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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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Ich enthielt mich eines weiteren Kommentars. Dafür schaute ich in die Höhe, denn direkt über unseren Köpfen begann der Schacht.
    An seinem Ende sah ich den schwachen, sich bewegenden Lichtstreifen, und ich glaubte ferner, dort eine Gestalt zu sehen, deren Umrisse sich über dem Rand des Schachts abzeichneten.
    Sie stand da und schaute in die Tiefe. War es die Marquesa Eleonora Frascetti?
    »Dreh dich mal um, John!« Mallmanns Stimme unterbrach meinen Gedankenstrom.
    Ich sah ihn und sah Skylla. Ihre vier noch übriggebliebenen Köpfe bewegten sich plötzlich, als hätten sie einen Befehl bekommen. Sie drehten sich dabei, als würde jemand eine für uns unhörbare Melodie spielen, die nur von dem Monstrum vernommen wurde.
    Gleichzeitig blähte sich der Krakenkörper noch weiter auf. Ich wurde an Krol, den Krakengötzen und einen der Großen Alten erinnert. Auch seine Gestalt war immens gewesen, noch weitaus größer als Skylla, und er hatte das gläserne Grauen über uns gebracht.
    Das Monstrum hier reagierte anders. Es peitschte seine Tentakel so plötzlich vor, daß wir nicht mehr rechtzeitig genug wegkamen.
    Will erwischte es einen Moment früher als mich. Ich konnte mich zwar noch drehen, aber die harten Arme umschlangen mich trotzdem, drückten zu, und abermals befand ich mich in den Fängen, während ich sofort vom Boden in die Höhe gehievt wurde.
    Auch Will schwang heran. Ich hörte ihn schimpfen. »Verdammt, John, hätten wir mal geschossen.«
    »Wir holen es…«
    Nein, das letzte Wort verschluckte ich, denn die Fangarme wollten uns nicht erdrücken, sie hatten etwas Bestimmtes mit uns vor.
    Hätten sie uns sonst in den Schacht hineingedrückt?
    Dabei streckten sie sich immer höher. Man konnte glauben, von einer langen Teleskopstange umwickelt worden zu sein, und unsere Reise stoppte auch nicht, als wir die Hälfte des Schachts hinter uns gelassen hatten.
    Das Ziel war klar.
    Wir würden dort landen, wo ich die sehr schwachen Konturen der Gestalt gesehen hatte.
    Sie war zurückgetreten. Ich sah das große Rechteck des Schachtöffnung näher kommen, hatte für einen Moment die Befürchtung, daß der Arm nicht reichen würde, das erwies sich zum Glück als Irrtum. Durch ein letztes Strecken des Tentakels erreichte ich als erster den Rand.
    Beinahe sacht und vorsichtig wurde ich darüber hinweggeschoben. Will folgte mir wenig später, und einen Atemzug später lösten sich die Tentakel von unserem Körper.
    Wir waren frei.
    Keinen Augenblick länger blieb ich dort stehen, wo man mich abgesetzt hatte. Sofort lief ich nach rechts, weg von der Schachtöffnung und tiefer in den düsteren Raum mit den kahlen Wänden und dem langen Tisch hinein, auf dem einige Glasbehälter standen.
    Beinahe wäre ich noch über eine Lache und Scherben am Boden ausgerutscht und blieb stehen, als ich die Wand im Rücken spürte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite hatte Will Mallmann ebenso gehandelt.
    Wir bekamen den Überblick – und staunten beide.
    Zum erstenmal sahen wir die Marquesa. Sie hielt sich noch immer nahe der Schachtöffnung auf, stand da wie Pik sieben und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Man kann aus Haltungen und Gesichtsausdrücken der Menschen lesen und lernen. Bei ihr hatte ich den Eindruck, als würde sie unter Streß stehen.
    Und hinter ihr, aus dem Schacht, schauten die Tentakel des Monstrums mit ihren vier Köpfen hervor.
    Die Überraschung traf mich, als ich meinen Blick nach rechts wandte. Dort stand Glenda Perkins. Sie hielt mit ihren Händen die oberen Hälften zweier Flaschen umklammert, und auf ihrem Gesicht sah ich trotz der Anspannung ein Lächeln.
    »Hi« Ich wollte die Atmosphäre auflockern und lächelte ihr zu.
    Sie schüttelte nur den Kopf. Das Zeichen verstand ich. Die Lage stand nach wie vor auf des Messers Schneide.
    Was war denn nun los?
    »Kann mir einer sagen, was das soll?« hörte ich Will Mallmann fragen und sah, daß er seine Waffe zog.
    Auch ich holte die Beretta hervor. Beide wurden wir von der Marquesa beobachtet, die plötzlich den rechten Arm hob. Sie sprach weder Will noch mich an, und wandte sich an Glenda.
    »Du siehst, daß ich dir den Gefallen getan habe. Deine Freunde sind hier. Jetzt bist du an der Reihe, den Teil des Versprechens einzulösen.«
    »Was habe ich versprochen?«
    »Laß die Flasche los und stehen.«
    »Und dann?«
    »Könnt ihr gehen.«
    Glenda lachte. Ich mischte mich nicht ein, denn ich ahnte instinktiv, daß hier meine Sekretärin den Fall gelöst
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