Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0412 - Doppelmörder für drei Stunden

0412 - Doppelmörder für drei Stunden

Titel: 0412 - Doppelmörder für drei Stunden
Autoren:
Vom Netzwerk:
Unterhaltung hören und in der Lage sind, sie wortwörtlich wiederzugeben?«
    »Selbstverständlich, Lieutenant, vor allem, wenn es sich um so kurze Unterhaltungen handelt«, erwiderte ich ruhig.
    »Wo befanden Sie sich, als der Schuss abgefeuert wurde?«
    »Im Badezimmer meines Apartments.«
    »Von da ab bis zur Tür des Apartments 532 brauchten Sie nach Ihrer eigenen Aussage höchstens dreißig Sekunden?«
    »Ja.«
    »In diesen dreißig Sekunden, glauben Sie, ist der Mörder spurlos verschwunden?«
    »Zumindest hatte er diese dreißig Sekunden Vorsprung. Denn ich bin erst ins Zimmer gestürzt, um dem Gefährdeten oder der Verletzten zu helfen. Als ich entdeckte, dass jede Hilfe zu spät kam, waren schon wieder zehn Sekunden vergangen.«
    »Also insgesamt vierzig.«
    »Ja. Und diese Zeit dürfte für einen Mörder ausreichen, um ein Gebäude zu verlassen, ehe Alarm gegeben wird.«
    »Well, die übrigen Gäste, die sich im Belmondo befinden, werden im Augenblick von meinen Leuten vernommen. Aber glauben Sie nicht, Mr. Helborn, dass es ziemlich ausgeschlossen ist, in vierzig Sekunden bis ins Erdgeschoss zu gelangen?«
    »Der Aufzug braucht genau sechzehn Sekunden für die Fahrt, Lieutenant. Also brauchen Sie nur den Weg vom Zimmer zum Aufzug, die Fahrzeit und die wenigen Schritte vom Erdgeschoss auf den Hof zu rechnen.«
    »Vorausgesetzt, der Aufzug wartet im fünften Stockwerk. Aber es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass ein Mörder seinen Fluchtweg auf solchen Zufälligkeiten aufbaut. Sehen Sie, er hat doch einen Zweck damit erfüllen wollen, als er Barbara Linch - so hieß die Ermordete - die Leiche zeigte.«
    Ich nickte. Den gleichen Gedanken hatte ich auch gehabt. Denn es wäre für den Mörder einfacher gewesen, das Girl zu dem Versteck des Opfers zu schleppen. Aber es musste einen Grund geben, warum der Mörder den ungewöhnlichen Weg einschlug, den Ermordeten in einen Überseekoffer zu packten und ihn zu Barbara Linch brachte.
    »Vielleicht wollte er damit das Girl herausfordern und zu einer unüberlegten Handlung zwingen«, kombinierte O’Hara. »Sie hat doch auch zum Revolver gegriffen. Diesen Augenblick hatte der Mörder vorausgeplant. Er schoss schneller als Barbara Linch, und dann flüchtete er. Zwischen dem Knall und dem Schließen sämtlicher Hoteltüren, das vollautomatisch geht, lagen also nach Ihrer eigenen Aussage, Mr. Helborn, etwa vierzig Sekunden.«
    »Ja, Lieutenant. Es ist eine Kleinigkeit, sich einen Aufzug zu reservieren. Der Mörder hat beispielsweise, als er ausstieg, die Tür des Aufzuges nicht zuschnappen lassen. Sagen wir, er hat eine Streichholzschachtel zwischen Tür und Rahmen geklemmt. Damit ist der Aufzug blockiert. Als der Mörder flüchtete, brauchte er nur die Tür zu öffnen, die Streichholzschachtel in die Tasche zu stecken und herunterzufahren.«
    »Offenbar lesen Sie zu viel Kriminalromane, Mr. Helborn. Die Praxis sieht anders aus. Denn die Störung des Transportaufzuges wäre doch zu schnell aufgefallen, nämlich sobald ihn einer benutzen wollte. Auf der Anzeige kann man genau ablesen, in welchem Stockwerk sich der Lift befindet, und telefonisch den Etagenboy alarmieren.«
    »Zugegeben, Lieutenant, aber der Besuch des Mörders dauerte keine fünfzehn Sekunden. Und gewöhnlich wartet man am Lift ein oder zwei Minuten, ehe man ungeduldig wird. Sie haben also nür eine Chance, dass jemand den Mörder gesehen hat, als er den Aufzug verließ.«
    »Wieso habe ich die Chance, Mr. Helborn? Ich würde sagen: Das ist Ihre Chance. Oder aber Sie müssen sich eine andere Version dieses Mordes einfallen lassen. Sagen Sie die Wahrheit, warum haben Sie Miss Linch erschossen?«
    Auf diesen Satz hatte ich gewartet. Der Lieutenant glaubte am Ziel zu sein.
    »Ich fürchte, Sie enttäuschen zu müssen, Lieutenant O’Hara, entgegnete ich ruhig, so leicht wird Ihnen die Arbeit nicht gemacht. Außerdem habe ich erst kurz vor der Tat das Hotel betreten. Ich bin vom Hotelboy nach oben gebracht worden. Er schaltete das Fernsehen an. Es war eine Varietesendung. Als der Schuss fiel, zeigte gerade ein Girl Bodenakrobatik.«
    »Sie wollen das Fernsehen gewissermaßen als Entlastungszeugen für Sie anführen?«, fragte O’Hara ironisch. »Sie sollten sich doch besser einer anderen Literatur zuwenden, Mr. Helborn. Denn alles, was Sie erzählen, entspringt einer leicht überhitzten Phantasie. Bei der Polizei gelten Tatsachen, Fingerabdrücke, Spuren einer Auseinandersetzung.«
    Er betrachtete meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher