Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Namen rufen. Außerdem will ich, daß Bonzo sich zurückzieht. Mir gefällt seine Anwesenheit nicht.«
    Die Marquesa nickte. »Ich hatte es zwar anders gesehen, aber dein Wunsch ist mir Befehl. Ich werde hingehen und den Namen deiner Begleiter rufen.«
    »Genau. Nimm nur den Weg an der anderen Tischseite und laß dir nur nichts einfallen.«
    »Keine Sorge. Solange du die Gefäße festhältst, werde ich mich deinen Wünschen fügen«, erwiderte die Italienerin mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen.
    Glenda traute ihr nicht von der Hand bis zum Ellbogen. Die Marquesa würde alles versuchen, um das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Noch waren nur zwei Gefäße zerbrochen, die anderen vier enthielten genügend »Stoff«, um dafür zu kämpfen.
    Die Engländerin merkte auch, daß ihre Arme allmählich schwer wurden. Es bereitete ihr immer größere Mühe, die Glasgefäße zu halten. Deshalb war sie auch froh, daß sich Bonzo zurückzog und sie nicht mehr direkt beobachtete.
    Auch die Marquesa schaute auf die Öffnung, während Glenda es riskierte und die beiden Gefäße wieder auf den Labortisch stellte, ohne sie allerdings loszulassen.
    Eleonora Frascetti hatte den Rand des Schachts erreicht. Dort blieb sie stehen und bückte sich. Ihre Arme hatte sie ausgestreckt und die Handflächen gegen die Knie gedrückt.
    »Ruf endlich!« verlangte Glenda.
    »Moment noch.« Sie starrte in die Tiefe und lachte leise. »Ja, da unten sind sie.«
    »Es ist doch finster…«
    »Sehr richtig, nur leuchten die Köpfe wie fahle Monde. Ich sehe noch vier«, fügte sie leiser hinzu. »Zwei sind zerstört, aber die anderen reichen auch.«
    »Ich will wissen, ob sich John Sinclair da unten befindet!«
    Sie rief den Namen. Ihre Hände formten einen Trichter vor dem Mund. »Sinclair!« brüllte sie in die Tiefe hinein. »Sinclair? Hörst du mich…?«
    Zunächst vernahmen beide nur das Echo.
    Glenda wartete. Sekunden verrannen. »Wenn du geblufft hast, Eleonora, dann…«
    »Hier!«
    Es war ein schwacher Ruf, der Glendas Ohren erreichte, doch sie kannte die Stimme ihres Oberinspektors genau und wußte nun, daß er noch lebte.
    Ein Stein fiel ihr vom Herzen!
    Aber was war mit Will Mallmann? Hatte ihn vielleicht das Schicksal erwischt. »Da ist noch jemand!« rief sie der Marquesa zu. »Ich will wissen, ob er auch lebt.«
    »Was soll ich rufen?«
    »Frag ihn, ob Will Mallmann bei ihm ist?«
    »Gut.«
    Abermals vergingen einige Sekunden atemloser Spannung, bis die Antwort des Kommissars aus der Tiefe klang. »Ich lebe noch.«
    Die Marquesa nickte, als sie sich umdrehte. »Bist du nun zufrieden?«
    »Ja.«
    »Dann gib die…«
    Glenda schüttelte den Kopf. »Nichts gebe ich her. Das war erst Teil eins meines Plans. Es geht gleich weiter.«
    Das Gesicht der Marquesa zeigte plötzlich Haß. »Was willst du denn noch, verflucht?«
    »Die beiden hier oben haben.«
    »Wieso?«
    »Wenn du mit Skylla in Verbindung stehst, wird es dir kaum schwerfallen, sie darum zu bitten, die beiden durch den Schacht in die Höhe zu hieven. Oder reichen die Arme nicht aus?«
    Glenda bekam keine Antwort. Sehr lang wurden sie angestarrt, und sie nahm mit der rechten Hand ein Gefäß hoch, um ihre Bereitschaft zur Zerstörung zu dokumentieren.
    Die Adelige hob den rechten Arm. Mit der Hand winkte sie ab.
    »Laß es, Glenda, ich tue dir auch diesen letzten Gefallen. Sie sollen hochkommen, sie werden hochkommen.«
    »Und ich warte genau eine Minute!«
    Die Marquesa drehte sich um. Wieder schaute sie in die Tiefe.
    Diesmal allerdings legte sie beide Hände gegen die Schläfen und nahm einen konzentrierten Ausdruck an.
    Glenda Perkins wußte, daß sie in diesen Augenblicken nicht nur unter einer immensen nervlichen Belastung stand, sondern auch mit dem Feuer spielte.
    Hoffentlich verbrannte sie sich daran nicht…
    ***
    Will Mallmann schaute mich erstaunt an.
    »Wer hat da gerufen?« fragte ich.
    »Hast du die Ruferin gekannt?«
    »Nein!«
    »Aber sie kannte unsere Namen.«
    »Sicher. Ich frage mich auch, wer sie ihr zugeflüstert haben könnte.«
    Will ging einen Schritt zur Seite und drehte sich dann im Kreis.
    »Ich denke da an eine gewisse Marquesa Eleonora Frascetti. Wenn sie Glenda erwischt hat und sie entsprechend ausfragen konnte, ist es durchaus möglich, daß sie die Namen von deiner Sekretärin weiß. Oder nicht?«
    »Das kann hinkommen.«
    »Demnach müssen wir damit rechnen, Glenda in der Gewalt dieser verdammten Frau zu erleben.«
    Das paßte mir nicht.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher