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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
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annahm. Abgesehen davon, daß es schlicht unmöglich erschien, daß eine größere Gruppe rätoromanisch sprechender Schweizer hier eine große Show abzog.
    Nein…
    Hier war etwas geschehen, das sich seinem Begreifen entzog. Alles deutete darauf hin, daß er sich in einer Welt befand, wie sie vor etwa sechstausend Jahren hier am Bodensee gewesen sein mußte. Aber es konnte nicht sein.
    Dr. Eilert entschied, daß er sich in einem täuschend echten Wachtraum befinden mußte. In einem Alptraum. Vielleicht war ihm die Hitze nicht bekommen. Aber er würde ja irgendwann wieder aufwachen…
    Er glaubte es noch, als sie zu fünft kamen und ihn holten…
    ***
    Erschüttert stand Anke Grieshuber an der Straße, lehnte sich an einen Baumstamm. Sie starrte die beiden miteinander kollidierten Autos an. Sie waren zusammen gestoßen, nachdem einer der Wagen den Wilden erfaßt und durch die Luft geschleudert hatte. Der Mann, der Wolfhart Garling erschlagen hatte, war tot.
    Jemand hatte per Autotelefon Polizei und Rettungsdienst benachrichtigt. Der Notarztwagen fuhr bereits wieder ab. Hier gab es nichts mehr zu tun. Die beiden am Unfall beteiligten Fahrer waren unverletzt geblieben. Die Polizisten nahmen ihre Aussagen zu Protokoll und versuchten aus der Tatsache schlau zu werden, daß der Tote einen aus einem kartoffelsackähnlichen Gewebe bestehenden Lendenschurz trug und mit einer Bronzeaxt und einem Langbogen bewaffnet herumgelaufen war.
    »… ist mir einfach vor den Wagen gelaufen«, wiederholte der Fahrer gerade, der mit seinem Wagen den Wilden erfaßt hatte. »Er stürzte wie ein Irrer zwischen den Sträuchern hervor, schwang diese komische Axt – ich habe noch versucht zu bremsen, aber es ging doch alles zu schnell. Ich bin sogar noch geschleudert…«
    Anke Grieshuber sah die Bremsspuren, die die Aussagen des Fahrers wohl bestätigten.
    »Von dort ist er gekommen?« fragte einer der Polizisten und deutete auf die Stelle, an der Anke lehnte.
    »Ja, natürlich. Wie oft muß ich das noch sagen? Ich verstehe das nicht. Himmel, die Straße ist doch so schwach befahren, da hätte er wirklich warten können, bis ich vorbei war. Aber er ist direkt auf meinen Wagen zugelaufen. Ich wollte ihn nicht umbringen. Ich…«
    Einer der Beamten kam direkt auf Anke zu. »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Haben Sie vielleicht auch etwas gesehen?«
    Anke schluckte. Sie sah in die Augen des Beamten, und sie merkte, daß ihre Lider zu flattern begannen.
    »Ja«, sagte sie heiser. »Er… er hat Wolfie umgebracht. Da unten… da…«
    Und dann sank sie zusammen. So schnell, daß der verblüffte Polizist sie nicht mehr auffangen konnte.
    ***
    Der perlmuttweiße BMW 635 CSi rollte hinter dem VW Golf die steile Zufahrt hinunter und kam auf dem knirschenden Kies zwischen den Absperrungen zum Stehen. Nicole Duval schaltete den Motor ab und sah Carsten Möbius aus seinem Mietwagen aussteigen. Sie nickte dem neben ihr sitzenden Professor Zamorra zu. »Na dann, hinaus in die Hitze!«
    Der Parapsychologe seufzte und stieg aus. Nach der erfrischenden Kühle im Inneren des schnellen Coupés, durch die auf Höchstleistung arbeitende Klimaanlage erzeugt, traf ihn die Hitze draußen wie ein Hammerschlag. Er ging ein paar Schritte auf den dunklen Golf zu, dessen Fenster heruntergekurbelt waren. Der jungenhaft wirkende Carsten Möbius, lässig in Shorts und ein offenes Hemd gekleidet, war trotzdem durchgeschwitzt. »Dieses Jahr meint es die Sonne etwas zu gut mit uns«, behauptete er. »Das ist ja schon unnatürlich…«
    »Sei froh darüber«, mischte sich Nicole Duval ein, die ebenfalls ausgestiegen war. »Regen und Kälte haben wir in den letzten Jahren genug gehabt.«
    »Hm«, machte Carsten.
    »Wie wäre es, wenn du uns jetzt endlich erzählst, weshalb du uns so dringend hierhergebeten hast?« forderte Zamorra. »Doch bestimmt nicht, um einen Bodensee-Urlaub zu verbringen. Gut, das ist ein ganz netter Teich, aber nur um den zu sehen, sind wir nicht extra hierher gefahren. War nämlich ganz schön stressig in dem Urlauber-Verkehr…«
    Carsten grinste. »Ihr hättet es so machen sollen wie ich«, sagte er. »Nach Friedrichshafen oder meinetwegen auch Konstanz fliegen und dann mit dem Mietwagen weiter.«
    »Weshalb sind wir hier?« erinnerte Nicole ihn daran, daß er Zamorras Frage noch nicht beantwortet hatte.
    Der Frankfurter warf einen Blick auf die Armbanduhr. »In drei Stunden geht mein Flug nach Wien«, sagte er. »Von da aus geht’s weiter nach Moskau.
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