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0511 - Das Volk der Sklaven

Titel: 0511 - Das Volk der Sklaven
Autoren: Unbekannt
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langen Bogen am Sattel und erwiderte: Wir dürfen die Eltern nicht so lange allein lassen. Sie wissen nicht, was sie tun sollen."
    „Jaja", sagte sie.
    Er faßte sie um die Hüften und kob sie mühelos in den Sattel hinauf. Dann schwang er sich auf sein Reittier.
    Schweigend und in einem zügigen Trab ritten sie nach Osten, dem hohen, mit uralten Bäumen bestandenen Kraterwall entgegen.
    Nach einigen Minuten drehte er sich um; das Mädchen saß wie ein Kind im Sattel, halb ungeübt, zur anderen Hälfte bestrebt, das Gleichgewicht zu halten. Es war deutlich, daß sie es nach jenem verhängnisvollen Tag nicht wieder gelernt hatte, sich eines Cavans in der richtigen Weise zu bedienen. Sandal zügelte sein Tier, wartete, bis Beareema ihn eingeholt hatte und zog dann die Zügel aus ihrer Hand und knüpfte sie hinter sich an den Sattel.
    Als er ins Gesicht des Mädchens sah, schauderte er zusammen; es war das trotzige, verkniffene Gesicht eines Kindes, dessen Unbehagen so groß war, daß es jede Sekunde in Weinen ausbrechen würde.
    Sandal Tolk saß gespannt im Sattel, als ihn der Donner aus dem Osten erreichte.
    „Was ist das?" murmelte er und hielt die Tiere zurück, die zu scheuen begannen. Ihre Leistungen hatten seit damals nachgelassen; sie waren verspielt, nicht bei der Sache und nur nachdrücklicher Einsatz von Sporen und Reitgerte konnte sie bewegen, zu gehorchen. Als ob sie nie einen Reiter gehabt hätten, der wochenlang mit ihnen geübt hatte.
    Damals ...
    Sandal Tolk drehte sich um. Er war zutiefst beunruhigt.
    Im Westen türmten sich dunkle, drohende Wolken auf, und aus dem Osten donnerte es, ohne Blitze, ohne daß sich eine einzige Wolke zeigte. Dann begriff er langsam: Es war wohl ein Raumschiff gewesen. Er kannte Raumschiffe, denn er war sehr oft bei Thamar gewesen, als die wenigen Fremden noch nicht verdummt waren.
    Dann beschleunigte er das Tempo der Tiere.
    „Ich habe plötzlich den Eindruck", murmelte er zu sich selbst, „daß die Burg in Gefahr ist. Die Eltern... und Großvater."
    Sein Gesicht, das meist ein kühles, abwartendes Lächeln trug, bekam einen harten Ausdruck. Die Hakennase wirkte pIötzlich derart, daß Sandals Züge denen eines Raubvogels zu gleichen begannen.
    Er dachte nach.
    Das Leben um ihn herum zerbröckelte. Das beste Beispiel war dieses Mädchen dort schräg hinter ihm, das ihn zum Manne gemacht hatte. Sein Unbehagen ging wesentlich tiefer, als er selbst es feststellen konnte. Etwas hatte diese Welt ruiniert. Und was war der Vorteil dieser Wolke aus Dummheit und Trägheit, die sich über das Reich rund um die Savanne gesenkt hatte? Die kleinlichen Stammesfehden hatten aufgehört, das war alles. Aber dafür rang jedermann hier mit Hunger und mit dem Mangel an den lebensnotwendigen Dingen. Diejenigen, die Bauern gewesen waren, konnten kaum noch einen Pflug bedienen, der von acht Cavans gezogen wurde. Die Ernte verfaulte auf den Feldern.
    Waldbrände wurden nicht mehr eingedämmt.
    Beareema.
    Er hatte ein Jahr lang um sie geworben, bis sie ihn erhört hatte.
    Dann folgten einige Tage, in denen er mehr über das Verhältnis zwischen Mann und Weib erfahren hatte als in den Jahren davor.
    Sie war von einem Planeten gekommen, mit einem Schiff, das dort drüben gelandet war.
    Unwillkürlich blickte er in die betreffende Richtung.
    Sie kannte alles das, was er nicht kannte. Bücher und jene Lesespulen, Bilder und rätselhafte Waffen. Sie wußte mehr über Ackerbau und das Vieh als Großvater, und der war Sandals Vorbild.
    Sandal begann zu ahnen, daß sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet hatten.
    Er war der einzige Mensch, der nicht wie alles andere, Tiere wie Menschen, auf diesem Planeten verdummt war.
    Er griff in seinen Nacken, seine Finger tasteten sich entlang der beiden harten Sehnen des Hinterhauptes hoch.
    Dort begann die scharfe Narbe, die noch manchmal schmerzte, wenn er sich gegen eine harte Fläche lehnte. Sie schlängelte sich im Zickzack bis zur Mitte der Kopfhaut und lief dort in ein Dreieck aus.
    Er war beim Klettern vom Turrn der Burg gefallen und drei Tage für tot dagelegen. Als er wieder sehen konnte - damals - ,wurde sein Haar weiß wie das eines alten Mannes.
    „Ich habe nur ein Leben in der Vergangenheit", murmelte er.
    Wieder schlug der Donner an sein Ohr, wieder scheuten die Reittiere.
    Sandal zuckte zusammen, sah in den Himmel hinauf, wobei er die Augen gegen die Sonne abschirmte. Tatsächlich! Dort oben zerflatterte ein solcher weißer Streifen,
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