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0455 - Der Zeit-Zauberer

0455 - Der Zeit-Zauberer

Titel: 0455 - Der Zeit-Zauberer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lebensgeschichte Bescheid. Der Schwarzhäutige war eine unglückliche Mutation, ein Wesen, wie es niemals hätte entstehen sollen. Seine Eltern fanden es so abstoßend, daß sie ihm nicht einmal einen Namen gaben. Eine Taufe fand niemals statt, das Kind wurde ausgesetzt. Ein Barmherziger fand es, zog es auf - und verstarb. Der Gnom war plötzlich auf sich allein gestellt und war den Anfeindungen der normalen Menschen ausgesetzt, die nichts derart Fremdes unter sich dulden wollten.
    Er wurde verspottet, er wurde mit Steinen davongejagt. Unsagbar schwer fiel es ihm, überhaupt am Leben zu bleiben, zumal sein unheimliches Aussehen ihn auch noch in den Verruf brachte, ein Kind des Teufels zu sein. Somit war er für den Dämon Rologh ein geeignetes Opfer. Rologh sah in dem Gnom ein Wesen, das sich, mit entsprechender magischer Macht ausgestattet, an den Menschen rächen würde und sie quälen sollte. Doch dann versuchte der Gnom, mit Hilfe der Magie Freunde zu gewinnen, statt Schadzauber zu wirken! Das war nicht geplant, nur konnte Rologh ihm die Kraft nicht mehr nehmen. Er konnte sie nur dahingehend verändern, daß dem Zauberer nicht alles so gelang, wie es geplant war - er blieb erfolglos.
    Dennoch fand er einen Mann, der nicht nur sein Gönner war.
    Der Gnom wußte es nicht, aber dieser Mann wurde sein Freund.
    Und durchkreuzte damit die Pläne des Dämons, denn seltsamerweise funktionierte die Magie des Gnoms dennoch - und zuweilen weitaus besser, als es Rologh recht sein konnte.
    Daraufhin legte Rologh es darauf an, den Gnom in die Hölle zu zerren. Sein Leben war verwirkt, der Pakt gebrochen, der Ärger groß, weil Rologh ihm die Magie nicht nehmen konnte, obgleich er es versuchte.
    Der Schwarze mußte einen Fehler machen. Darauf lauerte der Dämon.
    Er hatte Geduld. Dämonen leben sehr lange, und ein Menschenleben ist für sie wie ein Atemzug. Und Zeit ist ein sehr relativer Begriff.
    Der Dämon wartete darauf, daß der Gnom einen Fehler beging.
    Und dann endlich war es soweit…
    ***
    Don Cristofero beobachtete interessiert die Vorbereitungen, die der Gnom traf. Er war gespannt darauf, was schließlich daraus werden würde. Es konnte durchaus gefährlich werden, aber das war der Reiz der Sache. Don Cristofero liebte das Abenteuer. Und wenn es nur darin bestand, etwas zu erleben, das sich nicht vorhersehen ließ. Er war absolut sicher, daß es dem Gnom auch diesmal nicht gelingen würde, Gold zu machen.
    Wie denn auch? Es war schlechthin ein Witz. Aber es machte Cristofero Spaß, sich von den Bemühungen des kleinen schwarzen Mannes unterhalten zu lassen. Manchmal indessen fragte er sich, ob der Gnom sich selbst ernst nahm, ob er nicht mit seinen ständigen felsenfesten Behauptungen, es schaffen zu können und überhaupt ein größerer Zauberer zu sein, alle anderen und sich selbst auf den Arm nahm.
    Der Gnom leierte seine Zaubersprüche herunter wie immer. Er malte Zeichen auf den Boden und in die Luft, er entzündete Kerzen, die seltsame Gerüche verbreiteten und den Don ein wenig an die betäubenden Düfte der Räucherstäbchen aus dem Orient erinnerten.
    Don Cristofero lächelte.
    Aber dann lächelte er nicht mehr. Irgend etwas war anders als sonst. Eigentümliche Schwingungen, die er niemals zuvor gespürt hatte, erfüllten den von allerlei seltsamen Dingen bestückten Raum. Etwas versuchte Cristofero den Atem zu rauben. Er stöhnte auf, stemmte die Arme gegen die Sessellehne und wollte sich emporraffen. Für ein paar Sekundenbruchteile glaubte er einen riesigen Drachen zu sehen, dessen Feueratem ihn verschlingen wollte - und dann war es schon wieder alles vorbei.
    Er fiel in den Sessel zurück -
    - ins Bodenlose -
    Nein! Er prallte auf harten Boden und schrie wütend und schmerzerfüllt auf. Ein paar Verwünschungen folgten. Eine seltsame Benommenheit überraschte ihn, wich aber schnell wieder. Als er wieder klar denken und sehen konnte, stellte er fest, daß er sich an einem anderen Ort befinden mußte.
    »Was, beim dreifach gehörnten Beelzebub, hat dieser schwarze Vogel denn jetzt wieder angestellt?« stieß Don Cristofero hervor. »Das übertrifft wahrlich alles, was er bislang hinbekommen hat! Dieses Zimmer so total zu verändern und mir den Sitz unter dem… äh… wegzuziehen…«
    Er raffte sich auf.
    Es sah wirklich alles ganz anders aus. Da waren keine Steinmauern, sondern eine seltsame helle und bunte Schicht, die diese Wände bedeckte. Ein Fenster, wie er es bislang noch nicht gesehen hatte.
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