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049 - Die Höhle der Untoten

049 - Die Höhle der Untoten

Titel: 049 - Die Höhle der Untoten
Autoren: Dämonenkiller
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stämmigen Beinen. Es drehte sich langsam um und – sah herauf zu ihr und Walter. Die weiße Löwenmähne teilte sich und gab den Mund des Scheusals frei. Es war ein Raubtiergebiss mit langen, kräftigen Reißzähnen. Die Nase verschwand fast zwischen den hochstehenden, hervortretenden Backenknochen. Aber das alles machte die Scheußlichkeit nicht aus. Es waren die drei Augen, die sie entsetzten. Über der Nasenwurzel befand sich ein drittes größeres Auge, aus dem nackte Gier und Bosheit leuchteten. Das schreckliche Wesen streckte seine stämmigen Arme hoch und schien nach den beiden jungen Menschen greifen zu wollen.
    »Weg!«, keuchte Walter und richtete sich hastig auf. »Nichts wie weg!«
    Er griff nach Liesel, zerrte sie hoch und rannte mit ihr dem Ausgang der Grotte entgegen. Er dachte nur noch an Flucht, wusste plötzlich, dass es um Sekunden ging. Hinter sich hörte er ein lautes Scharren, dann einen entsetzten, gellenden Aufschrei. Gleichzeitig rutschte Liesels Handgelenk aus seinen Fingern.
    Walter fuhr herum, schrie auf.
    Sie rutschte nach unten weg, griff verzweifelt um sich, suchte nach Halt, schrie und sackte immer weiter in die Tiefe. Walter streckte eine Hand nach ihr aus.
    »Fass doch zu!«, brüllte er sie an.
    Das Loch im Boden der Grotte weitete sich. Liesel rutschte über eine Schräge unaufhaltsam nach unten. Walter hätte sich vielleicht weiter vorwagen können, um ihre ausgestreckte Hand doch noch zu erreichen, aber er traute sich einfach nicht. Er hatte Angst, nackte Angst. Er wollte nicht auch noch in die Grabhöhle abrutschen, denn er spürte, dass der Boden unter seinen Füßen bereits weich wurde und nachgab. Er hechtete vor und erreichte den Geröllberg. Auch hier war alles bereits in Bewegung. Die Felstrümmer rutschten durcheinander, schienen in eine mahlende, kreisende Bewegung geraten zu sein.
    Dann hörte er ihren wahnwitzigen Aufschrei.
    Walter blieb auf dem Geröll liegen und wandte sich noch einmal nach seiner Freundin um. Er konnte alles ganz deutlich sehen. Sie zappelte verzweifelt in den riesigen Händen des Ungeheuers, erinnerte an eine Gliederpuppe. Liesel hatte keine Chance mehr. Das dreiäugige Scheusal hatte sein Maul weit geöffnet. Die langen Reißzähne waren wie Dolche, die nur darauf warteten, in den Körper der Beute gejagt zu werden.
    »Walter!«, schrie Liesel, doch er sah nicht mehr hin.
    In panischer Hast kletterte und rutschte er über die Steintrümmer, erreichte den vorderen Teil der Höhle und rannte hinaus ins Freie. Regen peitschte ihm ins Gesicht, doch er spürte ihn nicht. Blitze zuckten vom Himmel herab, der Donner krachte. Walter lief und lief, bis er vor Erschöpfung stolperte und zusammenbrach. Wie betäubt blieb er unter einer hohen Fichte liegen, bis ihn die Kälte aufweckte.
    Nein, er brauchte sich nicht zu erinnern. Er sah alles noch ganz genau vor sich und schüttelte sich, als er an das Untier dachte, das er dort unten in der Grabgrotte entdeckt hatte, und er schluchzte vor Scham und Trauer. Er hatte Liesel feige zurückgelassen und nur an seine eigene Sicherheit gedacht. Aber hätte er ihr wirklich helfen können? Konnte er vielleicht jetzt noch etwas für sie tun? War er nicht verpflichtet, zur Höhle zurückzukehren? Er merkte erst jetzt, dass er die Orientierung verloren hatte. Walter wusste wirklich nicht, wo er sich befand. Er schaute sich um und fand heraus, dass er sehr weit von dem Steilhang, in dem sich der Eingang zu den Grotten befand, entfernt sein musste. Jede Hilfe musste zu spät kommen. Nein, es hatte keinen Sinn, noch einmal zur Höhle zurückzukehren.
    Und dann dachte er plötzlich an sein Motorrad. Er hatte es vorn am Höhleneingang zurückgelassen. Wenigstens die Maschine musste er bergen. Er hatte sie sich doch gerade erst gekauft, und sie hatte eine Menge Geld gekostet. Walter dachte an das Motorrad und schämte sich. Die Maschine war ihm jetzt fast wichtiger als Liesel. Er musste noch einmal zurück zur Höhle. Er brauchte nicht lange zu suchen, er stolperte förmlich über sein Motorrad. Es lag auf einer Lichtung und wurde von einem herunterzischenden Blitz taghell angestrahlt. Es war nur noch ein abenteuerlich verbogener Blechhaufen, der von rasenden Urkräften derart zermalmt worden sein musste. Da wandte Walter sich ab und hetzte zurück in den Schutz des Waldes.
    Er spürte, dass er verfolgt wurde.

    Er hieß Peter Laube und unterrichtete an der Volksschule in Greulingen. Peter fühlte sich wohl in dem kleinen
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