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0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

Titel: 0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt
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die Matrosenmütze des Jungen zum Vorschein. Eine graue Jacke, drei Sportmützen und bunte Texashemden.
    Was dann kam, lässt mir heute noch kalte Schauer über den Rücken laufen.
    Ganz unten in der Kiste lag zusammengekrümmt ein Mann. Er hatte einen blauen Fleck an der rechten Schläfe und trug eine Clownsmaske, die der schaurigen Szene die Spitze aufsetzte. Als wir die lustige Maske behutsam gelüftet hatten, sahen wir, dass der Mann erdrosselt worden war.
    Die beiden anderen Masken lagen neben ihm als formlose bunte Gummihäute.
    Ich drehte vorsichtig die linke Hand des Toten herum.
    Der kleine Finger fehlte.
    In der nächsten Minute war ich draußen im Park und besuchte noch mal den Mann mit der Zeitung, der immer noch las. Er nutzte seine fünf Cents gut aus.
    »Sorry, aber ich muss Sie nochmals stören, Sir. Haben Sie anstelle des kleinen Jungen vielleicht ein Mädchen mit Begleitung gesehen?«
    Er musste sich erst von dem Flugzeugunglück losreißen.
    »Kleines Mädchen? Aber ja. Hübsches Kind. Ging mit zwei Männern und lachte viel. Es trug einen bunten Schottenrock und ein Kopftuch, außerdem so eine weiße Bluse nach Matrosenart, wissen Sie?«
    Auf weiteres Befragen kamen dann noch ein paar Einzelheiten.
    Das »Mädchen« war quietschvergnügt zwischen den beiden Männern gegangen. Der eine hatte eine Aktentasche aus braunem Leder getragen.
    Über die Gesichter und Anzüge wusste er nichts zu berichten.
    Sie konnten inzwischen spielend durch den Lincoln-Tunnel oder weiter nördlich über die George Washington Bridge Manhattan verlassen haben.
    Die Fahndung lief jetzt auf vollen Touren, aber eine Beschreibung der beiden Männer gab es nicht. Das Kind ließ sich etwas besser beschreiben. Hoffentlich hatten sie es nicht noch einmal umkostümieren können.
    Jetzt kam es darauf an, herauszubekommen, wer der Tote war. Seine Taschen waren restlos leer, aber seine Prints wurden sofort nach Washington gefunkt. Es wäre ein Wunder, wenn er dort nicht geführt würde.
    ***
    Was die beiden flüchtigen Gangster veranlasst hatte, sich von ihrem Komplizen zu trennen, konnten wir vorerst nur raten. Entweder hatte er versucht, sich mit den Juwelen selbstständig zu machen und nicht den richtigen Start gehabt, oder er war seinen Partnern von vornherein ein Dorn im Auge gewesen.
    Damit hatten sie nun in einem Arbeitsgang einen bewaffneten Überfall, Kidnapping und Mord auf sich geladen.
    Die Kiste hatten sie schon vorher aufgebrochen, denn da mussten ihre richtigen Anzüge dringelegen haben. So konnten sie nicht auffallen, wenn jemand unverhofft im Pavillon aufgetaucht wäre.
    Wahrscheinlich hatten die Gangster vorgehabt, den dritten Mann in das Wasser zu werfen. Dann wäre er erst wer weiß wann aufgetaucht. Aber dazu hatten sie offenbar keine Zeit mehr gehabt. Sie mussten sich umziehen und den Jungen verkleiden. Vom Mord hatte der Kleine sicher nichts bemerkt, sonst wäre er kaum so vergnügt gewesen, wie der Mann auf der Bank ihn gesehen hatte.
    Da Kidnapping nicht von vornherein auf dem Zettel der Gangster gestanden hatte, waren sie jetzt gezwungen zu improvisieren. Vielleicht hatten wir da schon ein Motiv für den Mord: Der dritte Mann wollte das Kidnapping nicht mitmachen, weil ihm das Risiko zu groß gewesen war.
    Im Laufe des Nachmittags erfuhren wir, dass unser Toter William Jeffers hieß, in Brooklyn gewohnt und dort auch als Nachtwächter gearbeitet hatte. Von den 38 Jahren, die er gelebt hatte, waren elf unter staatlicher Aufsicht verflossen.
    ***
    Abends um neun waren Phil und ich in der Kneipe, die Jeffers zu bevorzugen pflegte, wie wir von seiner Zimmervermieterin erfuhren.
    Die Hausdurchsuchung hatte nichts ergeben. Von einer Braut oder Freundin wusste die Vermieterin nichts.
    Meinen Jaguar hatte ich zwei Meilen westlich auf einem bewachten Parkplatz gelassen, denn er passte nicht recht in diese Gegend. Ich schätze es nicht, wenn sich jemand aus meinen Ledersitzen Kissen macht.
    Die Kneipe war ein Lokal dritter Klasse. Das Dutzend Kerle, das da herumhing, brachte mit Leichtigkeit hundert Jahre Zuchthaus zusammen.
    Bei unserem Eintreten waren die Gespräche verstummt. Wir passten hierher wie der Habicht in den Hühnerhof.
    Ich bestellte ungerührt zwei Ginger Ale und sah mich um. Es war niemand dazwischen, mit dem ich schon direkt zu tun hatte. Die meisten Männer waren so um die Vierzig.
    Hinten in der Ecke saßen zwei ganz junge Burschen, dazwischen ein Girl, das Kummer zu haben schien. Sie hatte schon so
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