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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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und den San Bernardino Mountains, ein paar kleine Seen. Fünf Stunden lang marschierten sie, fünf Stunden kreisten die Silhouetten der Kondore über ihnen. Enger und enger rückten die Berge im Norden und im Süden zusammen. Die Mojavewüste verengte sich zu einem nicht einmal zehn Meilen breiten Streifen.
    Die gewaltigen Saguaro-Kakteen sah man jetzt seltener. Rechts und links ging das spärliche gelbe Gras in sattgrüne Matten über, fast kniehoch. Dahinter begannen bewaldete Hänge, dunkles Grün wechselte sich mit Rostrot und fahlem Gelb ab - Mischwald.
    Aruula blieb stehen und hob den Kopf.
    Diesmal nicht, um zu der Geiereskorte aufzublicken, sondern um zu schnuppern.
    »Riechst du es auch?« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    Ja, Matt roch es auch - Wasser.
    Sie beschleunigten ihre Schritte. Aruula steckte die Klinge zurück in die Halterung.
    Dichter und grüner war jetzt das Gras unter ihren Sohlen. Der Boden federte. Feuchter, etwas modriger Geruch strömte ihnen entgegen. Und dann, ganz unverhofft, flatterte ein Schwärm weißgrau gescheckter Vögel auf; Gekreische erhob sich. Möwen? Kiebitze?
    Oder eine Entenart? Gleichgültig. Ein See jedenfalls, Hauptsache ein See.
    » Wasser! « Matt rannte los. » Himmel noch Mal - endlich Wasser! « Seite an Seite liefen sie zum Ufer. Grashalme peitschten ihre Knie und Schenkel, verkrüppelte Bäume mit kahlem Geäst flogen vorbei, und endlich sahen sie das Gewässer. Es war ein etwas größerer Teich, kaum vier Steinwürfe lang und nur wenig breiter. Hohes Gras stand am Ufer, an der westlichen Seite auch etwas Schilf. Die Wasseroberfläche kräuselte sich im Westwind.
    Aruula legte sich bäuchlings ins Gras und tauchte das Gesicht in den See. Matt kniete am Ufer nieder. Er schöpfte das Wasser mit der hohlen Hand zum Mund und trank mit kleinen Schlucken. Eiskalt strömte es durch seine Kehle. Es schmeckte modrig und auch ein wenig metallen, aber es stillte den Durst.
    Matthew richtete sich auf den Knien auf. Tief atmete er durch und ließ den Blick über die Wasserfläche schweifen.
    Sie hatten es geschafft. Die Mojave war überwunden…
    Kreisförmige Wellen breiteten sich vom Ufer weg aus. In einem Radius von gut dreißig Metern und viel zu hoch, als dass Aruula die Verursacherin sein konnte.
    Matt runzelte die Stirn. Der Wind schien sich gedreht zu haben. Er blies jetzt von Süden…
    oder nein: von oben?
    Ein Schatten bewegte sich auf dem Wasser, vergrößerte sich und reichte schließlich über die unerklärlichen kreisförmigen Wellen hinweg.
    Als Matt endlich nach oben blickte, war es fast zu spät.
    » Die Geier! « Er riss den Driller hoch…
    ***
    Riverside, Kalifornien, 8. Dezember 2011
    CNN lieferte Bilder ohne Ende. Bilder einer aus den Fugen geratenen Welt. Sie saßen in Colin Ashtons Garage. Pete Armagosa und sein Enkel Rudy auf Gartenstühlen, Simon auf dem Beifahrersitz des Mercedes Cabriolets und Colin auf dem Kotflügel. Es war gegen fünf Uhr nachmittags, ein Donnerstag. Der Fernseher stand auf der Werkbank an der Rückwand der Garage. Nagelneues Gerät; Colin hatte es erst drei Tage zuvor angeschafft. Ein tadellos frisierter Jüngling mit rotem Schlips und in dunklem Anzug verlas zum x- ten Mal die Spitzenmeldung des Tages: » Die für den zweiundzwanzigsten Dezember geplante Ablösung der Besatzung der Internationalen Raumstation wird immer fraglicher. Wie gestern erst bekannt wurde, weigert sich die Besatzung - zwei US- Amerikaner, zwei Russen, ein Deutscher, ein Franzose und zwei Japaner -, vor dem achten Februar 2012 den Rückflug zur Erde anzutreten… «
    » Saftärsche! « Colin warf seine leere Bierdose in den Fernsehkarton unter der Werkbank. Zerknautschte Dosen bedeckten Styropor und Zellophanfolien. » Weicheier! Fahnenflucht ist das! «
    » Psst! « Simon Drax hob die Hand. Er war die halbe Nacht und den ganzen Tag zum Angeln am Lake Perris gewesen, zusammen mit Arthur Cassidy. Er kannte den letzten Stand der Dinge noch nicht.
    »… weder ESA noch NASA noch eine der betroffenen Regierungen wollten zu diesen Informationen Stellung nehmen …«
    »Die wissen warum«, orakelte Pete Armagosa, »glaubt mir, die wissen ganz genau, warum sie keine Stellung nehmen wollen…«
    Colin stieß einen Fluch aus, beugte sich zu dem mannshohen Kühlschrank an der Wand und zog ihn auf. Ein kurzer Blick in die Runde; die Männer nickten und leerten ihre Dosen.
    Nacheinander flogen sie in den Karton unter dem TV-Gerät, und nacheinander fingen
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