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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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und entwirrt hatte. Sie wußte mehr, und sie hatte es auch geschafft, die Initiative zu ergreifen. Schonjetzt konnte ich ihr dafür ein Kompliment machen. Sie hatte sich in der Tat emanzipiert.
    »Was habe ich denn versprochen?« fragte ich.
    »Das du mir die Tinkturen überläßt.«
    »Nein!«
    Die Marquesa zuckte zusammen. Sie schaute auf die vier Köpfe, dann auf uns und schien einzusehen, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Noch einmal versuchte sie einzulenken. »Was hast du davon, mich zu erschießen?«
    »Du sollst vor ein Gericht, Alte. Du bist eine sechsfache Mörderin, denke daran.«
    Die Marquesa schüttelte den Kopf. Glenda erklärte mir inzwischen in Stichworten, welche Bewandtnis es mit den vier auf den Tisch stehenden Flaschen hatte.
    Plötzlich verstand ich. Auch Wills Augen weiteten sich, und ich sagte in die folgende Stille hinein. »Es ist wirklich besser, wenn wir die Flaschen zerstören!«
    Die Marquesa drehte fast durch. »Nein!« brüllte sie. »Das will ich nicht. Dann wird auch Skylla…«
    »Dieses Monstrum hat kein Recht auf Existenz«, erklärte Will Mallmann. »Es ist eine Ausgeburt der Hölle und würde seinen Terror nur weiter in die Länge ziehen.«
    »Das meine ich auch!« erklärte Glenda, ging einen Schritt zurück und öffnete die linke Faust.
    Die erste Flasche fiel zu Boden.
    Plötzlich war der Teufel los!
    Nie hätte ich dieser alten Frau einen solchen Schrei zugetraut. Sie jaulte vor Wut, erinnerte mich mit ihrem Schrei an das Heulen einer Sirene, und sie stand wie erstarrt, als sich die Scherben zusammen mit der Flüssigkeit verteilten und zudem noch Nachschub bekamen, als Glenda auch die nächste Flasche fallen ließ.
    Die Reaktion erkannten wir an zwei Gesichtern. Schon in der Höhle hatten wir erlebt, wie sie plötzlich auseinanderbrachen, und dieser Vorgang wiederholte sich hier.
    Zuerst schwangen die Tentakel, als wären sie von einem heftigen Windstoß erfaßt worden. Schon in der ersten Bewegung lösten sich die Gesichter auf. Die blaue Flüssigkeit schoß aus ihnen hervor, überspielte die Öffnungen und rann schwallartig an den dicken Armen nach unten. Dabei wurden auch die Knochen- und Hautreste mitgerissen, während die Krakenarme allmählich zusammenschrumpften.
    Die Marquesa schaute sekundenlang zu. Sie sah ihre Träume wegspülen, schluchzte auf und drehte sich um. Auf einmal wurde sie schnell. Daß wir unsere Pistolen gezogen hatten, interessierte sie nicht. Sie wollte retten, was zu retten war.
    Auf dem langen Tisch standen noch zwei Gefäße. Beide brauchte sie unbedingt, und sie warf sich mit einem gewaltigen Sprung auf den Tisch, streckte die Arme aus, griff nach den Gefäßen, schrie dabeiwieder, und Glenda tat das gleiche an der anderen Seite des Tisches, während Will und ich nicht dazu kamen, so schnell einzugreifen.
    Dafür bekamen wir von einer anderen Seite Stoff.
    Ich sah einen hühnenhaften Kerl, der eine Sonnenbrille trug, jenseits des Tisches in Deckung huschen. Er tauchte so schnell unter, daß es für diese Bewegung nur einen einzigen Grund gab.
    Den merkten wir sehr schnell, als uns die ersten Kugeln entgegenpfiffen.
    Von irgendwoher hatte er sich ein Schießeisen besorgt. Es war ein Gewehr, wie ich am Klang hörte. Ich zuckte zusammen, als ein Geschoß dicht an meinem Gesicht vorbeifuhr und in der Wand steckenblieb.
    Um Glenda konnte ich mich nicht kümmern. Auch Will Mallmann wurde von den Kugeln in Deckung gezwungen, die er unter dem langen Tisch gefunden hatte.
    »Okay, John«, sagte er. »Gibst du mir Rückendeckung?«
    »Ja.«
    »Dann mach mal.« Er warf mir seine Ersatzwaffe zu, die mit normalen Bleigeschossen geladen war. Die andere, die Silberkugel-Pistole, wollte er für sich behalten.
    Ich feuerte.
    ***
    Bonzo hatte noch nicht geschossen, als Glenda und die Marquesa aneinander gerieten. Und sie mußten sich den Erfolg teilen, denn keiner von ihnen gelang es, die beiden letzten Flaschen zu zerstören.
    Glenda bekam die erste zwischen die Finger, die Adelige die zweite. Wie mit einem kostbaren Familienschatz, den sie vor der Brust festhielt, ging sie zurück.
    Ihre Körper schaukelten heftig. »Nein, nein! Die kriegst du nicht auch noch! Die behalte ich. Es ist die wertvollste. Ich will wieder so werden wie früher!« heulte sie, hatte die Wand erreicht, preßte sich dagegen und jammerte, während sie langsam in die Knie ging.
    Glenda hatte kein Mitleid mit der sechsfachen Mörderin. Sie nahm das Gefäß und schleuderte es voller Wut
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