich.«
    »Nur jemand wie Sie kann an diese Ammenmärchen glauben«, erwiderte Suko.
    »Wir werden sehen.«
    Weder Suko noch ich hatten Lust, mit diesem Menschen zu diskutieren. Für uns war es wichtig, das Ende des Schneesturmes abzuwarten.
    Ich bin kein Wetterexperte, konnte mir aber vorstellen, daß sich so ein Sturm über Stunden hinzog.
    Ein Irrtum. Sehr schnell wurde es heller. Es hörte auch auf zu schneien; wir bekamen freie Sicht auf eine traumhaft schöne Landschaft.
    Es war einfach phantastisch. Berge, Hügel, Täler, Hänge – alles war in Weiß gebettet, fehlte nur der strahlend blaue Himmel mit dem hellen Auge der Sonne.
    »Weiterfahren?« fragte Suko.
    »Was bleibt uns anders übrig, wenn wir hier nicht erfrieren wollen?« Glücklicherweise hatten wir die Schneeketten aufgezogen.
    Fahren konnten wir trotzdem noch nicht, denn der Renault war völlig eingeschneit.
    Suko wollte mir helfen. Zuvor kettete er van Akkeren mit einer Handschelle am hinteren Haltegriff fest. »Damit du mir nicht wegläufst, du Dämonenverschnitt!«
    Van Akkeren zuckte zusammen. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn mit Spott bedachte. Wie viele Dämonendiener war er von sich extrem eingenommen und hielt sich für den Größten überhaupt.
    Als wir die Türen öffneten, fiel schon der erste Schnee ab. Beim Öffnen der Türen gab es eine Überraschung. Der Schnee lag so hoch auf der Straße, daß die Türen wie Schneeschieber die weiße Pracht zur Seite fegten.
    Mit den Händen schaufelten wir das Gröbste weg, begaben uns dann an die Feinarbeit.
    Hin und wieder warf ich dabei einen Blick in den Fond.
    Van Akkeren saß dort und grinste breit. Er amüsierte sich über unsere Bemühungen.
    Sollte er, in seiner Haut wollte ich trotzdem nicht stecken.
    Nach zehn Minuten harter und auch schweißtreibender Arbeit war es geschafft, die Räder waren freigeschaufelt.
    Wir stiegen wieder ein, ich setzte meine dunkle Brille auf und startete. Der Motor orgelte einige Male, der Keilriemen pfiff, wie eine Ratte, die getreten worden war, und ich drückte uns alle Daumen, daß der Wagen uns nicht im Stich ließ.
    Er sprang an.
    Ich gab vorsichtig Gas. Zuerst tat sich nichts, die Räder faßten noch nicht. Selbst mit den Ketten drehten sie durch, doch das behutsame Gasgeben hatte
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