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0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

Titel: 0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen
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Lastwagen ihre Fracht unterirdisch abluden. Bewacht wurde der Weg nur von einem Pförtner. Diese Stelle schien mir die schwächste zu sein, denn ich sah nur zwei Holztore, die jetzt sperrangelweit offenstanden, während alle anderen Eingänge mit Scherengittern verschlossen werden konnten. Mit einem kräftigen Wagen konnte man den Eingang nachts ohne weiteres sprengen.
    Ich suchte mir den Filialleiter und klopfte kurz an. Ein brummiges Herein war zu hören, und ich betrat das Allerheiligste. Der Raum war klein und nüchtern möbliert, dafür befanden sich drei große Aktenstapel auf dem großen Schreibtisch, hinter denen eine stoppelige Bürste sichtbar war. Als ich die Tür zufallen ließ, schoben sich ein paar Brillengläser höher, durch die mich zwei kühle graue Augen musterten. Ohne zu reden, zeigte ich ihm meinen Ausweis, den er eingehend studierte.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Cotton«, sagte der Mann ungerührt und biß das Ende einer teuren Zigarre ab, »ich habe genau zehn Minuten Zeit für Sie.«
    Knapp und präzise stellte ich ihm meine Fragen, nachdem ich kurz erzählt hatte, weshalb ich hier war. Er gab mir freimütig Auskünfte über die Tageseinnahmen, Sicherheitsvorkehrungen, Geldaufbewahrung und Notausgänge. Ich notierte mir die wichtigsten Angaben und bat dann um die Erlaubnis, alle Räume inspizieren zu dürfen.
    »Ich glaube zwar nicht an den Überfall«, sagte er lächelnd, »aber wenn es Sie beruhigt, sehen Sie sich alles an. Außer normalen Ladendiebstählen ist noch nie etwas vorgekommen, dazu passe ich zu sehr auf.«
    Automatisch verschwand die Bürste wieder hinter dem Papierstapel. Mr.Laurel schien nicht viel über anderthalb Meter zu messen und hatte es dadurch leicht, seine Audienzen zu beenden. Schweigend machte ich die Tür auf und stockte mitten im Lauf. Ein rothaariges Mädchen stand eine Handbreit vor mir. Sie war es wert, daß man zweimal hinsah. Nachdem ich meinen Blick wieder hob, sahen mich zwei spöttische eisgraue Augen an.
    »Zufrieden?«
    »Das hängt davon ab, wie es weitergeht«, murmelte ich, denn ich hatte den Verdacht, daß sie an der Tür gelauscht hatte. Auf ihrem weißen hautengen Kittel wippte an der höchsten Stelle ein Namensschild. »Falls Sie mich suchen, Miß Jane, ich stehen Ihnen morgen den ganzen Nachmittag zur Verfügung.« Damit schob ich mich an ihr vorbei und sah noch, wie sie mit katzenartigen Bewegungen in Laureis Büro glitt. Ein Hauch von Parfüm wehte durch den muffigen Gang, während ich die Verkaufsräume aufsuchte.
    ***
    In dem sehr gepflegt eingerichteten Apartment an der Christopher Street saßen zwei Männer und legten die Beine auf die Sessel. Ruhig kaute der Bullige an einer kalten Havanna, während sein Gegenüber aus dem Fenster starrte.
    Der Mann war klein, kräftig und fast weißblond. Seine Augen hatten die Zutraulichkeit eines gereizten Polypen, seine Lippen waren blutleer und messerscharf. Louis Saranac sprach nicht viel, dafür handelte er um so schneller. Minutenlang peilte er einen mattglänzenden Derringer an, der neben ihm lag. Dann nahm er einen dunklen Lappen und begann die Waffe sorgfältig zu polieren.
    Errol Lyman saß verkehrt auf einem Stuhl und hatte das Telefon in Griffnähe. Trotz seiner zwei Zentner Lebendgewicht kam er mit einer Sitzfläche aus, wenn auch der Stuhl wackelte. Unaufhörlich rollte der kalte Zigarrenstummel von einem Mundwinkel in den anderen. Wie elektrisiert zuckte er zusammen, als das schrille Klingeln des Apparates die Stille durchschnitt. Hastig griff er zu und hob den Hörer ab.
    »Wer da?« fragte eine unpersönliche Stimme.
    »Errol der Große«, brummte Lyman das vereinbarte Codewort. Den Hörer klemmte er zwischen Kinn und Schulter, dann fischte er einen Kugelschreiber aus der Jacke und zog sich einen Notizblock heran. Ohne den Anrufer zu unterbrechen, malte er eine Straßenskizze, notierte sich ein paar Nummern und nickte mit dem Kopf.
    »Alles kapiert?« fragte der Anrufer zum Schluß.
    »Yeah«, brummte Errol und überflog noch einmal die Notizen.
    »Okay, morgen zur gleichen Zeit.« Es knackte in der Leitung, und Errol legte langsam auf.
    »An die Arbeit!« knurrte er und spuckte endgültig seinen Giftstengel aus. »Der Boß hat große Pläne mit uns vor, also erheb dich gefälligst!«
    Louis sah ihn ungerührt mit seinen wasserhellen Augen an. Er blickte auf seine Pistole und hob fragend eine Augenbraue.
    »Nimm sie mit!« brummte Errol und gab dem Stuhl einen Fußtritt. »Du wirst heute
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