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0453 - Vorsicht - radioaktiv!

Titel: 0453 - Vorsicht - radioaktiv!
Autoren: Unbekannt
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entnahm seiner Brusttasche das Duplikat des Einsatz-befehls und begann zu rechnen, sich die Spezifikationen der Sterne anzusehen und die vermuteten Werte der einzelnen Planeten. Er stellte Entfernungen, Größen und Strahlungen fest. Natürlich war dies für einen Mann, der viele Jahrg seines Lebens zwischen den Sternen verbracht hatte, relativ wenig kompliziert, aber, hier befanden sich die Terraner weit außerhalb ihrer eigenen Galaxis und noch weiter von ihrem heimatlichen System entfernt.
    „Meiner Treu", sagte Cascal knurrend. „Eine Aufgabe, die interessant werden kann, aber jetzt ist davon nichts zu erkennen."
    Seine zehn Schiffe sollten zunächst das Sorgelan-System anfliegen. Es war von Ovaron so genannt worden.
    Cascal hatte sich in der Diskussion für dieses System entschieden; es schien dort einige geheimnisvolle Dinge zu geben.
    Wenigstens hatte es zur Zeit des Ganjo Ovaron dort wichtige Geheimwelten gegeben.
    Etwa eine Stunde lang beschäftigte sich Cascal konzentriert, schweigend und ausschließlich mit dem Zielgebiet.
    Dann lehnte er sich zurück, zündete sich eine seiner langen, nikotinlosen Zigaretten an und schaltete den Interkomschirm an. Er wählte eine Nummer, wartete und sah dann auf dem kleinen Schirm rechts neben der Schreibplatte das Gesicht der Ärztin Claudia Chabrol. Sie hatte auf eigenen Wunsch an dieser Expedition teilnehmen wollen.
    „Kommandant des gesamten Kreuzergeschwaders - was wünschen Sie?" fragte Claudia.
    „Mich mit Ihnen zu unterhalten", sagte Joak.
    „Das tun Sie bereits. Worum handelt es sich?"
    Cascal hob ein schmales, konventionell eingebundenes Buch mit altertümlichen Lettern auf dem Umschlag hoch.
    „Es handelt sich um dieses entzückende Angebinde, das Sie mir schenkten", sagte Cascal. „Ich lese oft und gern darin, und die tiefen Weisheiten treiben mir die Lachtränen in die Augen."
    Claudia lachte.
    „Wohin auch sonst. Wie kommen Sie zurecht?"
    Cascal sah sich anklagend um und bemerkte: „Kein Vergleich mit früheren Schiffen. Hier in diesem Leichten Kreuzer ist, ebenso wie im großen Schiff, jeder Kubikzentimeter Raum voller Ausrüstung. Ich habe es zusammengerechnet. Zwei mal zwei mal drei Meter, das sind zwölf Kubikmeter in meiner Kommandantenkabine. Dazu noch zwei Kubikmeter Toilette. Wie finde ich das?"
    „Betrüblich, liebster Oberst", sagte Claudia. „Sie scheinen seit unserem letzten Nullzeitdeformatorabenteuer an Charme, Reife und Liebenswürdigkeit zugenommen zu haben."
    Cascal blies eine Rauchwolke gegen die Linsen des Kommunikationsgerätes und erwiderte voller falscher Liebenswürdigkeit: „Genau das gleiche kann ich von Ihnen bemerken. Übrigens nicht nur ich. Auch Lord Zwiebus ist dieser Ansicht."
    Claudia winkte ab.
    „Wann starten wir nach Sorgelan?"
    Cascal senkte den Blick und schaute auf die Uhr.
    „In vierzig Minuten. Ich muß in zehn Minuten in der Zentrale sein."
    „Lassen Sie sich nicht von mir aufhalten", meinte die Ärztin.
    „Kommen Sie noch vorher auf eine Tasse Kaffee ins Bordlazarett?"
    Cascal lachte herzlich.
    „Mit einem Schuß medizinischen Alkohol in den Kaffee, ja?"
    Cascal schob das Buch zur Seite und sagte nach einigen Sekunden: „Einverstanden - ich komme gleich hinauf. Welches Gefühl haben Sie vor dem Start ins Unbekannte?"
    „Neutral", sagte die Ärztin.
    „Ich bin zwar nicht ängstlich", bekannte Cascal, „aber ich kann mich eines gewissen Gefühls der Unruhe nicht erwehren."
    Claudia meinte: „Kommen Sie zum Kaffee; ich werde Ihre Unruhe dämpfen."
    „Ein Blick in Ihre großen, dunklen Rätselaugen", sagte der Oberst, „und meine Unruhe wird um mehrere Potenzen stärker."
    Sie streckte die Hand aus, um den Bildschirm auszuschalten, und sagte: „Sie leben wieder einmal weit über Ihre Verhältnisse, Oberst Cascal. Ich erwarte Sie."
    Cascal spielte dieses Spiel mit großem Einsatz. Er, der Mann, der von schnellen Entscheidungen lebte, konnte sich nicht zwischen dem Mädchen Caresca Asayah entscheiden, das mit Dyroff Hypern und der OVERLUCK flog und zwischen Claudia Chabrol, die seine inneren Zweifel erkannt zu haben schien und Cascal mit Sarkasmus begegnete.
    Cascal stand auf und nahm das Buch in die Hand.
    Er las den Titel.
    Illustriertes Bestiarium des 24. Jahrhunderts.
    Cascal hatte zwischen die Seiten 157 und 158 ein Lesezeichen gelegt; es war ein Stück des Leistungsverzeichnisses eines Leichten Kreuzers. Dort, oben rechts, war zu lesen: Der Meldehund (Canis vulgaris tele-dictus) Der Meldehund
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