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0402 - Die Burg des Unheils

0402 - Die Burg des Unheils

Titel: 0402 - Die Burg des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dir Burg verlassen und irgendwo anders Unterschlupf suchen. Es mußte doch noch andere Möglichkeiten geben, sich erfolgreich zu verstecken. Es mußte Aufzeichnungen darüber geben. Zamorra war ein schlauer Fuchs. Er hatte bestimmt zahlreiche Schlupflöcher, in denen man unerkannt verschwinden konnte.
    Wang Lee wollte sich so schnell wie möglich darum kümmern.
    ***
    Der Schatten hatte Wang Lee in dem Moment verlassen, als er vor der Tür zu Amos’ privaten Räumen stand. Sofort hatte er einen anderen Träger erkannt.
    Boris Saranow, der Wang Lee gefolgt war und einzuholen versuchte. Aber der Mongole hatte sich schnell bewegt, und Saranow hatte ihn nicht mehr erreicht.
    Jetzt glitt der Schatten lautlos auf ihn zu.
    Er konnte zwar sehr gut allein agieren, aus der Ferne von seinem Besitzer gelenkt, aber manchmal war es auch gut, sich an einen Träger zu heften. Blitzschnell glich er sich an Saranow an.
    Er verschmolz mit dessen reellem Schatten. Er paßte sich Saranows Bewegungen an. Und es gelang ihm, sie zu hemmen.
    Saranows Schritte verlangsamten sich.
    Etwas brachte ihn dazu, sich umzuwenden und zu seinem eigenen Quartier zu gehen. Etwas, das sich wie ein Schatten über seinen Geist legte.
    Er hatte kein Interesse mehr daran, der Unterhaltung zwischen Amos und Wang beizuwohnen und unter Umständen zwischen ihnen zu vermitteln. Etwas raunte ihm zu, daß es besser sei, sich erst einmal auszuruhen. Sich zu entspannen.
    Er betrat seine Unterkunft und warf sich auf das bequeme Bett.
    »Etwas stimmt nicht mit mir«, sagte er halblaut. »Ich wollte doch eigentlich etwas ganz anderes tun! Was soll das?«
    Er wollte sich aufrichten.
    Aber er konnte es nicht mehr. Der Schatten hielt ihn fest. Und langsam, ganz langsam sickerten hypnotische Begriffe und Bilder in Saranows Geist ein, um ihn zu beeinflussen. Jetzt hatte der Schatten des Teufels Zeit…
    Zeit, einen Menschen unter seine Kontrolle zu bringen…
    ***
    Unendlich weit davon entfernt, getrennt durch Zeit und Raum
    Die Schwärze spie ihn aus.
    Vor ihm tobte etwas. Es strahlte Dunkelheit aus, aber es war eine Dunkelheit des Geistes. Merlin wandte sich instinktiv ab, versuchte Deckung zu gewinnen. Er wußte nicht, worum es sich bei diesem tobenden Etwas handelte, aber er erfaßte, daß es eine ungeheure Gefahr darstellte.
    Eine Barriere baute sich auf, die die Dunkelheit fernhielt und langsam zurücksandte. Das Toben ließ nach. Das Ungeheuerliche verdichtete sich allmählich, schrumpfte und verwandelte sich in einen Glutball. Aus diesem wurde eine explodierende Feuerkugel, die wie eine Wunderkerze Licht und Funken nach allen Seiten verstrahlte, plötzlich in den Himmel empor schoß und in einem wilden Zickzackkurs davonraste. Ein schrilles Heulen entstand dabei, das sich allmählich in der Ferne verlor.
    Langsam richtete der niedergeduckte Merlin sich wieder auf. Er sah dem davonschwirrenden, feurigen Etwas nach.
    Es erinnerte ihn an das, was er erst vor kurzem erlebt hatte.
    Ein MÄCHTIGER war geflohen.
    Merlin senkte die Brauen. Unwillkürlich sah er sich um, ob ihm eine weitere Gefahr drohte. Aber die Landschaft ringsum lag ruhig. Hier und da loderte noch Schwärze, die langsam verging. Sie stellte keine Bedrohung mehr dar. Merlin konnte auch keine Gefahr erkennen, die sich aus der Ferne näherte.
    Tief atmete er durch.
    Der Mann ohne Gedächtnis stand hoch aufgerichtet da. Ein Hüne mit weißem Haar und langem weißen Bart, der das Gesicht größtenteils verdeckte, und mit Augen, die uralt waren und doch das Feuer ewiger Jugend verstrahlten. Sie schimmerten in hellem Grün. Er trug ein bodenlanges weißes Gewand, das in Taillenhöhe von einem goldenen Gürtel gerafft wurde, und einen Schultermantel in feurigem Rot, mit Gold reichhaltig bestickt.
    »Ich bin Merlin«, murmelte er. »Und ich bin von meinem Gefährten getrennt worden.«
    Das war alles, was er wußte.
    Seine Herkunft war ihm unbekannt. Seine Erinnerung reichte nur bis zu dem Zeitpunkt vor etwa zwei Tagen, wo er zusammen mit den anderen »erwacht« war und einer von ihnen ihm erklärte, daß er sich auf dem Silbermond befand, der Heimat der Druiden.
    Jene Druiden standen ihm und den anderen feindlich gegenüber. Bei weitem nicht alle – aber es gab eine kleine, mächtige Gruppe, die alles daran setzte, die Fremden auszuschalten. Um ein Haar wäre er selbst öffentlich hingerichtet worden. Er verdankte Professor Zamorra sein Leben.
    Es war eine sehr seltsame Welt, dieser Silbermond. Dinge geschahen
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