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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside
Autoren: Jo Zybell
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sich längst verlaufen. Der Himmel war blau, und ein erstaunlich milder Wind blies aus dem Osten von den San Bernardino Mountains, na prächtig.
    Der weiße Kies knirschte unter Simons Turnschuhen, als er zur Garteneinfahrt lief. Die Mülltonne stand auf dem Bürgersteig; wahrscheinlich hatte Matt sie aus dem Garten nach draußen geschoben. Es war ein Montag, Tag der Müllabfuhr. Dass der Junge das noch wusste…
    Die Morgensonne ließ das gelbe Blattwerk des Gingkos neben dem Gartentor aufleuchten.
    Herbst. Seine Spuren in dem Baum wurden von Tag zu Tag deutlicher und erinnerten Simon an die Stelle in seinem Brustkorb, die sich wie versteinert anfühlte. Seine Stimmung sank.
    Verdammter Komet… Nur nicht daran denken.
    Das Datum war inzwischen auf fünf Schritte Entfernung zu entziffern: 26. 1. 1980. Und darunter: Matthew-Drax. Matts Name, Matts Geburtstag. Als Zwölfjähriger hatte er es in den Stamm geritzt. Auch schon beinahe zwanzig Jahre her.
    Die Zeitung steckte in der Röhre neben dem Briefkasten. Simon öffnete das gusseiserne Tor und klappte die Mülltonne auf. Hinein mit der leeren Flasche. Er hielt den Deckel fest und betrachtete die Flasche inmitten von Rotkohlblättern, Truthahnknochen, Kartoffelschalen und Milchtüten. Er fragte sich nicht, warum Matt zum Frühstück einen Doppelten - wahrscheinlich mehr - getrunken hatte. Das erschien ihm fast selbstverständlich an so einem Tag. Er fragte sich vielmehr, was er an dem Morgen eines Tages getan hätte, in dessen Verlauf ein Richter seine Ehe für geschieden erklären würde.
    »Keine Ahnung«, sagte er. Vielleicht zu sich selbst, vielleicht zu der leeren Flasche zwischen Konservendose, Knochen und Kartoffelschalen.
    »Keine Ahnung, wirklich nicht.«
    Er ließ den Deckel der Mülltonne zufallen, drehte sich um und zog die Los Angeles Times aus der Röhre.
    Seit dreiunddreißig Jahren war er mit Eve verheiratet. Wahrscheinlich würde er am Morgen seines Scheidungstages einen Psychiater anrufen, um einen Termin zu vereinbaren. Möglichst gleich nach dem Scheidungstermin. Er blickte auf die Armbanduhr.
    Viertel nach neun; wahrscheinlich hatte Matt es jetzt schon hinter sich. Matt und Liz…
    »Morgen, Simon!« Pete Armagosa, sein Nachbar schwenkte die Zeitung. »Er wird jetzt wohl doch früher vorbeirauschen!« Der Saum seines Morgenmantels flatterte im Ostwind.
    Pete war der gleiche Jahrgang wie Simon.
    Hatte sein Leben lang Autos verkauft, Toyotas.
    Nachbar seit tausend Jahren.
    »Schon möglich.« Simon winkte zurück.
    »Hauptsache, er rauscht vorbei!« Er spähte auf die Schlagzeile, während er zum Haus zurück ging. Slumbewohner stürmen Präsidentenpalast in Rio de Janeiro, titelte die Los Angeles Times.
    »Was soll er sonst tun?«, krähte Armagosa ihm hinterher. »Uns den Mond vom Himmel fegen?« Pete wusste genauso gut wie er, wie die Chancen standen: Acht zu zwei für einen Einschlag. So standen die Aktien, so und nicht anders. Aber wer wollte das schon so genau wissen?
    »Er könnte uns beispielsweise auf unsere verdammten Dickschädel fallen!«, rief Simon.
    »Wir sehen uns später!« Er stieg die Treppe hoch.
    Verfluchter Komet! Nicht nur am Himmel spukte er herum. Auch in allen Köpfen. Die harte Stelle in seiner Brust tat weh, richtig wund fühlte sie sich an.
    Brüllender Motorradlärm näherte sich. Simon drehte sich zur Straße um. Die Maschine hielt mit kreischenden Bremsen vor Petes Gartentor.
    Der Fahrer trug rotes Lederzeug. Blondes Langhaar hing aus dem Helm auf den Rücken herunter. Die Haustür öffnete sich, ein Bursche mit Rucksack und in schwarzem Trenchcoat rannte an Pete vorbei über den Gartenweg, schwang sich über das Tor und dann auf den Rücksitz. Rudy Armagosa, Petes jüngster Enkel. Der Junge hatte sich heillos mit seinen Eltern zerstritten. Seit anderthalb Jahren wohnte er bei den Großeltern. Simon mochte ihn nicht.
    Der Motor heulte auf, das Motorrad schoss zurück auf die Lincoln Avenue.
    » Morgen, Simon .« Colin Ashton stand unter seinem Garagentor, in der Rechten einen Lötkolben, in der Linken eine Zigarette. »Frage mich, ob der Bursche jemals pünktlich auf dem College erscheint.«
    Colin war gut zwanzig Jahre jünger als Pete und er. Seine Frau Gina war die Leiterin der Primary School und er Captain des Polizeireviers von Riverside. Wenn er keinen Dienst hatte, schraubte er an einem Wagen herum oder fuhr zur Jagd in die San Bernardino Mountains. Oldtimer und Waffen - Colins Leidenschaften.
    »Was für
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