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0487 - Ich, der Ganjo

Titel: 0487 - Ich, der Ganjo
Autoren: Unbekannt
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vereinbaren ließen. So begann in meinem Innern die Trennung von Geist und Körper. Ich erhob meinen Geist auf ein Podest und sah zu, wie mein Körper mißbraucht wurde Es war mein Körper, in dessen Namen erobert und gemordet wurde. Es war mein Körper, der überall als falscher Ganjo auftrat.
    Meine Seele hatte sich zurückgezogen. Sie beobachtete.
    Ohnmächtig, ohne eigenen Willen.
    Sie sagten: „Du wirst an Bord dieses Schiffes gehen. Du wirst auf dem Zielplaneten als Ganjo auftreten und sprechen."
    Ich gehorchte.
    Sie sagten: „Du wirst für eine bestimmte Zeit zurückgezogen leben und Biomasken tragen."
    Ich gehorchte.
    Meine Seele kapselte sich ab. Von diesem Zeitpunkt an wurde mir mein Körper unheimlich, ich verstand ihn nicht mehr.
    Trotzdem war es manchmal faszinierend, ihn zu beobachten.
    Mein Körper vollführte würdevolle Bewegungen, wann immer er als Ganjo auftrat. Er redete, wie zu reden ich mich in meiner Jugend niemals befähigt gesehen hätte.
    Mein Körper log. Er betrog Millionen anständiger Cappins.
    Und er mordete.
    Er duckte sich feige unter der Macht des Taschkars. Willig führte er alle Befehle aus.
    Mein Körper verlor seine Identität.
    Guvalasch sagt: „Du bist weniger als ein Nichts .. „ Er muß meinen Körper meinen, denn von meiner Seele weiß er nichts.
    Guvalasch sieht das Gespenst an und sagt: „Ich mache aus dir ein mächtiges und reiches Individuum."
    Kleiner Seele ist es gleichgültig, ob der alte Mann die Wahrheit spricht. Aber mein Körper wartet mit einer erniedrigenden Gier darauf, daß Guvalasch sein Versprechen endlich verwirklicht.
    Vielleicht hat das Gespenst Gefallen an seinem Leben gefunden, vielleicht klammert es sich um so verzweifelter an solche Dinge, je weiter sich mein Geist aus ihm zurückzieht.
    Guvalasch kommt herein, sieht mich prüfend an und sagt: „Es gibt Schwierigkeiten."
    Ich habe das Gefühl, daß er von meiner Zwiespältigkeit etwas ahnt, daß er nur darauf lauert, auch Einfluß auf meinen Geist zu bekommen.
    „Schwierigkeiten", wiederhole ich. Mein Körper hat gelernt, in solchen Augenblicken Zeit herauszuschinden.
    Doch Guvalasch ist kein Mann, der anderen länger Zeit zum Nachdenken läßt, als er sich selbst zugesteht.
    „Tarinos Truppen haben das Feuer eingestellt." Der alte Sextalotse wirkt zum erstenmal unsicher. Ich glaube. er hat den Blick für die Wirklichkeit verloren. Die Ereignisse haben ihn verwirrt.
    „Das ist nicht gut für uns", sagt mein Körper, während mein Geist frohlockt.
    Guvalasch geht nervös im Zimmer auf und ab. Ich wundere mich, warum er mich nicht in die Zentrale bestellt hat. Dort halten sich auch die anderen auf. Vielleicht will er mit mir allein sein. Er informiert die Pedolotsen nicht immer über alle Vorgänge.
    „Tarino selbst ist verschwunden. Ein Gerücht besagt, daß er zu den Farrogs übergelaufen ist." Guvalaschs gebeugter Körper kommt zur Ruhe. Der Alte steht am Bildfenster. Er sieht eine Phantasielandschaft, denn der Raum liegt mitten im Regierungsgebäude.
    Er muß merken, daß es nur mein Körper ist, der Interesse zeigt.
    Alles andere ist geheuchelt. Guvalasch hat Erfahrung im Umgang mit anderen Cappins. Er spürt die Teilnahmslosigkeit meines Geistes. Vielleicht unternimmt er jetzt etwas, um ihn von seinem Podest herunterzuholen.
    Doch er schüttelt nur den Kopf, wie jemand, der seiner Sache nicht völlig sicher ist.
    „Die Fremden haben noch nicht aufgehört, Schiffe aus der Arrivazone auszuschleusen und Funknachrichten abzustrahlen.
    Auch die Perdaschistensender sind noch nicht alle ausgeschaltet."
    Meinem Geist erscheint das alles bedeutungslos. Ich frage mich, was es ausmacht, ob die Sender der Perdaschisten arbeiten oder nicht. Was stört es mich, ob die Terraner hartnäckig sind oder nicht? Auch Tarino interessiert mich nicht im geringsten.
    Aber mein Körper sagt: „Soll ich zu den Ganjopriestern sprechen?"
    „Dazu besteht im Augenblick keine Veranlassung", erwidert Guvalasch. „Aber Sie werden etwas anderes tun."
    „Ja?"
    „Sie werden Kommandant der Systemflotte Syveron. Sie werden den Befehl zur Feuereinstellung widerrufen und die Truppen ins Reich der Farrogs schicken, damit der Ganjo getötet und die Terraner ausgeschaltet werden."
    Mein Körper hat einen Einwand.
    „Werden die Cappins der Systemflotte meinen Befehlen gehorchen?"
    Guvalasch macht eine ungeduldige Geste.
    „Natürlich! Sie sind der Ganjo! Noch immer."
    Ich frage mich, was diesen Mann antreibt. Sein Streben
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