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0522 - Der Zombie-Macher

0522 - Der Zombie-Macher

Titel: 0522 - Der Zombie-Macher
Autoren: Werner Kurt Giesa
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warum hatte sie es so eilig gehabt, mit Nicole zu verschwinden, andererseits aber auf Zamorras Anwesenheit nicht zwingend Wert gelegt?
    Nachdenklich trat er zum Wandsafe und öffnete ihn, nahm das Amulett heraus. Die handtellergroße Silberscheibe wirkte stumpf, und das nicht nur in optischer Hinsicht. Seit der Geschichte mit Shirona und dem blauen Einhorn verweigerte es einfach den Dienst. Es ließ sich nicht mehr als magisches Werkzeug einsetzen, und das künstliche Bewußtsein, das in ihm entstanden war, hüllte sich in Schweigen. Die telepathische Stimme von Merlins Stern war, bis auf eine Ausnahme, schon lange nicht mehr in Zamorras Bewußtsein erklungen.
    Er öffnete den Safe erneut und legte das Amulett zurück; die Tür schloß sich automatisch nach drei Sekunden wieder. Zamorra trat an das große Panoramafenster seines Arbeitszimmers. Von außen war dieses Fenster als solches nicht zu erkennen, war durch bautechnische Tricks so getarnt, daß es sich in den Test der Château-Fassade integrierte. Zamorra sah in die Nacht hinaus. Noch eine Stunde bis Mitternacht. Unten im Dorf brannte fast nur noch die Straßenbeleuchtung. Zamorra, der Nachtmensch, fühlte sich zwar von der Arbeit am Textcomputer etwas erledigt, aber noch hellwach. Ins Dorf hinunterzufahren, um bei Mostache noch einen Schoppen Wein zu trinken, dafür war es mittlerweile zu spät. Wahrscheinlich hatte der Wirt seine Bude sogar schon dichtgemacht. Lady Patricia, die Schottin, würde sich vermutlich auch längst zurückgezogen haben und schied damit als Gesprächspartnerin aus.
    »Na gut«, brummte Zamorra schulterzuckend. »Schauen wir, was es im TV gibt, und wenn’s nichts Vernünftiges ist, wird es ja wohl noch irgendwo ein ungelesenes Buch geben. Es ist ja nicht so, daß unsereiner mit seiner Freizeit nichts besseres anzufangen wüßte, als sich stupiden Computerspielchen hinzugeben…«
    Dennoch fühlte er sich seltsam allein. Nicole fehlte ihm.
    Er fragte sich, wo sie sich jetzt befand und wer jener ominöse »Typ« war, den Teri ihr vorstellen wollte.
    Irgendwo auf der Hälfte der Erdkugel. Dort, wo jetzt Sommer war.
    ***
    Irgendwie, dachte Mel Duncan, riecht es immer noch nach Feuer. Die große Brandkatastrophe lag erst knapp ein Drittel jahr zurück, und die Weltpresse erinnerte sich in dieser schnellebigen Zeit längst nicht mehr daran. Aber die Menschen, die in Sidney und der näheren Umgebung der ältesten und bekanntesten Stadt Australiens lebten, sahen die Spuren des großen Feuers immer noch vor sich. Mel Duncan hatte damals mitgeholfen, das Feuer zu bekämpfen, hatte hilflos zusehen müssen, wie sein Freund in den Flammen umkam, und hatte sein eigenes Haus an die Feuerbrunst verloren, während er an einer anderen Stelle versuchte, die Häuser anderer Menschen vor den Flammen zu retten. Er hatte die Brandstifter in den tiefsten Abgrund der Hölle verflucht, die dafür gesorgt hatten, daß ausgerechnet in der heißesten Trockenzeit des Jahres an zahlreichen Stellen zugleich Brände aufgeflammt waren. Gigantische Biotope waren vernichtet worden, und ob die Koalas als Tierrasse überleben konnten, ließ sich immer noch nicht abschätzen - man sah diese possierlichen kleinen Bären nirgendwo mehr. Sie waren viel zu langsam gewesen, um dem Feuer entfliehen zu können…
    Buschfeuer hatte es in Australien immer gegeben. Aber es war niemals so schlimm gewesen wie in diesem Jahr. Wenn der Wind nicht rechtzeitig wieder gedreht hätte, wäre möglicherweise die ganze Millionenstadt vernichtet worden.
    Duncan suchte eine neue Bleibe. Sein kleines Haus existierte nicht mehr. Er wohnte bei Verwandten, die ihn ständig beredeten, er solle das niedergebrannte Haus wieder aufbauen. Aber er wollte es nicht. Ein Teil seines Lebens war hier verbrannt. Er wollte das Trümmergrundstück verkaufen und an einer anderen Stelle einen neuen Anfang machen. Natürlich in Sidney oder der nahen Umgebung, weil er hier seinen Arbeitsplatz hatte und nicht beabsichtigte, ihn aufzugeben und sich anderswo um einen Job zu bemühen. So radikal sollte der Bruch mit der Vergangenheit auch nicht sein.
    Duncan hatte einen Makler beauftragt, sowohl nach einem Käufer für sein Anwesen zu suchen als auch nach Angeboten für ihn selbst zu forschen. Er hatte seine Vorstellungen formuliert und war froh, daß ein anderer ihm diese Arbeit abnahm.
    Jetzt hatte Thor Sky ihn in der Firma angerufen. Da sei etwas, das Duncan vielleicht interessieren könne. Aber er solle sich beeilen,
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