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0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!
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Wagen stieg, wurde mir bewußt, wie durchnäßt meine Sachen waren. Die Hosenbeine klebten mir an den Waden. Ich fing an zu frieren. Es war vier Uhr früh, und Phil und ich waren fast vierundzwanzig Stunden auf den Beinen. Wir waren gestern sehr früh aufgebrochen, um zum Staatszuchthaus zu fahren, wo ein Bursche namens Jack Fountain entlassen wurde. Ein Mann, der fünfzehn Jahre lang gesiebte Luft geatmet hatte. Und seit eben diesen fünfzehn Jahren war ein großer Karton mit Rohdiamanten im Wert von nicht ganz einer Million Dollar verschwunden. Wir rechneten damit, daß Fountain ihn vor seiner Verhaftung irgendwo versteckt hatte. Deshalb wollten wir ihn von der Minute seiner Entlassung an ununterbrochen beobachten. Aber was war aus dieser vergleichsweise harmlosen Aufgabe geworden?
    In der 86. Straße hatte irgend jemand einen alten Säufer umgebracht, der uns weiß der Himmel was für einen Tip geben wollte. Die einzige Spur dabei war ein nagelneuer Bleistift, den man neben der Leiche gefunden hatte.
    Und genauso ein Bleistift lag später in der Nacht neben der Leiche eines Gangsters drüben in Queens. Der Mann hatte für einen gewissen Ryer gearbeitet, und mit einem Wagen dieses Ryer war Jack Fountain vom Zuchthaus abgeholt worden. Aber angeblich wußte Ryer davon gar nichts. Den Wagen hätte sich ein anderer Bursche von ihm ausgeliehen, der ebenfalls für ihn arbeitete. Und wo stak dieser Kerl? Ryer wußte es angeblich auch nicht. Dafür war das Zimmer dieses verschwundenen Mannes ausgeräumt bis auf das letzte Taschentuch. Nur der braune, treuherzig in die Gegend blinzelnde Dackel war in seinem Körbchen zurückgeblieben.
    Aber Ryer war abends gegen zehn auf Pier fünfzehn am East River gewesen. Und um zwei Uhr nachts explodierte hier die Höllenmaschine im Stückgutschuppen. Zweihundert Pfund hochbrisanten Sprengstoffs gingen in die Luft und richteten eine Verwüstung an, die an einen Bombenangriff erinnerte. Und der Einsatzleiter vom Nachtdienst geriet aus dem Häuschen, weil er wußte, daß Mr. High zur fraglichen Zeit auf dem Pier gewesen sein mußte. Oder sollte. Oder konnte. Der Himmel mochte es wissen. Ich jedenfalls wußte überhaupt nichts mehr. Ich steckte mir eine Zigarette an, döste vor mich hin und fragte mich zum fünfhundertsten Male, wohin dieser blödsinnige Fall uns noch führen würde. Wir suchten einen seit fünfzehn Jahren verschwundenen Karton mit Rohdiamanten, und statt dessen stießen wir auf Leichen. Alle paar Stunden eine. Es war zum Auswachsen.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich im Jaguar saß und wartete. Im Osten fing es jedenfalls schon an hell zu werden, als Phil endlich kam. Er ließ sich abgespannt auf den Beifahrersitz fallen und brummte dabei nur ein einziges Wort:
    »Nichts.«
    »Was nichts?« fragte ich bissig.
    »Keine Spur von Mister High. Im Stückgutschuppen nich' und auf dem ganzen Pier nicht. Nirgends.«
    Draußen auf dem East River tutete das Nebelhorn irgendeines Schleppers. Es brachte mioh auf einen Gedanken.
    »Wenn ihn nun die Explosion in den Fluß geschleudert hätte, Phil?«
    »Dann müßte er irgendwo angetrieben werden.«
    »Wenn er auf Grund gesackt ist?«
    »Taucher werden den ganzen Tag den Grund absuchen. Schon um festzustellen, ob irgendwelche Trümmer die Schiffahrt behindern. Und ob es Risse in den Kaimauern gibt.«
    Ich griff zum Hörer des Sprechfunkgerätes.
    »Immer noch keine Spur vom Chef?« fragte ich unsere Funkleitstelle.
    »Nichts, Jerry. Ein Kollege ist in seiner Wohnung gewesen. Der Chef ist nicht zu Hause und hat auch nichts hinterlassen.«
    Ich knurrte etwas und legte den Hörer zurück.
    »Was nun?« fragte ich dumpf.
    »Nach Hause«, erwiderte Phil. »Erst einmal ein paar Stunden schlafen. Im Augenblick können wir nichts anderes tun, was einigen Sinn hätte. Setz mich an der üblichen Ecke ab und fahre auch nach Hause. Wir müssen ein paar Stunden schlafen.«
    Natürlich hatte mein Freund recht. Trotzdem sah ich ihn verwundert an. Vor einer Stunde noch hatte er wie ein Berserker loslegen wollen, um den Chef zu suchen, und jetzt kam ausgerechnet von ihm der Vorschlag, sich einfach auf das Ohr zu legen?
    Phil bemerkte meinen erstaunten Blick.
    »Was willst du denn sonst machen?« fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. Dann drehte ich den Zündschlüssel. Sicher. Ein paar Stunden Schlaf brauchten wir mehr als dringend. Und ich wußte wirklich nicht, was wir im Augenblick hätten tun können. Daß Phil die Absicht hatte, mich ganz gewaltig
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