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0448 - Heroin für reiche Ladies

0448 - Heroin für reiche Ladies

Titel: 0448 - Heroin für reiche Ladies
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ist es passiert?«
    »Zwölf Uhr zehn«, sagte Phil.
    Das Haus Fifth Avenue 119, in dem der Arzt seine Praxis hatte, war ein hoher, ultramoderner Bau, dessen Fassade bis zur sechsten Etage mit Marmorplatten verkleidet war. Wir parkten den Jaguar in der Tiefgarage und fuhren mit dem Lift in die dritte Etage. Ein junges, adrett aussehendes Mädchen ließ uns ein.
    »Heute ist keine Sprechstunde«, informierte sie uns. »Wenn Sie einen Termin wünschen, müssen Sie mit Miß Hastings sprechen. Miß Hastings macht jetzt Mittagspause. Können Sie in einer halben Stunde nochmals vorbeikommen?«
    »Wir warten«, entschied Phil.
    »Bitte«, sagte das Mädchen und führte uns in das Vorzimmer des Sekretariats. Wir schauten uns um. Die Ausstattung der Praxisräume entsprach genau den Vorstellungen, die Phil von einem Modearzt entwickelt hatte. Die betonte Eleganz der Inneneinrichtung zeugte von Geschmack und materieller Freiheit. Miß Hastings, die Sekretärin, stellte ihre Umgebung jedoch weit in den Schatten. Sie kam nach zehn Minuten.
    Sie war groß und schlank. Ihr kupferrotes Haar kontrastierte vorteilhaft mit dem makellosen Weiß des Berufskittels. Die kühle Schönheit des Gesichtes wurde von den großen, grünlich schimmernden Augen beherrscht. Miß Hastings empfing uns mit leicht arrogant wirkender Herablassung. An dieser Haltung änderte sich auch nichts, als sie den Grund unseres Besuches erfuhr.
    »Ein Beamter vom 36. Polizeirevier hat bereits in dieser Angelegenheit Erkundigungen eingezogen«, sagte sie und musterte uns eingehend. »Ich bin sicher, daß es sich bei der Anzeige um ein Versehen handelt.«
    »Was macht Sie so sicher?« fragte Phil freundlich.
    Miß Hastings gestattete sich ein flüchtiges Lächeln. »Dr. Cyrus ist Arzt«, sagte sie. »Er trägt aus Prinzip niemals größere Bargeldbeträge bei sich und hat keine Feinde. Ich sehe keinen Grund, weshalb man ihn überfallen und entführen sollte. Wahrscheinlich war es, ein Scherz.«
    »Ein Scherz?« echote Phil.
    »Nun ja — das gibt es doch!« meinte sie. »Ein Freund tritt von hinten an ihn heran, stößt ihm den Finger in den Rücken und sagt: ,Drehen Sie sich nicht um, mein Lieber! Gfehen Sie zu Ihrem Wagen und steigen Sie ein, ohne Krach zu machen. Hiermit werden Sie dazu verdonnert, mich zum Mittagessen einzuladen!«
    »Die alte Dame will eine Pistole gesehen haben«, sagte Phil.
    Miß Hastings zündete sich eine Zigarette an. »Ich kenne Miß Lester«, meinte sie. »Sie trägt eine Brille. Eine ziemlich starke Brille. Ich halte es für ausgeschlossen, daß sie über eine größere Entfernung hinweg genau auszumachen vermag, was der Unbekannte in der Hand hatte.«
    »Der Doktor fährt einen Bentley?« fragte Phil.
    »Ja«, sagte Miß Hastings. Sie nannte uns die Nummer. Phil notierte sie.
    »Wo wohnt Dr. Cyrus?« wollte Phil wissen.
    »Eine Etage höher«, informierte uns Miß Hastings. »Das Apartment ist durch eine Treppe mit der Praxis verbunden.«
    »Haben Sie eine Liste der Leute, die der Arzt besuchen wollte?« fragte Phil. »Ja. Ich kann sie Ihnen holen.«
    »Es genügt, daß Sie uns sagen, wen er nach Miß Lester aufsuchen wollte.«
    »Moment, bitte.« Sie ging hinaus und kam eine halbe Minute später mit einem Zettel zurück. »Da sind nur noch zwei Leute, die er besuchen wollte«, sagte sie. »Miß Farrow und Mrs. Gate.«
    »Der Doktor betreut vornehmlich weibliche Patienten?« fragte Phil mit einer Stimme, die um einige Nuancen zu süß ausfiel.
    Miß Hastings schenkte Phil einen strafenden Blick. »Er hat keine Bevorzugungen«, sagte sie, »aber es trifft zu, daß viele Damen zu seinen Patienten zählen.«
    »Rufen Sie die beiden bitte an und erkundigen Sie sich, ob der Arzt schon bei ihnen war.«
    Miß Hastings betrat ihr Office. Wir hörten, wie sie telefonierte. Drei Minuten später war sie wieder da. Ich sah, daß sich in ihren grünen, langbewimperten Augen eine leichte Verwirrung abzeichnete. »Bis jetzt ist er weder bei Miß Farrow noch bei Mrs. Gate eingetroffen.«
    »Vielleicht speist er erst mal«, vermutete Phil.
    »Er ißt nie vor drei Uhr«, erklärte Miß Hastings. »Außerdem gehört es zu seinen Eigenarten, erst die Patientenbesuche zu erledigen.«
    Phil und ich sahen uns an. Miß Hastings knetete plötzlich die gepflegten schlanken Hände. »Ich fange an, mir Sorgen zu machen«, gab sie zu.
    ***
    Als James Cyrus wieder zu sich kam, war er von völliger Dunkelheit umgeben. Er hatte einen scheußlichen Geschmack im Mund.
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