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0469 - Tödlicher Flammengruß

0469 - Tödlicher Flammengruß

Titel: 0469 - Tödlicher Flammengruß
Autoren: Jason Dark
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seiner Zigarette, blies den Rauch gegen die Scheibe und sah zu, wie sich dieser zu dünnen Wolken aufblähte, die sich verteilten.
    In seinem Arbeitszimmer mit der hohen Decke brannte nur eine Lampe.
    Es war die Schreibtischleuchte, die wie ein geteilter Mond über der braunen Platte schwebte. Sie breitete das Licht ihrer drei versetzten Lampen so aus, daß auch die Winkel des mit Manuskripten, Büchern und Papieren überladenen Schreibtisches erfaßt wurden. Der Stuhl davor besaß eine hohe Rückenlehne und bestand aus wertvollem Leder.
    Es roch nach Tabak und Wärme in dem Zimmer. Ein Geruch, der Herbert Friday eigentlich immer umgab. Wenn seine Frau nicht gewesen wäre, hätte er wohl kaum gelüftet, denn Friday fühlte sich eigentlich nur hier so richtig wohl.
    In diesem Zimmer arbeitete er, da entstanden seine Werke, die sich gut verkauften.
    Es waren Bücher, die im Trend lagen.
    Esoterik war in. Lebenshilfe durch unbekannte Kräfte, durch Meditation, innere Einkehr, der Versuch, eins mit dem All und der Natur zu werden und einzugehen in den gewaltigen Kreislauf, das waren Gebiete, mit denen sich Herbert Friday beschäftigte und über die er auch schrieb. Dabei gehörte er nicht zu den Menschen, die in eine Marktlücke gestoßen waren, um schnell etwas zu verkaufen. Nein, er war ein Mann, der an die Dinge glaubte. Wiedergeburt war für ihn ein Thema, das wissenschaftlich erforscht werden mußte. Er hatte sich mit dem Gebiet beschäftigt, und er wußte auch, daß Kräfte in ihm schlummerten, die möglicherweise viele Menschen besaßen, davon aber nichts wußten.
    Friday bezeichnete sich als einen Seismographen!
    Er war empfindlich und merkte fremde Strömungen, die ihn störten, immer sehr schnell. Wenn seine Frau sich nicht wohl fühlte, wußte er es, bevor sie es ihm noch hatte mitteilen können. In den ersten Jahren ihrer Ehe hatte sich Margret darüber erschreckt, mittlerweile aber daran gewöhnt.
    Der Abend war gekommen. Herbert Friday hatte fast zehn Stunden gearbeitet, fühlte sich ein wenig erschöpft und hätte auch rechtschaffen müde sein müssen, aber das war nicht der Fall. Da war ein anderes Gefühl in ihm, das die Müdigkeit zwar nicht vertrieb, aber wie ein Schattenboxer dagegen ankämpfte.
    Unruhe…
    Herbert bezeichnete sich als einen Mann mit dem zweiten Gesicht. Er konnte zwar nicht hellsehen, aber er wußte stets Bescheid, wenn etwas Ungewöhnliches in seiner Nähe geschah.
    So war es auch heute.
    Nur war er sich nicht sicher, ob dieses Ungewöhnliche schon eingetreten war oder noch kommen würde. Die Zeichen jedenfalls standen »günstig«. Das beunruhigte ihn stark.
    55 Jahre war er inzwischen alt geworden und hatte noch nichts von seiner übernormalen Größe verloren. Nur die Pfunde waren mehr geworden, er mußte auch eine Brille tragen, und das Haar zeigte ebenfalls graue Fäden, die sehr dünn waren, aber noch so dicht, daß sie einen Scheitel bilden konnten.
    Hinter den Brillengläsern sah der Betrachter unruhige Augen. Ihr Blick ließ darauf schließen, daß dieser Mann ständig unter einer gewissen Spannung stand. Er wirkte wie jemand, der etwas mitzuteilen hatte und das auch raus mußte.
    Dies hatte auch dazu beigetragen, daß er seinen Lehrerberuf aufgab und Schriftsteller geworden war.
    Sechs Bücher waren von ihm bisher erschienen, an einem siebten arbeitete er. Das Thema umfaßte einen fernöstlichen Gesundbeter-Kult, und Friday wollte durch seine Schrift beweisen, daß dies in den fernen Ländern tatsächlich existierte.
    Die Arbeit an diesem Buch würde sich sehr lange hinziehen. In seinem Arbeitszimmer war er ebenfalls von Büchern umgeben. Sie standen Rücken an Rücken in den deckenhohen Regalen und beschränkten sich nicht allein auf Fachliteratur.
    Auf der Fensterbank stand ein flacher Messingascher. In ihn ließ er die Kippe hineinfallen, wo sie sich zu den anderen fünf gesellte und allmählich verglomm.
    Wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte und seinen Blick nach links wandte, konnte er die Lichter des Dorfes erkennen. Sie schimmerten wie eine Gruppe von Sternen in der Dunkelheit.
    Weiter oben, wo die Felsen begannen, stand noch ein Haus. Ein düsteres Gebilde, kein Schloß oder eine Burg, aber größer als ein normales Wohnhaus.
    Es war leer, dennoch verschlossen. Angeblich sollte dort ein Städter wohnen, aber kaum jemand hatte ihn zu Gesicht bekommen. Man redete nicht viel über den Mann und wenn, dann wob man Geheimnisse und stilisierte ihn hoch zu einem
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