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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nachzuspüren. Was mich angeht, so interessiert mich nur noch, wer der Mörder war und woher er kam – und wie er an das Tatwerkzeug gelangte. Aber da er tot ist, ist das auch nur noch von untergeordneter Bedeutung. Sehen Sie, Friedrichshafen ist zwar nur ein relativ kleines Städtchen, mit München und Stuttgart oder Zürich verglichen. Aber wir sind für nahezu die gesamte nördliche Region um den Bodensee herum zuständig, und da fällt doch schon eine ganze Menge Arbeit an. Ich bin froh, daß die Sachlage in diesem Fall so klar ist. Wenn ich Ihnen meinen Schreibtisch zeige, sehen Sie einen ganzen Aktenstapel – momentan bearbeite ich vier Mordfälle zugleich, außer diesem hier. Und die Hitze ist auch nicht gerade schön – weder für mich noch für die Zeugen, die natürlich auch darunter leiden und gestreßt sind. Womit also kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich möchte den angeblich von Doktor Eilert vor seinem Verschwinden gefundenen Schädel sehen, und auch den Leichnam.«
    »Bitte, wenn’s mehr nicht ist… kommen Sie. Der Leichnam befindet sich in der Gerichtsmedizin. Sieht aber nicht mehr gut aus, fürchte ich. Die Autopsie ist bereits vorgenommen worden.«
    Nicoles Gesicht verfärbte sich trotz der intensiven Sonnenbräune etwas.
    »Der Schädel dürfte auch noch dort sein, falls ihn der Staatsanwalt nicht schon im Tresor hat. Kommen Sie, gehen wir eben hinüber…«
    ***
    Der Schädel sah alt aus. Gerade so, als habe er bereits jahrtausendelang in der Erde gelegen. Man hatte ihn in eine Klarsicht-Kunststoffhülle eingeschweißt und etikettiert. Zamorra betrachtete ihn eingehend. Die beiden erwähnten Goldzähne hatten zwar keinen Glanz, aber daß es sich um Gold handelte, sah man auch ohne eine nähere Analyse.
    »Also, ich wußte gar nicht, daß man damals schon Goldzähne verwendete«, sagte Bernstein arglos. »Ich habe zwar davon gehört, daß die alten Ägypter und Chinesen schon Gehirnoperationen vorgenommen haben sollen, aber war das denn schon so früh?«
    »Die Gehirnoperationen der Ägypter beschränkten sich darauf, bei der Mumifizierung ihrer Toten das Gehirn durch die Nasenöffnung aus dem Schädel zu entfernen«, sagte Nicole etwas spitz.
    Bernstein schüttelte sich. »Auch nicht gerade die feine Art…«
    »Meine liebe Nici, du hast das Gemüt eines Fleischerhundes«, stellte Zamorra nüchtern fest. Er sah Bernstein an. »Die Pfahlbauten am Bodensee, deren Reste hier ausgegraben werden, datieren um 4000 vor Christus. Damals gab’s weder hier noch da oder dort auf der Erde Goldzähne – es sei denn, die Erde erhielt Besuch aus dem Weltraum.«
    »Das heißt, daß dieser Schädel jüngeren Datums ist? Aber sehen Sie, Professor – ich habe schon genug Schädel gesehen, Menschenschädel von Ermordeten. Die sehen alle nicht so vergammelt aus, nicht mal nach fünf, sechs Jahren. Der hier… du lieber Himmel, der muß uralt sein. Wirklich uralt.«
    Zamorra seufzte.
    »Wenn Sie eine Altersbestimmung machen lassen, werden Sie sich wundern«, prophezeite er unbehaglich. Er war jetzt, nachdem er das Fundstück sah, so gut wie sicher, daß es sich um Dr. Eilert handelte. Ihn schauderte. Da ging jemand hin und grub seinen eigenen Schädel aus…
    Trotzdem mußte es irgendeine Lösung geben…
    Sekundenlang spielte er mit dem Gedanken, Bernstein auf dieses Phänomen hinzuweisen. Ihn zu bitten, Gebißanalysen, Schädelmessungen und dergleichen anstellen zu lassen und das Ergebnis mit den Daten des verschwundenen Dr. Eilert vergleichen zu lassen. Schädelmessungen ließen sich auch nach Fotos durchführen, wenn auch recht ungenau. Aber… Bernstein würde ihn auslachen und hinauswerfen. Zamorra konnte ihn gut verstehen. Der Kriminalbeamte war durchaus guten Willens, aber was nicht sein durfte, konnte auch nicht sein. Nur wissenschaftlich Nachweisbares wurde akzeptiert, knallharte, beweisbare Fakten. Wie aber sollte Dr. Eilerts Schädel in vieltausendjährige Vergangenheit geraten – und dann auch noch von ihm selbst oder einem seiner Studenten gefunden werden? Das war unmöglich, unglaubhaft. Bernstein und die gesamte Gesetzeslogik besaßen einfach nicht das Grundwissen für eine Erklärung, konnte es einfach nicht haben.
    »Auf jeden Fall sieht es so aus, als hätte es nicht nur einen Toten gegeben«, sagte Nicole. »Dieser… wie hieß er noch? Garling ist nicht der einzige Tote.«
    »Sie meinen, daß hier noch ein Mordfall vorkam und der Tote vielleicht zehn Jahre oder länger dort am Seeufer
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