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050 - Das Kind der Hexe

050 - Das Kind der Hexe

Titel: 050 - Das Kind der Hexe
Autoren: Dämonenkiller
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ganze Nacht kein Auge zugetan.«
    Coco betrachtete ihn zweifelnd. Ob es wirklich nur die Nerven waren? Er legte sich bäuchlings neben sie aufs Bett. Sie massierte ihm den Rücken, während sie in unergründliche Fernen starrte. Sekunden später war er eingeschlafen.

    Frank Gilmore hätte nicht geglaubt, dass er noch einmal mit dieser unheimlichen Frau zu tun bekommen würde. Er hatte sie schon längst vergessen … Nein, das stimmte nicht. Er hatte sie nur aus seinem Gedächtnis verbannt, die Erinnerung an sie verdrängt. Und nun wurde er plötzlich nachhaltig an sie erinnert. Sie hatte ihm eine Nachricht zukommen lassen, in der sie ihn bat, sich um Mitternacht bei einer bestimmten Adresse einzufinden. Außerdem hatte sie geschrieben, dass sie ihm einmal einen großen Gefallen getan habe und er nun Gelegenheit habe, sich zu revanchieren. Sonst nichts. Nicht einmal eine Unterschrift.
    Aber er wusste sofort, wer der Absender war. Denn er kannte die Adresse. Er war schon oft in diesem Haus gewesen, um Kräuter und Tinkturen für seine todkranke Frau abzuholen. Lag das alles schon ein Jahr zurück? Plötzlich erschien es ihm, als sei das alles erst gestern gewesen, wenngleich er sich eingeredet hatte, diese Dinge schon längst vergessen zu haben. Ja, es war ziemlich genau vor einem Jahr:
    Er saß am Bett seiner Frau, bei der die Kunst der Ärzte versagt hatte. Sie wimmerte unter Schmerzen, die nicht einmal mehr durch Morphiumspritzen gelindert werden konnten. Frank rechnete jeden Augenblick mit ihrem Tod.
    Und da stand die Fremde auf einmal in der Tür. Sie gab keine Erklärung darüber ab, wie sie ins Haus gekommen war. Und Frank fragte sie nicht danach.
    Er war in einer scheußlichen Verfassung. Er hörte nur, dass die Frau behauptete, helfen zu können. Und Frank klammerte sich verzweifelt an diese letzte Hoffnung.
    Er erinnerte sich an eine bestimmte Szene so genau, als sei es erst gestern gewesen: Die Fremde ging – fast schien es, als schwebe sie – zum Bett seiner todkranken Frau und berührte sie kurz an der Stirn. Und seine Frau verstummte, schlief friedlich ein. Dabei hatte sie schon seit Tagen keinen Schlaf mehr gefunden. Selbst wenn sie im Koma lag, wimmerte, stöhnte und phantasierte sie. Und auf einmal war sie ganz ruhig. Die Fremde fragte, ob er ihre Heilung wünsche. Und Frank sagte, ja, unter allen Umständen. Unter allen Umständen?, fragte die Fremde – und dabei bekam ihr Gesicht einen ganz seltsamen Ausdruck. Ja, sagte Frank, ja, ja, er würde alles nur mögliche tun, um seine geliebte Frau zu retten. Und sie wurde gerettet. Die seltsame Frau bestellte ihn dann einige Male in ihr Haus – ein unheimliches Haus. Er fragte bei jedem Besuch, was er denn schuldig sei. Aber die unheimliche Frau wollte von Geld nichts wissen. Er hatte damals vierhundert Pfund gespart gehabt, doch sie nahm sie nicht an. Er solle gehen, sagte sie. Irgendwann, eines Tages, in einem Jahr oder in zehn, morgen oder dann, wenn er selbst auf dem Sterbebett läge, werde sie zu ihm kommen und ihn bitten, dass er seine Schuld bei ihr abgelte. Jetzt war es soweit. Es hatte nicht ganz ein Jahr gedauert.
    Margarita Voisin verlangte ihren Lohn. Aber was konnte er ihr schon bieten? Er, ein kleiner Buchhalter mit bescheidenem Gehalt und ohne überragende Fähigkeiten? Nun, dass sie kein Geld wollte, das wusste er. Aber was dann? Diese Frage quälte ihn. Und sie ließ ihn auch frösteln. Er hatte schon damals, vor einem Jahr geahnt, dass Margarita Voisin, wenn sie sich einmal an ihn wenden würde, etwas ganz und gar Ungewöhnliches von ihm verlangen würde. Und er hatte gehofft, dass sie nicht mehr auf ihn zurückkommen würde.
    Jetzt stand er vor ihrem Haus. Vor ihm hastete eine schlanke Frau, in einen schwarzen Umhang gehüllt, über den Kiesweg zum Eingang der Villa. Sie trippelte auf hochhackigen Schuhen und mit kleinen Schritten einher, den Umhang fest um die Schultern gezogen, so als sei ihr kalt.
    War auch sie eine von jenen, die in der Schuld der Voisin standen und von der nun verlangt wurde, dass sie sie tilge? Frank hatte Lust, schnellstens wieder umzukehren. Aber die Angst, dass etwas Schreckliches mit ihm – oder mit seiner Frau – passieren würde, trieb ihn weiter. Dann hatte er hinter dem zierlichen zitternden Geschöpf die Villa erreicht. Die Tür ging wie von Geisterhand bewegt auf, und die junge Frau vor ihm drückte ihm die Türklinke in die Hand. Ein kurzes Kopfwenden. Große, ängstlich blickende Augen streiften
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