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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe
Autoren: Hugh Walker
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den Funktionen, die ihnen der menschliche Aberglauben zuschreibt. Aber ich glaube, daß das menschliche Gehirn Kräfte enthält, die die Wissenschaft noch nicht einmal ahnt. Ich glaube, daß es so etwas wie außersinnliche Wahrnehmung und andere paranormale Fähigkeiten gibt, wenn auch die Ergebnisse der Forschung noch dürftig sind. Was ich gesehen hatte, konnte ebenso gut ein perfektes Beispiel von Teleportation sein, von Bewegung mit der puren Kraft des Geistes.
    Aber für die meisten Menschen war das noch immer gleichbedeutend mit Zauberei.
    Warum auch nicht, dachte ich. Mutete es nicht an wie Zauberei? Was auch immer es war, ich wollte es genau wissen. Die ganze Nacht quälten mich Alpträume. Ich erinnerte mich nicht an sie, aber ich erwachte mehrmals schreiend und schweißgebadet. Es war wohl meine rege Phantasie, die mir diese Streiche spielte. Jedenfalls fühlte ich mich wie gerädert, als der Morgen endlich kam.
    Aus dem Telefonbuch erfuhr ich noch während des Frühstücks den Namen der Frau, die das Geschäft im letzten halben Jahr geführt hatte. Kurtz, Elfriede Kurtz. Das war immerhin ein Anfang. Nun galt es herauszufinden, wo sie wohnte. Ich begab mich daher noch am Vormittag zur Stadtverwaltung und versuchte Auskunft aus der Meldekartei zu erhalten. Das gelang auch ohne Schwierigkeit mit einer plausibel klingenden Geschichte über Bücher, die ich bestellt hatte und dringend brauchte. Da der Laden schon seit Tagen geschlossen sei, müßte ich die Frau Kurtz dringend aufsuchen.
    So erfuhr ich die Adresse und sah über die Schulter des Beamten hinweg auch noch, daß die Frau aus Bernheim zugezogen war.
    Die Suche nach der angegebenen Adresse brachte mich in den siebenten Bezirk zu einem reichlich alten, siebenstöckigen Wohnblock.
    Die Wohnungstür war abgeschlossen, auf mein Läuten antwortete niemand. Ich suchte den Hausmeister und befragte ihn über seine Mieterin. Aber er wußte wenig. Er kümmerte sich kaum darum, was seine Mieter taten oder nicht taten, gewiß sehr lobenswert, aber für mich nun von nicht sehr großem Nutzen. Er erklärte aber, etwas zögernd allerdings, daß er die Frau Kurtz schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen habe. Als ich ihn fragte, seit wann genau, murmelte er etwas von vorgestern morgen.
    Das paßte. Er hielt es für unwahrscheinlich, daß sie verreist sein könnte. Außer einer monatlichen Wochenendfahrt, um ihre Tochter zu besuchen, war sie nie weggewesen. Während der Woche konnte sie nicht fort, da sie doch den Buchladen zu führen hatte.
    Ich fragte ihn, ob er einen zweiten Hausschlüssel habe, und er meinte, natürlich, aber er würde sich nie erlauben, die Wohnung zu betreten, und mir noch weniger.
    Ich ließ ihn gar nicht ausreden. „Es wäre möglich, daß sie tot ist“, erklärte ich. „An der Tür des Geschäftes steht nur HEUTE GESCHLOSSEN. Aber das schon den dritten Tag. Ihre Tochter hielt sich in der Stadt auf. War sie nicht hier?“
    Er schüttelte verneinend den Kopf.
    „Wir sollten wirklich nachsehen, ob nicht etwas passiert ist“, drängte ich ihn.
    „Wie sah die Tochter aus?“ meinte er.
    Ich gab ihm eine grobe Beschreibung. „Zierlich, blond, etwa zweiundzwanzig. Sie besaß einen Schlüssel für das Geschäft.“
    Er nickte langsam. „Ja, wir sollten nachsehen“, stimmte er zögernd zu. „Warten Sie hier. Ich hole den Schlüssel.“
    Das dauerte eine geraume Weile, daß ich schon ungeduldig wurde, als er endlich daherkam. Er sperrte umständlich auf, nachdem er erst fünf oder sechs falsche Schlüssel probiert hatte. Ich dachte an Donald Ducks autosuggestives Halt an dich                       , Donald’ und wartete geduldig.
    Endlich ging die Tür auf, und er trat schnaufend in den Wohnraum. Die Luft war muffig. Ich schritt hinter dem Hausmeister her durch die Zimmer. Wir fanden nichts, aber ich sah mich gründlich um, wogegen der Alte nichts einzuwenden hatte; auch nicht, als ich mich für die Fotografien interessierte, die auf einem Nachttisch standen. Auf einer war die Frau zu sehen, und ich wußte nun, daß ich mich nicht getäuscht hatte. Sie war es! Zwei weitere zeigten junge Mädchen, eine schwarzhaarig, hübsch, achtzehn vielleicht, aber das mochte nicht mehr stimmen; die andere blond, älter, der Frau wie aus dem Gesicht geschnitten – das Mädchen, dem ich begegnet war!
    Als ich mich umwandte, um dem Hausmeister einige Fragen zu stellen, merkte ich zu meiner Verwunderung, daß ich mich allein im Raum
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