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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt
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einen Yard von der Mauer! Okay — so ist es richtig — immer schön auf den Zehenspitzen.«
    Sie riskierten nicht den geringsten Widerstand. Stumpf standen sie mit weit vorgebeugten Oberkörpern.
    Ohne die beiden aus den Augen zu lassen, beugte ich mich über den Verletzten. Er atmete schwach. Das Bewußtsein hatte er verloren. Vorsichtig hob ich seinen Kopf an, um in sein Gesicht zu sehen.
    Es war Pat Simmens.
    Wenn er nicht hier vor meinen Augen sterben sollte, mußte er sofort ins Krankenhaus nach Charleston gebracht werden.
    Ich untersuchte die beiden Riesen, nahm jedem einen 45er Colt ab, den sie wie Profis in einer Schulterhalfter trugen, und befahl ihnen, sich umzudrehen.
    »Hebt ihn auf, aber vorsichtig. Wenn er den Transport nicht übersteht, landet ihr beide auf dem Elektrischen Stuhl. Vergießt das nicht!«
    Sie arbeiteten wie Maschinen. Bis zu diesem Augenblick hatten sie noch kein Wort gesprochen, und es sah auch nicht so aus, als ob sie mit dieser Gewohnheit brechen wollten.
    Ich ging hinter ihnen her, die Pistole im Anschlag. Aber sie dachten nicht daran, irgendwelche Mätzchen zu versuchen.
    Ohne Zwischenfall gelangten wir aus dem Haus, durchschritten ein Tor und kamen auf den Weg.
    »Zum Gasthaus«, sagte ich knapp.
    Sie gingen so schnell wie möglich und bemühten sich, dem Verletzten keine unnötigen Schmerzen zu bereiten. Er hätte es nicht gespürt, denn er war noch immer ohnmächtig. Aber ich wußte nicht, ob er innere Verletzungen davongetragen hatte.
    Vor dem Wirtshaus legten sie ihn ab.
    Ich mußte ziemlich lange rufen, ehe das Licht anging und der Wirt herangeschlurft kam.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, die Tür ist nicht abgeschlossen«, knurrte er verschlafen. Dann erst sah er die beiden Riesen und das leblose Bündel Mensch zwischen ihnen.
    Plötzlich schien er hellwach zu sein. »Was bedeutet das?« fragte er lauernd.
    »Stellen Sie keine Fragen, sondern rufen sie die Polizei in Charleston an. Und das Krankenhaus — sie sollen sofort einen Krankenwagen schicken.«
    »Für Pat?«
    Er konnte den Verletzten nicht erkannt haben. Dazu war es viel zu dunkel. Ich überging seine Frage. Darauf würde ich später zurückkommen. Aber dieser Hinweis war sehr interessant.
    »Gehen Sie schon«, sagte ich hart.
    Er blickte mich an, öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, senkte die Augen auf meine Automatik, deren Lauf blausilbern blitzte, und drehte sich dann wortlos um.
    Das Telefon hing im Hausgang. Ich hörte, wie er mit jemandem sprach, konnte aber nichts verstehen.
    Als er zurückkam, sagte er: »Sie'werden in einer Viertelstunde hier sein.«
    ***
    Es dauerte etwas länger. Zuerst kam das Polizeiauto, dann der Krankenwagen.
    Die Sanitäter luden Pat ein und fuhren ab.
    »Gehen wir ins Gastzimmer«, sagte der lange Sergeant. »Wir müssen ein Protokoll auf nehmen.«
    Genau das wollte ich nicht. In einem unbeobachteten Augenblick hielt ich ihm meinen Stern unter die Nase. Er stutzte, hatte sich aber gut in der Gewalt.
    Der Wirt eilte voraus und knipste die Lichter an. Er schien an dem Verhör sehr interessiert zu sein.
    Doch der Sergeant überlegte es sich anders. »Wir fahren gleich nach Charleston zurück«, sagte er. Und zu mir gewandt, fügte er hinzu: »Sie kommen bitte mit.«
    Die Polizisten verfrachteten die beiden Gorillas im Wagen, nachdem sie ihnen Handschellen angelegt hatten.
    Der Wirt blickte uns nach, böse und verbissen.
    ***
    Als ich im Morgengrauen in das Wirtshaus zurückkehrte, stand mein Koffer vor der Tür.
    Ich stellte den Wirt deswegen zur Rede.
    »Sie müssen sich ein anderes Quartier suchen«, sagte er barsch. »Ich brauche Ihr Zimmer, habe es schon vor Wochen einem Gast versprochen. Ich bekomme fünf Dollar.«
    Ich zahlte, und dann stellte ich die Frage, die ich mir aufgehoben hatte: »Wieso wußten Sie, daß der Verletzte. Pat Simmens war? Sind Sie Hellseher?«
    »Denken Sie doch, was Sie wollen«, fauchte er. »Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig. Aber nehmen Sie sich in acht, wir lieben keine Fremden in Tempura, die ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angehen.«
    Diesen Eindruck hatte ich auch. Aber zunächst brauchte ich eine Unterkunft. Zwei Stunden lief ich herum, ehe ich in einer halbfertigen Pension ein Zimmer fand.
    Das neue Quartier hatte seine Vorteile. Es bot einen herrlichen Blick auf den Strand, lag abseits, und niemand behelligte mich mit unnötigen Fragen.
    Um neun Uhr wurde die einsame Gegend plötzlich munter. Von überallher
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