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0431 - Grauen der Lüfte

0431 - Grauen der Lüfte

Titel: 0431 - Grauen der Lüfte
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Lassen Sie mich jetzt allein. Sie lenken mich ab, Zamorra.«
    Der Professor nickte.
    Er kehrte durch den Sonnen-Dom und den Zwischengang in Ted Ewigks Haus zurück.
    ***
    Taniquel spürte wachsendes Unbehagen, je näher sie Watahs Hütte kam. Sie konnte sich ihre Unruhe nicht erklären, die stärker wurde, je näher sie ihrem Ziel kam.
    Unwillkürlich umklammerte sie den Griff des Dolches in der Gürtelscheide. Sie wünschte sich, den Bogen und den Köcher voller Pfeile mitgenommen zu haben. Damit konnte sie sich Gefahren auf größere Distanz vom Leibe halten. Aber sie hatte darauf verzichtet; sie war diesen Weg schon oft gegangen, und niemals war etwas passiert. Dieses Stück des Waldes war sicher.
    Sie lebte in einem kleinen Dorf mit vielleicht hundert Einwohnern. Die Menschen bestritten ihren Unterhalt mit Viehzucht und etwas Ackerbau. Ein paar Außenseiter lebten abseits des Dorfes verstreut; sie waren Jäger und ließen sich nur selten einmal im Dorf sehen, wenn sie Dinge eintauschen wollten, die sie benötigten und nicht selbst hersteilen konnten.
    Einer dieser Außenseiter war Watah. Als er vor etwa einem Jahr im Dorf erschien, fand Taniquel ihn anziehend, und als sie mit ihm sprach, verliebte sie sich in ihn. Aus der Verliebtheit wurde Liebe, und seither eilte sie oft in den Nächten zu ihm, um sein Lager zu teilen und mit ihm zusammen glücklich zu sein. Manchmal redeten sie nur die ganze Nacht, erzählten sich von ihren Erlebnissen und Träumen.
    Manchmal liebten sie sich wortlos bis zur Erschöpfung, vom Beginn der Nacht bis ins Morgengrauen.
    Taniquels Eltern, bei denen sie wohnte, duldeten Watah nicht in ihrem Haus. Sie hatten ihr den Umgang mit diesem Mann zwar nicht direkt verboten, aber sie machten durch ihr Verhalten klar, daß sie mit der Beziehung zwischen ihnen gar nicht einverstanden waren. Watah war für sie ein Wilder, ein Barbar mit schlechten Manieren, und ihre Tochter hatte einen besseren Mann verdient - mindestens den heiratsfähigen Sohn des Ortsvorstehers, oder vielleicht einen der jungen Adeligen aus der Stadt.
    Taniquel fand den Sohn des Ortsvorstehers langweilig, die jungen Adeligen affig und wußte, daß Watah sich durchaus gut benehmen konnte. Und vor allem: er war liebevoll und zärtlich, er war rücksichtsvoll. Er liebte Taniquel, während andere Männer nur ihren Körper begehrten. Die Vorurteile ihrer Eltern gegen Watah ließen sich aber nicht ausräumen; sie kannten den Jäger eben nicht gut genug, und sie legten keinen Wert darauf, etwas daran zu ändern.
    Nur noch hundert Schritte…
    Taniquel trat auf die Waldlichtung hinaus, auf der Watahs Haus stand. Irgendwie fühlte sie sich beobachtet. Die Unruhe in ihr erreichte einen neuen Höhepunkt, peinigte sie fast körperlich. Hier stimmte etwas nicht!
    Gefahr…
    Aber welcher Art diese Gefahr war, konnte sie nicht erkennen. Sie sah zum hellen Sternenhimmel hinauf. Dort war nichts. Und ein Raubtier befand sich auch nicht in der Nähe - erstens hätte sie es gerochen und zweitens hielt Watah die Umgebung seiner Hütte sauber von Raubtieren. Die wagten sich schon lange nicht mehr hierher, weil sie wußten, daß sie einen Armbrustbolzen riskierten.
    Aber irgend etwas lauerte…
    Da entdeckte sie die Gestalt, die vor Watahs Tür lag. Und die Tür dahinter - stand offen.
    Sekundenlang wagte Taniquel nicht zu atmen. Was war hier geschehen? Wer war der Man vor Watahs Haus, der sich nicht rührte und dalag wie tot?
    Hatte es einen Überfall gegeben? War eine Bande von Räubern hier gewesen, und hatte Watah einen von ihnen erschlagen und die anderen in die Flucht gejagt?
    Aber welchen Grund sollten Räuber haben, das Haus eines Jägers zu überfallen? Da war doch selten einmal etwas zu holen! Fleisch, Geweihe und rohe, ungegerbte Felle vielleicht. Doch was sollten Räuber damit? Sie brauchten Fertigprodukte, nicht den Rohstoff.
    Etwas anderes mußte passiert sein!
    Leise rief sie seinen Namen, dann etwas lauter. Aber Watah antwortete nicht.
    Aber fort konnte er nicht sein, denn aus der Hütte kam schwacher Lichtschein. Das offene Herdfeuer brannte, vor dem sie so oft auf den Fellen gelegen hatten.
    Langsam zog sie den Dolch aus der Gürtelscheide. Dann trat sie auf die Lichtung hinaus.
    Nichts rührte sich, aber das Gefühl, beobachtet zu werden, blieb. Immer wieder sah Taniquel sich um. Sie konnte weder Mensch noch Tier entdecken. Aber sie wußte, daß eine Gefahr lauerte!
    Sollte Watah etwa…?
    Aber das konnte nicht sein. Der Jäger
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