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051 - Die Hexe und ihr Henker

051 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 051 - Die Hexe und ihr Henker
Autoren: A.F.Morland
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erstickte damit ihren Schrei.
    Und dann hob er die Axt!
    ***
    Herb Colodner erhob sich. Bill Jingles blickte zu ihm auf. »Wohin willst du?«
    Colodner grinste. »Mußt du alles wissen?«
    »Was hast du vor?«
    »Ich hab' was zu erledigen.«
    »Was?« fragte Jingles, und plötzlich ging ihm ein Licht auf. Die Wirtstochter war verschwunden. »Ah«, sagte er lachend. »Ich verstehe. Meinst du, daß du's allein schaffst? Oder brauchst du Hilfe?«
    »Ich komm' schon zurecht. Du wärst mir mit Sicherheit keine Hilfe, würdest bloß stören.«
    Jingles kniff die Augen listig zusammen. »Ich verlange Schweigegeld, Kumpel, sonst verpetze ich dich in längstens zehn Minuten bei den Eltern der Kleinen.«
    »Trink ein Bier auf meine Rechnung.«
    »Ich fürchte, mit einem Bier werde ich die Zeit nicht überbrücken, die du fort bist.«
    »Na schön, zwei, aber trink langsam«, sagte Herb Colodner und schlug dem Kollegen freundschaftlich auf die Schulter. »Erpresser.«
    Jingles lachte. »Soll ich gar nichts haben?«
    Colodner verließ die Gaststube. Er glaubte nicht, daß das Ehepaar Farr wußte, was er mit ihrer Tochter anstellte. Den beiden war zwar bekannt, daß ihm Melissa sehr zugetan war, doch wie sehr, das ahnten sie bestimmt nicht.
    Es hätte ihm nichts ausgemacht, wenn die Wirtsleute hinter dieses Geheimnis gekommen wären, denn er hatte ernste Absichten mit Melissa.
    Früher hatte er überall in Europa seine »Stützpunkte« gehabt, doch damit war es vorbei, seit er Melissa kannte und liebte. Er sah sie oft wochenlang nicht, doch sie konnte sich darauf verlassen, daß er ihr treu war.
    Herb Colodner nahm sich vor, demnächst einmal mit Melissas Eltern zu reden. Sie konnten sicher sein, daß er ihre Tochter glücklich machen würde, und er nahm nicht an, daß sie etwas gegen eine Verbindung haben würden.
    Sein Bankkonto konnte sich für einen einfachen Truckfahrer sehen lassen. Vergangene Woche war ihm ein günstiger Existenzgründungskredit in Aussicht gestellt worden. Wenn Melissa ihre Ersparnisse dazulegte, würde Herb sein Ziel vielleicht früher als geplant erreichen. Mit Bill Jingles hatte er sich inzwischen soweit zusammengerauft, daß er ihm anbieten würde, für ihn zu fahren. Wenn er Bill mit einer Gewinnbeteiligung köderte, würde er anbeißen. Doch diese Gedanken schob Herb Colodner jetzt beiseite. Melissa wartete im Truck auf ihn, und er freute sich schon sehr auf das Alleinsein mit ihr.
    Er trat aus dem Wirtshaus und hob die Schultern, als ihm der feuchtkühle Wind unangenehm über den Nacken strich. Es war Anfang April und eigentlich zu kalt für die Jahreszeit, aber Herb Colodner regte sich schon lange nicht mehr über das Wetter auf. Es spielte zu oft verrückt, deshalb nahm er es nur noch hin, wie es war.
    Mit wachsender Freude begab sich der Fahrer zum Truck. Sein Blick strahlte. Melissa war ein wunderbares Mädchen. Er hatte lange suchen müssen, um sie zu finden, und nun war er bereit, alles zu tun, um sie nicht zu verlieren.
    Je näher er dem Truck kam, desto schneller wurden seine Schritte. Er konnte es kaum noch erwarten, neben Melissa in der Koje zu liegen.
    Jetzt stand er neben der Trucktür. Lächelnd faßte er nach dem Griff, öffnete die Tür…
    Melissa sank ihm entgegen. Sie war tot, ermordet! Die Verletzung an ihrem Kopf war so schrecklich, daß dem Truckdriver, der an und für sich starke Nerven hatte, übel wurde.
    »Nein!« schluchzte Herb Colodner verzweifelt.
    ***
    Seine Augen schwammen in Tränen. »Melissa!« preßte er heiser hervor. Er schüttelte mit schmerzlich verzerrtem Gesicht den Kopf. »Melissa .... wer ... wer hat das getan? O Gott!«
    Ein Geräusch drang an sein Ohr.
    Der Mörder! schoß es ihm durch den Kopf. Er ließ die Tote los und wirbelte haßerfüllt herum.
    »Ich bring' dich um!« krächzte er, während er durch den Tränenschleier jenen Wahnsinnigen zu entdecken versuchte, der die Bluttat verübt hatte. Es mußte sich um einen Wahnsinnigen handeln!
    »Du Bestie!« schrie Herb Colodner in den heulenden Sturm. »Du grausamer Teufel!«
    Ihm war, als würde er eine Gestalt davonlaufen sehen. Haß und Schmerz trieben ihn hinter dem Mörder her. Während er lief, wischte er sich die Tränen aus den Augen.
    Jetzt hörte er deutlich die Schritte des Fliehenden, und er folgte ihnen.
    Mit langen Sätzen jagte Herb Colodner durch das nächtliche Dorf. Er rannte an stillen, finsteren Häusern vorbei, durch dunkle Gassen. Die Menschen schliefen und wußten nichts von der
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