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0458 - Der Zombie-Zug

0458 - Der Zombie-Zug

Titel: 0458 - Der Zombie-Zug
Autoren: Jason Dark
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wurden zu langen Momenten der ungemein harten Anspannung. Mal schaute er nach rechts, dann wieder nach links. Jeden Augenblick rechnete er mit dem Auftauchen eines Zugs.
    Und der kam.
    Noch sah er ihn nicht. Dafür vernahm er die typischen Geräusche.
    Das harte Rollen der Räder, ein Stampfen und Zischen. Lärm und Dampf und Rauch brachte der Zug mit.
    James Field hatte schon Geschichten von sogenannten Geisterzügen gehört, aber nie damit gerechnet, daß diese Dinge tatsächlich existierten. Hier aber schien es so zu sein. Ein Geisterzug rollte über ein Schienenpaar, das längst vermodert und verrottet war. Da konnte man schon so etwas wie Furcht bekommen.
    Auch der Bahnhof bekam etwas mit. Die Gebäude zitterten, als wollten sie jeden Augenblick umfallen. Die Bohlen unter den Füßen des einsam wartenden Polizisten vibrierten ebenfalls, aber James Field hatte nur Augen für den Zug, der jetzt aus dem Nebel erschien.
    Der vordere Teil der Lok kam ihm vor wie ein gewaltiges, schwarzes Gespenst aus schwerem Eisen, das alle Hindernisse zur Seite räumte, die sich ihm in den Weg stellten. Aus dem Schornstein quoll der weißgraue Rauch. Dann hörte der Konstabler das Schaben und Kreischen der Räder. Bremsen gaben schrille Töne von sich. Funkenspuren huschten zwischen Räder und Schienen in den Nebel hinein und wurden von ihm verschluckt.
    Die hinter der Lok befestigten Wagen, es waren vier an der Zahl, ratterten und schüttelten sich, als wären gewaltige Hände dabei, sie gegeneinander zu schieben.
    Noch rollte der Zug, aber er wurde immer langsamer und blieb schließlich vor dem alten Bahnhof stehen.
    Der Konstabler war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. Er hörte das Zischen, als Dampf abgelassen wurde, roch den Qualm, sah die Fetzen an den Wagen vorbeitreiben und bemerkte, daß die Wagen leer waren. Das hätte er noch hingenommen, doch daß die Lok nicht besetzt war, schlug bei ihm ein wie eine Bombe. Er überlegte noch, ob er sie betreten sollte. Zuerst sprang er in die Höhe, um einen Blick durch das Fenster werfen zu können, das sich in der oberen Hälfte der Tür befand. Zu sehen war tatsächlich nichts.
    Aber er wollte sich bestätigt wissen und öffnete die Tür mit einem heftigen Ruck. Er stieg auf die Stufen, klammerte sich an einer Haltestange fest und stand nach dem nächsten Schritt in der Lok, wo sich normalerweise der Lokführer und auch der Heizer hätten aufhalten müssen.
    Lok und Tender waren leer. James fand überhaupt keinen Hinweis darauf, daß sie überhaupt von einer Person geführt worden war.
    Wenn das zutraf, hatte er es tatsächlich mit einem Geisterzug zu tun.
    Trotz der Kühle war er ins Schwitzen gekommen. Der kalte Schweiß lag dick auf seiner Stirn, hatte sich ebenfalls auf seinem Rücken angesammelt und war praktisch ein Produkt seiner Furcht geworden.
    Zwar befand er sich allein auf der Lok, er hatte trotzdem das Gefühl, beobachtet zu werden. Tausend unsichtbare Augen schienen ihn aus irgendeiner Welt anzustarren und ihn zu belauern.
    Nein, auf der Lok war es ihm zu unheimlich. Der Konstabler sprang wieder auf den Bahnsteig. Dabei hatte er zuviel Kraft in den Sprung gelegt, das hielt das alte Holz nicht aus und brach ein. Field wurde plötzlich kleiner, der Rand des Holz-Bahnsteigs reichte ihm bis zu den Schienbeinen.
    Er wollte wieder hervorklettern und hatte seinen rechten Fuß schon etwas angehoben, als er mitten in der Bewegung erstarrte.
    Plötzlich war er nicht mehr allein auf dem Bahnsteig. Vor ihm bewegte sich eine Gestalt. Sie schritt geradewegs auf eine der beiden Türen des ersten Waggons zu.
    Es war der tote Gilbert Claim!
    ***
    Konstabler James Field wußte nicht, ob er lachen, weinen, rufen oder stumm sein sollte. Zudem brachte er vor Schreck und Überraschung kein Wort hervor. Er stand nur da und starrte den angeblich Toten an, der sich durch nichts beirren ließ und weder nach rechts noch nach links schaute. Schnurgerade ging er seinen Weg.
    Vor der Wagentür blieb er stehen, reckte sich noch, streckte den Arm dabei aus und öffnete die Tür.
    Erst in diesem Moment fand Field seine Sprache wieder. »Verdammt!« rief er. »Bleiben Sie stehen, Claim. Gehen Sie keinen Schritt mehr weiter!«
    Der »Tote« kümmerte sich nicht um die Aufforderung. Er drehte nicht einmal den Kopf, um sich nach dem Sprecher umzusehen. Nahezu gemächlich betrat er den Wagen und zog die Tür hinter sich zu.
    Der Konstabler fluchte. Er hatte Mühe, seine Beine aus den
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