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0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

Titel: 0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl
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Sardonin-Leuten Kontakt aufzunehmen. Der Arzt hatte sich sofort mit dem FBI-Distrikt in Verbindung gesetzt. Von dort waren wir per Fernschreiber detailliert unterrichtet worden.
    Da Joe Naddish in einem kleinen Nest östlich von Frisko gestorben war, hielten wir es für wenig wahrscheinlich, daß die Nachricht von seinem Tod jene Leute erreicht hatte, die wir ausheben wollten.
    Das war eine der Ursachen, weshalb ich unter dem Namen Naddish im Hartley abgestiegen war. Ich hoffte, daß es mir gelingen würde, die Sardonin-Leute kennenzulernen.
    Die Frage war, ob diese Burschen wußten, wie Joe Naddish ausgesehen hatte. Außerdem machte Lo Cockers’ seltsames Benehmen es fraglich, ob sich die Aktion wirklich so vielversprechend anließ, wie wir ursprünglich geglaubt hatten.
    Das Mädchen starrte mich noch immer mit wäßrigen Augen an. Ihre Tränen lösten die Wimperntusche auf und erzeugten ein dünnes Rinnsal, das im Zickzack über die stark gepuderten Wangen lief. Sie tat mir leid. Wer sie auch war und wie sie auch lebte: Sie hatte versucht, einem Menschen zu helfen, den sie in Gefahr wähnte, und das verdiente Anerkennung.
    Was konnte ich tun, um ihr zu helfen? Noch während ich darüber nachdachte, hörte ich im Gang das Knacken eines losen Dielenbrettes. Mit wenigen Schritten war ich an der Tür. Ich riß sie auf und sah gerade noch die untersetzte Gestalt des Portiers treppabwärts verschwinden. Er blieb stehen und sah über die Schulter. Er grinste, als unsere Blicke sich kreuzten. »Alles in Ordnung?« fragte er.
    Ich warf die Tür zu. Lo sah ängstlich aus. »Der Alte aus der Rezeption?« fragte sie.
    Ich nickte. Wenn der Bursche nun gelauscht hatte, saß das Mädchen in der Klemme, vor allem dann, wenn der Portier Verbindungen zur Unterwelt hatte. Ich hielt es für das beste, Lo darauf hinzuweisen.
    »Sie müssen mir jetzt den Rest sagen«, meinte ich eindringlich. »Vielleicht kann ich Ihnen dann helfen.«
    »Helfen Sie sich lieber selbst«, sagte sie. »Los, verschwinden Sie.«
    »Was ist der Portier für ein Mann? Schnüffelt er hinter den Gästen her?«
    »Klar«, erwiderte sie. »Er ist neugierig. Er lauscht an den Türen. Aber er wird den Mund halten. Ganz bestimmt. Vielleicht wird er versuchen, mich zu erpressen. Das sähe ihm ähnlich.«
    »Wechseln wir die Rollen«, schlug ich vor. »Ich bleibe, und Sie verlassen das Hotel.«
    Lo Cockers’ Lippen zuckten. »Wohin sollte ich gehen?« fragte sie bitter. »In eine andere Bruchbude dieser Art? Für derlei sinnlose Wanderungen bin ich einfach zu müde.«
    »Sie sind jung, Lo«, sagte ich. »Sie sind sogar hübsch. Sie müssen nur den Mut und die Energie zur resoluten Umkehr haben.«
    »Sie langweilen mich!«
    Ich zuckte die Schultern. »Okay, ich haben Sie gewarnt. Jetzt muß ich zum Bahnhof, um meine Klamotten zu holen.«
    »Denken Sie an meine Worte«, empfahl sie mir.
    »Und vergessen Sie meine nicht«, gab ich zurück, ehe ich das Zimmer verließ.
    Der Portier grinste mir entgegen, als ich die kleine häßliche Halle betrat. »Das war ein kurzes Rendezvous«, sagte er spöttisch. »Lo bringt es im allgemeinen fertig, die Männer länger zu fesseln.«
    Das Hartley lag in einer engen und schmalen Straße. Parkerlaubnis befand sich nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich mußte ein Grinsen unterdrücken, als ich einen alten Ford Fairlane sah und an ihm vorüberging. Hinter dem Lenkrad war ein Mann eingeschlafen. Er hatte den Hut über die Augen gezogen und pennte mit offenem Mund. So sah es jedenfalls aus. Ich kannte meinen Kollegen Steve Dillaggio jedoch gut genug, um zu wissen, daß er unter der Hutkrempe hervor den Hoteleingang scharf im Auge behielt. Ich wußte ebenso genau, daß er auch mich sah, aber er zuckte nicht mal mit den Mundwinkeln.
    Ich marschierte weiter. An der übernächsten Straßenkreuzung lief mir ein Patrolman über den Weg. Unter der Laterne glänzte sein Regencape wie schwarzes Lackleder. Diesmal fiel mein Grinsen noch breiter aus. Mein Freund Phil wirkte unter dem tief in die Stirn gezogenen Mützenschirm seltsam fremd und streng.
    Es fiel mir schwer, ohne einen Gruß an ihm vorbeizugehen, aber da trotz der späten Stunde und des miserablen Wetters noch viele Leute unterwegs waren, mußte ich damit rechnen, daß ich beobachtet wurde.
    Zwei Häuser weiter fand ich einen Drugstore, der noch geöffnet hatte. Ich ging hinein und bestellte einen Kaffee. Ein müde aussehender Portoricaner schob eine Tasse ünter den
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