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0402 - Die Burg des Unheils

0402 - Die Burg des Unheils

Titel: 0402 - Die Burg des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wieder.
    Sie waren so perfekt menschenähnlich konstruiert, bewegten sich und sprachen wie Menschen oder eben Druiden, daß ein Unterschied mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen war. Nur wer über telepathische Fähigkeiten verfügte, konnte feststellen, daß es sich um künstliche Wesen handelte.
    Gryf war der erste gewesen, dem sie auffielen. Diese Roboter aber schienen ausschließlich in den Diensten der Druiden zu stehen, die unmittelbare Helfer des MÄCHTIGEN waren. Andere »Ordnungsdiener«, die sich durch die eng anliegenden weißen Overalls optisch aus der Menge der anderen Stadtbewohner hervorhoben, waren ganz normale druidische Lebewesen.
    Einer der sechs Druiden verließ seinen Platz im siebeneckigen Zauberstrom, um zu Ivetac zu gehen und sich um ihn zu kümmern. Er kauerte sich neben ihm nieder und berührte Kopf und Brust in Herzhöhe mit seinen Händen.
    Nicole blieb von den anderen nicht unbeobachtet. Sie befand sich im Zentrum des Siebenzacks und war nach wie vor gefesselt. Immerhin war inzwischen die Lähmung aus ihren Armen gewichen, aber unter den Augen der anderen fünf Druiden konnte sie schlecht versuchen, sich zu befreien.
    Jetzt richtete der untersuchende Druide sich wieder auf und sah die anderen an.
    »Er lebt, aber er ist entkräftet«, sagte er. »Etwas Unbegreifliches hat ihm seine gesamten psychischen Energien entzogen. Wir sollten das Experiment nicht wiederholen, ehe wir nicht genau wissen, was mit Ivetac geschah.«
    Der erste vernünftige Satz, den ich hier auf dem Silbermond höre, dachte Nicole Duval.
    Einer der anderen Druiden wies auf sie. »Und was machen wir mit ihr und den anderen?«
    »Zunächst einmal bleiben sie in Gefangenschaft.« Der Druide gab den Robotern einen Wink. »Sperrt sie hier im Tempel ein. Sie darf keine Gelegenheit haben, sich zu befreien oder befreit zu werden. Wir werden später entscheiden, was weiter mit ihr geschieht. Auch die Goldhaarige sperrt ein, und die beiden Männer, wenn ihr sie findet. Einzelzellen. Wir müssen wissen, was Ivetac entscheidet.«
    Das alles hielt Nicole schon wieder für wesentlich weniger vernünftig. Sie setzte an, um etwas zu sagen, aber dann ließ sie es. Es war doch sinnlos. Diese Druiden glaubten nur das, was sie glauben wollten. Sie waren zu sehr in ihrem von dem MÄCHTIGEN beeinflußten Denken gefangen, als daß sie anderslautenden Argumenten zugänglich gewesen wären.
    Ivetac war die treibende Kraft gewesen. Was er befahl, wurde getan – kritiklos. Keiner der anderen würde sich gegen ihn stellen. Dafür, daß die Bewohner des Silbermondes nichts kannten, das einer offiziellen Regierung auch nur entfernt glich, waren sie doch recht obrigkeitshörig, sobald jemand sich zur Obrigkeit ernannte. Lediglich der hohe Lord oder die Hohe Lady, jeweils Inhaber des höchsten Priesteramtes, wurde gewählt. Aber nach der Flucht des MÄCHTIGEN, der lange Zeit unerkannt die Rolle der amtierenden Hohen Lady gespielt hatte, bis Zamorra ihn entlarvte, hatten sie sich noch nicht auf einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin einigen können. Ivetac hatte angedeutet, daß sie wahrscheinlich Merlin von der Erde, von Caermardhin, herbeibitten würden, um seine entscheidende Stimme abzugeben.
    Aber solange hielt jetzt Ivetac seltsamerweise das Zepter in der Hand – im Auftrag des Mächtigen.
    Irgend etwas war mit ihm geschehen, das zum Zusammenbruch geführt hatte. An dem Ritual der Zeitversetzung selbst konnte es nicht liegen. Nicole hielt Ivetac nicht für so dumm, daß er das Risiko eines Fehlschlags in dieser Form einging. Er war sich seiner Sache absolut sicher gewesen. Es mußte etwas anderes geschehen sein. Etwas oder jemand mußte von außen auf ihn eingewirkt haben.
    Oder – was Nicole allerdings kaum zu hoffen wagte – hatte ihm die Einwirkung versagt…
    Die Roboter schritten auf sie zu und packten sie. Sie schleppten sie mit sich, hinab in unterirdisch gelegene Gewölbe dieses riesigen Organpalastes, der aus einer gezüchteten pflanzlich-biologischen Substanz bestand und beeinflußbar war – sofern nicht jemand diese Substanz überrangig so beeinflußt hatte, daß sie den Befehlen anderer widerstand.
    Und das war in diesem Organpalast, diesem riesigen Tempel, unbedingt der Fall. Wahrscheinlich gab es auch wieder eine Magie-Abschirmung, die verhinderte, daß in bestimmten Räumen Druiden ihre Fähigkeiten einsetzen konnten. Somit würde auch Teri, wenn sie aus ihrer Betäubung erwachte und sich in einer Einzelzelle wiederfand,
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