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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange
Autoren: Jason Dark
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Stimme einen hallenden Klang bekommen, als hätte er in einen Trichter geredet.
    »Kannst du nicht noch mal in die Höhe leuchten, John?« fragte er.
    Ich tat ihm den Gefallen. So klein die Lampe auch war, eine gewisse Lichtstärke besaß sie schon. An einigen Stellen über uns traf der Strahl auch auf Widerstand, an anderen jedoch verlor er sich in der Düsternisüber unseren Köpfen.
    »Das ist ein Schacht«, sagte Will. »Habe ich mir doch gedacht.« Er lachte leise. »Wenn du mich fragst, würde ich sagen, daß er genau ins Schloß der Marquesa führt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so.«
    Der Kommissar hatte recht. Es war tatsächlich ein Schacht, in dessen Ende ich hineingeleuchtet hatte. Ich bewegte meine Hand, verfolgte den kleinen Strahl und erkannte, daß er links und rechts auf Widerstand traf. Allerdings standen die beiden Wände ziemlich weit auseinander. Vielleicht paßte dort sogar der Körper eines Seemonstrums durch.
    Ich legte meinen Kopf weit in den Nacken, um so hoch wie eben möglich blicken zu können. Das Ende des Schachts sah ich zwar nicht genau, aber dort tat sich etwas, denn ich entdeckte einen helleren Schein, der sich bewegte und von flackernden Kerzen abgegeben werden mußte. Der Schein war sehr schwach und gab uns das Rätsel auf, was sich dort oben wohl befinden könnte.
    »Ein Raum des Schlosses«, meinte Will.
    »Klar. Wenn die Marquesa mit dem Monstrum in Verbindung steht, muß sie irgendwie zu ihm kommen.«
    »Durch den Schacht?« fragte Will.
    »Weshalb nicht?«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, John. Ich denke eher daran, daß es umgekehrt sein wird. Wahrscheinlich kommt das Monster zu seiner Herrin.«
    »Ist auch möglich.«
    Wir allerdings hatten nichts davon. Keiner von uns sah irgendwelche Steigleitern an den Schachtwänden, und so waren wir gezwungen, untätig zu bleiben und zunächst einmal abzuwarten.
    Das Wasser floß innerhalb der Höhle nicht ab. Es mußte aus der Tiefe her hineingedrückt werden, bekam auch stets Nachschub, denn stets rollten Wellen herein.
    Nur Skylla kam nicht.
    Der Kommissar wurde ungeduldig. »Ich sehne mich zwar nicht gerade nach diesem Monstrum, allmählich könnte es sich schon zeigen. Irgendwie muß es doch weitergehen.«
    Ich deutete auf das Wasser. »Es bleibt dir unbelassen, Will. Du kannst ja tauchen.«
    Er lachte auf. »Den gleichen Weg zurück?«
    »Nur freiwillig.«
    »Das wäre die letzte Möglichkeit.«
    »Für mich nicht, Will. Vergiß nicht, daß wir zwar hier allein sind, im Prinzip aber noch jemand zu uns gehört und möglicherweise auf unsere Hilfe hofft Ich möchte Glenda Perkins auf keinen Fall im Stich lassen. Deshalb muß ich es versuchen.«
    Mallmann nickte. »Wenn du die Sache so siehst, hast du recht. Ich frage mich nur, weshalb uns Skylla in dieser Unterwasserhöhle geschleppt hat?«
    »Vielleicht bekommen wir es noch heraus.«
    Jede Diskussion über dieses Problem war unnötig, denn das Wasser vor uns in der unterirdischen Höhle geriet in Bewegung. In seiner Tiefe mußte etwas lauern, das nun hervorkam.
    Da wir zu nahe am Wasser standen, war es besser, zurückzuweichen. Deshalb liefen wir fast bis an den Rand der Höhle. Ich hatte die Lampe nicht ausgeknipst, so konnten wir wenigstens etwas sehen, was sich vor unseren Augen abspielte.
    Der See brodelte, die Wellen schlugen hoch, klatschten gegen das Ufer oder die kahlen Felswände, die ihm von drei Seiten her einrahmten. Schaumstreifen quirlten wie perligen Luftschlangen über die Oberfläche und blitzten auf, wenn sie vom fingerdicken Strahl meiner kleinen Lampe erwischt wurden.
    Da konnte nur Skylla erscheinen. Wenn ich daran dachte, fühlte ich mich nicht besonders wohl, und Will Mallmann erging es ebenso, das sah ich seinem Gesicht an.
    Sie kam…
    Auf einmal wurde das Wasser wild und unruhig. Es schäumte und quirlte in die Höhe. Gischtwolken spritzten auf, wurden zu langen Fontänen, fielen wieder zurück und vereinigten sich mit dem bewegten Wasser.
    Ich hielt die Lampe ruhig und sah den Körper.
    Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung schoß das krakenähnliehe Geschöpf aus den Fluten, wobei wir die Gesichter nicht einmal sahen, denn es hatte seine dicken Tentakel gesenkt, so daß wir von den Gesichtern nichts erkennen konnten.
    Dafür den Körper.
    »Gott, ist das ein Brocken!« flüsterte der Kommissar und schaute zu, wie der schwere, nasse Körper immer höher aus den Fluten stieg und sich sogar an den schmalen Strand der
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