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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Richtung anzupeilen, aus der du sein Bewußtseinsmuster empfängst?«
    Fenrir schüttelte sich kräftig. Richtung? Wie denn, wenn ich bei ihm nicht durchkomme und zudem auch noch Doppelwerte empfange? Oder hast du das schon wieder vergessen?
    »Jetzt spiel nicht den beleidigten Besserwisser?« fuhr Zamorra ihn an. »Dann bestimme eben beide Richtungen, für den einen wie für den anderen Wert! Es reicht ja auch eine ungefähre Angabe! Aber ich will mit Gryf reden, vielleicht kann er uns helfen! Und du, mein Bester, hast die Möglichkeit, ihn aufzuspüren und uns zu ihm zu leiten!«
    Ich kann es versuchen, ließ sich Fenrir vernehmen. Und ich kann mich dabei fürchterlich vertun. Aber ihr wollt es ja nicht anders, also vertraut euch meiner Fremdenführung durch diese Stadt an! Damen und Herren, links sehen Sie das berühmte Geburtshaus von Eusebia Katenrauch, welche im Alter von siebenhundertfünfzig Jahren…
    »Spar dir diesen Blödsinn«, brummte Zamorra. »Wölfe, die sarkastisch werden, haben uns gerade noch gefehlt! Nur gut, daß es nur einen von dieser Sorte gibt!«
    Fenrir lachte spöttisch, indem er ein heiser klingendes, abgehacktes Jaulen von sich gab. Dann setzte der Wolf sich in Bewegung.
    ***
    An einem anderen Ort, in einer anderen Zeit, schüttelte ein blonder Mann bedächtig seinen Kopf.
    »Es ist nicht gut«, murmelte er. »Es ist wirklich nicht gut. Es kann doch nur zu einer Katastrophe führen.«
    »Ich wäre mir da nicht so sicher«, erwiderte der andere. »Ich glaube eher, daß es in dieser Form geschehen mußte. Die Zeit läßt sich nicht betrügen. Und auch meine Macht hat ihre Grenzen.«
    »Grenzen, die du derzeit auszuloten versuchst, nicht wahr?« fragte der Blonde leise. »Du solltest es nicht tun. Es geht über deine Kräfte, und es geht über die Kräfte von uns allen. Du versuchst, das Universum aus den Angeln zu heben.«
    »Ich weiß, was ich tue«, entgegnete der Alte. »Aber es hat hiermit nichts zu tun.«
    »Hiermit nichts, sicher«, gestand der Blonde. »Aber global gesehen - du spielst mit der Zeit. Und das ist nicht gut. Was ist, wenn sie sich selbst begegnen? Oder wenn es zu einem anderen Paradoxon kommt?«
    »Nichts wird geschehen. Sie wissen nichts. Ich selbst habe ihnen damals die Erinnerung genommen. Und auch die Zeit sorgt dafür, daß sie sich erst daran erinnern können, wenn es vorbei ist, wenn es geschehen ist.«
    »Geschwätz«, murmelte der Blonde, dessen Haarschopf noch niemals einen Kamm gesehen haben konnte. »Du überschätzt dich. Ich habe dir damals schon gesagt, daß es nicht gut sei.«
    »Wäre es besser gewesen, ihnen die Wahrheit zu sagen?« fragte der Alte mit dem weißen Haar und den funkelnden Augen, die so jung wie die Ewigkeit waren.
    »Vielleicht.«
    »Du provozierst. Nein, ihr Handeln wäre von ihrem Wissen bestimmt gewesen, und erst dadurch wäre es zu einem Paradoxon gekommen. So aber konnten sie unbefangen handeln.«
    »Du gehst ziemlich unbefangen mit dem Begriff Zeit um«, rügte der Blonde im Jeans-Anzug, dessen Augen schockgrün funkelten. »Ich halte es für einen Fehler. Sollte sich bei dir der Alters-Schwachsinn breitmachen?«
    Der Weißhaarige fühlte sich nicht beleidigt. Er schüttelte nur den Kopf.
    »Du bist noch zu jung, um das zu verstehen.«
    Dabei war der Blonde älter als achttausend Jahre; dennoch hatte der Weißhaarige seine Worte völlig ernst gemeint.
    »Was, wenn sie sich selbst begegnen? Was, wenn die Zeit dadurch einen anderen Verlauf nimmt? Es gibt keine Vorbestimmung, Zeit ist ein wandelbarer Faktor.«
    Der Weißhaarige lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Du hast recht und irrst«, sagte er. »Die Gegenwart ist ein winziger Punkt, der mit einer Geschwindigkeit von 24 Stunden pro Tag aus der Vergangenheit in die Zukunft rast. Was hinter ihr liegt, ist festgelegte Geschichte. Was vor ihr liegt, ist unbestimmt und wandelbar. Doch für jene, die jetzt in die Vergangenheit zurückversetzt worden sind, kann sich die Zukunft nicht mehr ändern, weil sie schon festliegende Vergangenheit ist.«
    »Machst du es dir damit nicht etwas zu leicht? Ich weiß nicht, ob es gut war, sie auf Geheiß deiner Tochter einfach loszuschicken. Vielleicht verlieren wir unsere Freunde. Oder weißt du einen Weg, wie sie zurück in unsere Zeit gelangen können? Keiner von ihnen hat den blauen Zeitring bei sich!«
    Ganz kurz nur zeigte der Weißhaarige Erschrecken, gewann seine Beherrschung aber sofort wieder zurück.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte
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