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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen
Autoren: Marion Chesney
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schwer
über die Hecke hingen, wo das Gras im Garten grün und gepflegt war, in dem
Garten, in dem sie am Abend stand und darauf wartete, dass Joseph die
Dorfstraße herauf nach Hause geschritten kam.
    Die lebhafte, dunkelhaarige Jenny
war ebenfalls ganz still geworden. Für sie bildete das Gasthaus nur das
Sprungbrett, von dem aus sie die Möglichkeit hatte zu heiraten. In ihren
Träumen servierten sie und Alice gerade an der Theke, als zwei gutaussehende
Dragoner hereinkamen, die auf der Stelle Feuer und Flamme für sie waren. Alice
und sie würden eine Doppelhochzeit feiern. Danach würden sie mit ihren Männern
in den Krieg ziehen und so tapfer sein, dass es der Prince of Wales erfuhr und
sie mit Medaillen auszeichnete.
    Nichts ahnend von den Plänen ihrer
Freundin für sie, träumte die schöne blonde Alice von Kindern, von ganz vielen
Kindern. Sie liebte Kinder, und wenn sie sich bemühte, das Gesicht des Mannes,
mit dem sie sie haben wollte, heraufzubeschwören, gelang ihr das nie so recht.
Aber dieser namen und gesichtslose Mann würde eines Tages vor das Gasthaus
geritten kommen und sie in ein Landhaus mit großen luftigen Räumen und vielen
Kinderzimmern entführen.
    Genau wie Lizzie betrachtete auch
der kleine Dave das Gasthaus nur als eine Erweiterung seiner bisherigen
Pflichten. Sie würden wieder jemanden brauchen, der die Töpfe spülte, und Dave
war überzeugt davon, dass dieser Jemand immer er sein würde. Wenn er etwas
haßte, dann waren es die Saucentöpfe, in denen Angus seine französischen
Kreationen zu zaubern pflegte. Was da am Topfboden hängenblieb, schien aus Klebstoff
zu sein. Aber wenn Mr. Rainbird sich jetzt aufmachen und wieder auf die
Jahrmärkte gehen würde, dann würde Dave ihn begleiten. Sie würden ein einfaches
Leben auf der Straße führen und unter dem Sternenhimmel schlafen, und er würde
den Hut herumreichen, wenn die Leute Mr. Rainbirds raffinierte Tricks
bestaunten und beklatschten. Der Jahrmarkt war immer bunt und farbig und heiß
und sonnig, und alle Nächte waren sternklar.
    Da stürzte plötzlich Joseph in den
Aufenthaltsraum der Diener, und alle die Träume vom Sommer und der goldenen Zukunft
wirbelten um ihre Köpfe und verschwanden.
    »Palmer ist da«, keuchte er. »In
einer vornehmen Kutsche mit einer Lady und einem Gentleman. Sie wollen das Haus
sehen.«
    Er riss sich die Schürze vom Leib
und warf sich in seinen schwarzen Samtrock. Sein Haar war nur stellenweise
gepudert, und deshalb bestäubte er es großzügig aus der Mehltonne, so dass das
Mehl seine schwarze Samtlivree wie Schuppen bedeckte.
    »Vielleicht sind sie's?« rief Rainbird.
»Unsere neuen Mieter!«
    Er warf seine grüne Friesschürze
hin, zerrte seinen Rock von einem Haken an der Tür und sprang die Hintertreppe
hinauf.

Zweites Kapitel

    »Das da ist der Butler«, sagte
Palmer, als Rainbird in die Halle gestürzt kam.
    Der Hausverwalter stand mit
gespreizten, stämmigen Beinen in Gamaschen da, die feisten Hände hinter dem
Rücken verschränkt. Neben ihm standen eine Dame und ein Herr. Der Herr war groß
und hager und hatte feine, schöne weiße Haare, die aussahen wie eine Perücke
aus gesponnenem Glas. Sein Gesicht war höchst merkwürdig, weil die Nase ein bisschen
nach rechts verschoben war und sich der schmale Mund in dieselbe Richtung
bewegte. Es sah aus, als ob die untere Partie seines Gesichts verzweifelt
versuchte, um die Ecke zu biegen, während die Augen an Ort und Stelle blieben
und geradeaus schauten. Seine Kleidung war unauffällig und altmodisch, aber
aus feinstem Tuch. Er machte einen leicht gebückten und merkwürdig
untertänigen Eindruck. Rainbird schätzte, dass er zwischen Fünfzig und Sechzig
war.
    Dann richtete Rainbird seine klugen
hellen Augen auf die Dame und musste feststellen, dass er sie nicht wieder
abwenden konnte.
    Schönheit ist ein mächtiger Magnet.
Sie hatte klare, graublaue Augen, die von schwarzen Wimpern umrahmt waren.
Ihre Haut war ungewöhnlich hell und durchsichtig. Unter ihrer modischen Haube
waren schimmernde dunkelbraune Locken sichtbar, denen goldene Strähnen
Glanzlichter aufsetzten. Ihr zartrosa Mund war weich und üppig. Die Augenbrauen
waren zart und hübsch geschwungen, als habe ein Künstler sie mit feinem Pinsel
gestrichelt. Sie hatte eine gerade Nase, einen zarten Hals über einer
Halskrause aus feiner Spitze, und eine Figur, die jedem sinnlichen Menschen
den Verstand rauben musste. Aber der Ausdruck ihrer Augen war hart und hochmütig.
    »Hören
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