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0392 - Phantom-Kommando

0392 - Phantom-Kommando

Titel: 0392 - Phantom-Kommando
Autoren: Jason Dark
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eine Zigarette anbieten«, sagte ich. »Rauchen Sie, Hester?«
    »Nicht jetzt.«
    »Darf ich rauchen?«
    »Klar.«
    Aus der Packung schnippte ich mir ein Stäbchen und klemmte es zwischen die Lippen. Es herrschte nicht sehr viel Verkehr, denn wir hatten uns aus der eigentlichen City of London bereits entfernt und gondelten schon auf die Brücke zu, die uns auf die andere Seite des Flusses brachte.
    Während ich mich auf das Fahren konzentrierte und das Gebläse den Rauch vertrieb, dachte ich darüber nach, aus welch einem Grunde ich überhaupt mitgefahren war.
    Konnte man ihn als Neugierde bezeichnen? Ja, das auch, aber Neugierde war es nicht allein gewesen. Irgend etwas hatte mich an der Frau stutzig gemacht. Zunächst einmal wirkte sie auf mich nicht wie eine durchtriebene Lügnerin. Es war durchaus möglich, daß sie tagelang auf mich gewartet hatte, nur um mich zu sprechen oder mir etwas zu zeigen. Und es mußte mit meinem Job zu tun haben.
    Wir sahen die Themse. Einen graudunklen Wasserarm, der sich träge durch sein Bett wälzte.
    »Am Fluß haben wir auch mal gewohnt«, sagte sie plötzlich.
    »Hier in London?«
    »Nein, es war kurz nach meiner Heirat. Oben im Norden. Es war eine wunderschöne Landschaft.«
    »Lieben Sie die Einsamkeit, Hester?«
    »Ja. Deshalb wohnen wir auch in diesem umgebauten Gartenhaus.«
    »Weshalb zogen Sie nach London?«
    »Mein Mann wollte es.«
    »Hatte es berufliche Gründe?«
    »Sie fragen viel, Mr. Sinclair.«
    »Das gehört nun mal zu meinem Job.«
    »Könnte ich jetzt eine Zigarette haben?«
    So lenkt man von einem Gespräch ab, dachte ich, hatte aber nichts gegen ihren Wunsch und gab ihr ein Stäbchen. Feuer hatte sie selbst.
    Sie rauchte hastig und blies den Rauch in das Gebläse. »Mein Mann wollte nach London ziehen, weil er dort günstigere Arbeitsbedingungen fand.«
    »Wenn wir schon soweit sind, müssen Sie mir noch verraten, was er beruflich tut.«
    »Er ist Künstler.«
    »Ach.«
    »Mögen Sie keine Künstler?«
    Ich lachte. »Doch, sehr sogar. Ich mag Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und sich nicht von anderen bezahlen lassen. Auf welch einem Gebiet hat er sich denn betätigt? War er Spezialist für irgendeine Kunstrichtung?«
    »Er arbeitete ziemlich allgemein. Das heißt, er hat lange gesucht, bis er sich dann für Dinge interessierte, die mehr mit Archäologie oder Historie zu tun hatten. Magische Kunst, zum Beispiel.«
    »O.« Ich war überrascht. »Sollte das der Grund gewesen sein, aus dem Sie mich besucht haben?«
    »Auch. Zunächst versuchte ich es allein, dann klappte das nicht, da mir die Probleme über den Kopf wuchsen, wenn Sie verstehen.«
    »Noch nicht.«
    »Ich werde Ihnen bei mir alles berichten.«
    »Was geschieht danach, Hester? Fahre ich wieder zurück?«
    »Sie können auch bei mir schlafen. Das Haus ist groß genug. Wir lieben es, sagen zwar immer Gartenhaus, aber das stimmt nur insofern, weil es aus Holz gebaut worden ist. Wir haben es vor zwei Jahren renoviert und angestrichen. Weiß, wissen Sie?«
    »Lieben Sie diese Farbe?«
    »Ja, ich mag sie. Die Menschen sind viel zu konservativ. Wenn ich zu sagen hätte, würden die Möbelhersteller viel mehr die Farbe weiß benutzen. Durch die hohen Preise sind die Wohnungen klein geworden, und weiße Möbel lassen sie größer wirken.«
    »Da mögen Sie recht haben«, gab ich zu und dachte an meine eigene Bude, über deren Einrichtung ein Fachmann sicherlich die Hände zusammengeschlagen hätte. Aber wenn man so selten zu Hause ist wie ich, ist es zumeist egal, was da herumsteht. Wäre ich verheiratet gewesen, hätte dies bestimmt anders ausgesehen.
    Wir befanden uns bereits auf dem Lande. Längst war es völlig finster geworden, und wie so oft in den Sommernächten, die eine gewisse Feuchtigkeit enthielten, hatten sich auch zu dieser Zeit Nebelschleier gebildet, die wie träge Fahnen über die Wege und Straßen zogen. Nicht sehr dicht oder kompakt, oft zerrissen und nur noch aus Fetzen bestehend, so daß für eine Weiterfahrt kaum Gefahr bestand.
    »Ich gebe Ihnen Rätsel auf, nicht wahr?« fragte Hester nach einer Weile des Schweigens.
    »Ja.«
    »Und trotzdem sind Sie mit mir gefahren.«
    »Es war die Neugierde.«
    »Das müssen Polizisten wohl sein.«
    »Klar. Etwas an Ihnen hat mich fasziniert…«
    Ich hatte sie noch nie richtig lachen gehört, jetzt tat sie es. Danach wollte sie sich noch immer nicht beruhigen. »Mr. Sinclair, das hat mir noch niemand gesagt. Ich soll Sie
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