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0412 - Ein Grab aus der Vergangenheit

0412 - Ein Grab aus der Vergangenheit

Titel: 0412 - Ein Grab aus der Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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hatte den Werwolf von den Beinen gerissen, und ich wurde verfolgt von einem wütenden Fauchen, zu vergleichen mit einem Höllensturm. Meine Kugel hatte nicht nur eine der Bestien erledigt, sondern mir auch etwas Luft verschafft, denn die anderen wollten alle gleichzeitig über ihren gefallenen Artgenossen hinwegspringen.
    So gerieten sie sich gegenseitig ins Gehege, stießen sich an, und es dauerte etwas, bis sie sich wieder gefangen hatten.
    Ich erreichte die Tür, die Gerald Gress schon aufgerissen hatte, um uns beide rauszulassen.
    »Geh schon!«
    Er schlüpfte als Erster durch die Tür. Ich warf noch einen Blick zurück und sah die Masse der Wölfe als tanzende, sich heftig bewegende Schatten, in deren oberem Drittel gelbe, kalte Augen wie Sterne leuchteten.
    Dann rammte ich die Tür von der anderen Seite her zu und suchte vergeblich nach einem Schlüssel.
    Aber wir mussten weg.
    »Wohin?«
    Mein Begleiter hatte die Frage gestellt, auf die ich ebenfalls keine Antwort wusste. Wo lag der Thronsaal?
    Den Weg in die Verliese und Keller wussten wir genau. Aber da wollten wir nicht hin, wir hätten dort wie Ratten in der Falle gesessen.
    Zum Glück war das Schloss von innen beleuchtet. Nicht strahlend erhellt, es gab noch immer viele Schatten, aber man konnte sich orientieren.
    Rechts von uns begann ein langer Gang, eine regelrechte Flucht, die in einen bestimmten Trakt führte.
    Durch den Gang liefen wir.
    Zu beiden Seiten befanden sich hohe Türen. Sie begannen am Boden und endeten fast an der Decke. Leider sahen wir keine Fenster, sodass ich nicht wusste, in welch einem Stockwerk des Schlosses wir uns befanden.
    Wir rannten, was die Beine hergaben. Natürlich hatten es auch die Werwölfe geschafft, den Thronsaal zu verlassen, und sie nahmen die Verfolgung auf.
    Ihre klatschenden, hämmernden Schritte hörten wir hinter uns.
    Ob sie aufholten, war nicht zu erkennen. Ich hoffte nur, dass wir genügend Vorsprung herausholten, um ihnen entwischen zu können.
    Irgendwo musste es ein Versteck geben, jeder Gang hat mal ein Ende.
    »Kennst du dich nicht bei diesen Renaissanceschlössern aus?« fragte mich Gress keuchend.
    »Nein.«
    »Verdammt, ich auch nicht.«
    So liefen wir weiter, bis der Gang plötzlich vor einer nach oben führenden Treppe endete. Sie war aus Stein und hatte ein Geländer, das Verzierungen aufwies. Uns blieb nichts anderes übrig, als über die breiten Stufen zu hetzen.
    »Wo die hinführt, ist die Welt zu Ende!« keuchte Gress.
    Ich ließ Gress vorlaufen, weil ich noch nach den Wölfen schauen wollte. Einige schwache Deckenleuchten schufen Lichtinseln.
    Schatten glitten fast lautlos hindurch, und ich jagte die nächste Silberkugel aus dem Lauf. Ob ich getroffen hatte, konnte ich nicht sehen, jedenfalls sah ich die Bestien zur Seite spritzen.
    Das reichte mir, ich musste hinter Gress her, der schon zahlreiche Stufen vorgelaufen war. Bei jedem Schritt schlug er seine flache Hand auf das Steingeländer, aber er war mit der Zeit wesentlich langsamer geworden. »Verdammt«, keuchte er, »das geht an die Kondition!«
    »Wie war es mit einer Schwarzen?« fragte ich.
    »Hör auf, Mensch.«
    Gress war Kettenraucher, ich nicht. Außerdem befand ich mich immer im Training und war besser von der Kondition her.
    Ich hatte damit gerechnet, dass weitere Gänge in den folgenden Stockwerken von der Treppe her abzweigen würden. Diese Hoffnung musste ich leider begraben, denn die Treppe lief durch.
    Auch Gress regte sich darüber auf. »Verdammt, John, das kriegen wir nicht in den Griff. Wir landen bestimmt in irgendeinem Turmzimmer und können uns dort verbarrikadieren.«
    »Abwarten.«
    Wir mussten immer höher. Aber die Treppe änderte sich. Sie wurde wesentlich schmaler, nahm schließlich nur noch die Hälfte ihrer eigentlichen Breite ein, und es kam noch etwas hinzu. In diesem Teil existierten keine Lampen mehr, die unseren Weg beleuchteten.
    Schon sehr bald bewegten wir uns im Finstern weiter. Es wäre auch finster geblieben, wenn ich meine kleine Lampe nicht bei mir gehabt hätte und sie nun einschaltete.
    Das dünne Licht tanzte über die Stufen, zeichnete dort die Flächen und Kanten nach, und ich leuchtete auch gegen die Decke, wo ich Flecken und Spinnweben sah. Diesen Teil des Schlosses hatte man wohl weniger gepflegt als die repräsentativen Räume.
    Gress keuchte hinter mir. Er musste einfach reden und kam auf ein Märchen zu sprechen. »Hat Dornröschen nicht auch hundert Jahre in einem Schlossturm
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