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0392 - Phantom-Kommando

0392 - Phantom-Kommando

Titel: 0392 - Phantom-Kommando
Autoren: Jason Dark
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stört es Sie nicht, daß die Frontscheibe einen Sprung hat. Mich hat es sowieso gewundert, daß sie nicht völlig zerplatzte.«
    Ich hatte bewußt von dieser Sache gesprochen, um ihr einen Kommentar zu entlocken, doch sie sagte nichts und blieb schweigend neben der Beifahrertür stehen, die ich ihr öffnete und sie einsteigen ließ.
    Auch als ich saß, sprach sie noch nicht. Aber ich schaltete die Innenbeleuchtung ein, schließlich will man wissen, mit wem man es zu tun hat, denn das Gesicht der Frau hatte ich bisher noch nicht gesehen.
    Allmählich schälte es sich hervor. Es schien aus dem hochgestellten Kragen des braunroten Sommermantels zu steigen, und selbst in der schlechten Beleuchtung erkannte ich die Blässe auf dem Gesicht mit den eingefallenen Wangen und den etwas vorstehenden Knochen. Die Frau besaß fahlblonde, halblange Haare, zu einer glatt fallenden Pagenfrisur geschnitten, mit einem Pony auf der Stirn. Die Lippen waren schmal, die Nase gerade, und als sie sich zu mir hindrehte, fielen mir die Augen auf, in denen tatsächlich ein Ausdruck aus Furcht und Hoffnung lag. Sie faßte nach meiner Hand. Ihre fühlte sich kühl an. »Ich danke Ihnen, daß Sie mich anhören wollen.«
    »Gern geschehen, nur möchte ich gern wissen, mit wem ich das Vergnügen habe.«
    Sie nahm ihre Hand wieder weg und schüttelte den Kopf. »Entschuldigen Sie, ich bin ein wenig durcheinander. Mein Name ist Hester Shapiro.«
    »Noch nie gehört.«
    »Ja, das haben die meisten nicht. Ich gehöre zu den Menschen, die eigentlich nie auffielen.«
    »Das kann manchmal ganz gut sein.«
    »Aber jetzt, Mr. Sinclair, trete ich aus dem Dunkel ins Rampenlicht. Ich muß es einfach tun.«
    »Das müssen Sie entscheiden. Über den Grund wollen Sie bestimmt mit mir reden.«
    »Nicht hier.«
    Ich lachte. »Doch, in meiner Wohnung.«
    »Nein. Bei mir.«
    Sie saß da wie festgewachsen. Ohne eine Regung oder eine Reaktion zu zeigen. Ihre Stimme klang ebenfalls kalt, aber sie duldete keinen Widerspruch. Hätte ich mich jetzt zurückgezogen und auf meinen Vorschlag bestanden, wäre sie sicherlich verschwunden.
    Ich aber war neugierig geworden und fragte: »Wo wohnen Sie denn, Mrs. Shapiro?«
    »In einem großen Gartenhaus.«
    »Also außerhalb?«
    »Es gehört noch zu Groß-London und liegt zwischen Southfields und Wimbledon.«
    »Das ist nicht gerade in der Nähe.«
    »Aber jetzt herrscht wenig Verkehr. Wir wären schnell da. Ich bin sicher, daß Sie meine Geschichte interessieren wird.«
    »Sie wissen, womit ich mich abgebe?« fragte ich und schaltete die Innenbeleuchtung aus.
    »Natürlich.«
    »Haben Sie mir etwas über Dämonen zu berichten, Miß Shapiro?«
    »Mrs. Shapiro, bitte.«
    »Sorry, ich wußte nicht, daß Sie verheiratet sind.«
    »Nicht schlimm. – Wenn Sie jetzt fahren würden…«
    »Mit dieser Scheibe.«
    »Kommen Sie, das schaffen Sie schon. Wenn es nicht so wichtig wäre, hätte ich nicht tagelang auf Sie gewartet.«
    »Ich war nicht da. Aber warum haben Sie nicht in meinem Büro angerufen, Hester?«
    »Das wollte ich aus bestimmten Gründen nicht. Ich mußte Sie einfach allein erwischen. Da kam mir die Tiefgarage sehr gelegen, denn man kommt leicht hinein.«
    »Das stimmt leider.«
    Mittlerweile standen wir vor dem Gitter. Ich öffnete es diesmal von innen und schaute zu, wie es in die Höhe stieg. Einen Mann auf einem Brett oder fliegenden Teppich, der zudem mit flammenden Pfeilen schoß, entdeckte ich nicht.
    »Kennen Sie den Weg?« erkundigte sich Hester Shapiro.
    Unter dem Gitter krochen wir hindurch. »Ich werde die Battersea Bridge nehmen und anschließend auf der Battersea Park Road weiterfahren.«
    »Das ist gut.«
    Mehr sagte die Frau nicht. Sie saß neben mir wie eine Puppe. Der Gurt lief als schwarzes Band schräg über ihren Körper und hielt sie.
    Ihre Hände lagen auf den Knien, nur manchmal bewegte sie die Finger. Ansonsten schwieg sie.
    Irgendwie konnte ich nicht normal sein. Statt in der Wohnung zu sitzen und an einer Flasche Bier zu nuckeln, fuhr ich durch die Gegend, zudem noch in den tiefsten Londoner Süden, fast bis Wimbledon, obwohl ich überhaupt nicht Tennis spielte und noch nie den männlichen BB in Aktion gesehen hatte. Was hatte mich an der Frau überhaupt so gereizt?
    Ich warf ihr einen Blick zu. Sie zeigte mir ihr Profil. Die Haut wirkte dünn, fast gläsern. Manchmal zitterten ihre Nasenflügel.
    Möglicherweise eine Reaktion auf ihre Gedanken, die sie beschäftigten.
    »Ich möchte Ihnen gern
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