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0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

Titel: 0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl
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gehen.
    »Weiter«, drängte ich. »Sie haben noch nicht alles gesagt. Packen Sie aus.«
    Langsam sanken Los Schultern nach unten wie bei einem aufblasbaren Gummitier, aus dem die Luft entweicht. »Ich habe schon zuviel gequatscht«, sagte sie.
    »Wußten Sie, daß ich kommen würde?«
    »Ja.«
    »Haben Sie das vom Portier erfah ren?«
    »Verdammt, Sie fragen zuviel! Warum lassen Sie mich nicht in Ruhe? Am liebsten würde ich Sie auf die Straße setzen, genau wie den anderen. Aber Sie würden wiederkommen, nicht wahr? Das sehe ich Ihnen an. Sie sind einer von der sturen Sorte. Sie gehen stur in den Tod.«
    Ich schob das Whiskyglas zur Seite und legte die Ellenbogen auf den Tisch. »Keine Ausflüchte, Lo. Sie können nicht zurück. Sie können mir nicht den Tod ankündigen und sich dann in allgemeine Redensarten flüchten.«
    »Wenn Sie Joe Naddish sind, steht hinter Ihrem Namen bereits ein schwarzes Kreuz«, meinte sie. »Der Mann, der es gemalt hat, pflegt nicht zu radieren. Seine Entscheidungen haben Gewicht, und keiner kann ihn davon abhalten, diese Entscheidungen durchzusetzen. So, jetzt wissen Sie alles. Wenn man mich morgen aus dem Hudson River fischen sollte, können Sie mir einen Kranz kaufen, aber keine Lilien bitte, die kann ich nicht ausstehen.«
    »Keine Lilien«, sagte ich und stand auf. »Ich gehe jetzt zum Bahnhof.«
    Lo erhob sich gleichfalls. »Good bye, Joe«, sagte sie.
    Ich fand es irgendwie beruhigend, daß sie mich Joe nannte. Das bewies, daß man meine Doppelrolle noch nicht durchschaut hatte. Man hielt mich für Joe Naddish. Aber wer, zum Teufel, hatte ein Interesse daram, Joe Naddish hochgehen zu lassen?
    Joe Naddish war nach New York bestellt worden, um hier eine Sendung Sardonin in Empfang zu nehmen. Sardonin war ein neues, synthetisch hergestelltes Rauschgift, das seit einiger Zeit in New York vertrieben wurde. Es war eine Art Pervitin-Konzentrat, galt in seiner Zusammensetzung als schmutzig und führte mit Sicherheit zu den bekannten negativen Folgen der Rauschgiftsucht. Sardonin wurde in der Verpackung eines renommierten Kopfschmerzmittels vertrieben, aber es stand fest, daß die Hersteller des Kopfschmerzpräparates nichts damit zu tun hatten.
    Wir wußten nicht, wer das Teufelszeug produzierte, aber es mußten Fachleute im Spiel sein. Form und Festigkeit ,der weißlichgrauen Pillen verrieten eine hochqualifizierte Fließbandproduktion. Sogar das ABC, der Name des Mittels, war mit mustergültiger Klarheit wie bei den Originalen auf den Tabletten eingeprägt. Die Tatsache, daß das Rauschgift unter dem Namen und in Gestalt des renommierten Erzeugnisses vertrieben wurde, schuf für uns, aber auch für die Sardonin-Interessenten eine Reihe diffiziler Probleme.
    Zunächst einmal war es so, daß die Leute, bei denen man das Mittel entdeckte, lächelnd erklären konnten, es handele sich dabei um die Original-Kopfschmerztabletten. Wir konnten es unseren Mitarbeitern und dem Labor unmöglich zumuten, jeden Besitzer einer Packung ABC-Tabletten daraufhin zu untersuchen, ob er das echte Präparat benutzte oder ob er es vorzog, die gut getarnte Imitation zu nehmen.
    Gewisse Schwierigkeiten ergaben sich aber auch für die Süchtigen. Sie konnten nicht bei anonymen Verkäufern kaufen, denn sie mußten befürchten, für viel Geld ganz normale Tabletten einzuhandeln.
    Die Gang, die das Sardonin herstellte und vertrieb, kannte diese Schwierigkeiten sehr genau und versuchte eine Art Vertrauensverhältnis, sprich Abhängigkeit, zwischen Verkäufern und Käufern zu etablieren. Die Sardonin-Süchtigen waren gezwungen, bei dem für ihren Bezirk zuständigen Vertrauensmann zu kaufen. Die Verkäufer waren ausgesucht clevere Burschen, und es war sehr schwierig, an sie heranzukommen. Erfahrungsgemäß deckten die Süchtigen ihre Lieferanten, in denen sie betrüblicherweise fast nie Feinde sahen.
    Sardonin war bisher nur in New York vertrieben worden. Aber es waren Bestrebungen im Gange, den Sardonin-Handel bis an die Westküste auszudehnen.
    Naddish war dazu ausersehen worden, in San Franzisko Pionierarbeit zu leisten.
    Einen Tag vor seiner Abreise nach New York war er das Opfer eines Autounfalls geworden. Auf dem Operationstisch eines Landarztes war es mit Naddish zu Ende gegangen. Vorher hatte ihn die Reue gepackt, und er hatte gegenüber dem Arzt eine Art Geständnis abgelegt.
    Auf diese Weise hatte der Arzt erfahren, daß Joe Naddish beauftragt worden war, in New York, und zwar im Hartley, mit den
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