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0383 - Angela, die Teufelin

0383 - Angela, die Teufelin

Titel: 0383 - Angela, die Teufelin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gedankenbild zu, das deNoe einigermaßen erfassen konnte. Zamorra hatte den schwarzhaarigen, schlanken Mann in Fenrirs besondere Fähigkeit eingeweiht, so daß es für deNoe nicht mehr überraschend war, in sich Gedankenbilder zu sehen, die nicht seinem eigenen Gehirn entstammten. Mit Menschen, die Fenrir schon länger kannten oder selbst telepathisch veranlagt waren, konnte Fenrir sich richtig verständigen. Dagegen war das hier nur Stümperei.
    De Noe sah das Bild einer faustgroßen schwarzen Spinne. Er sah sie nicht ganz so kristallklar, wie Fenrir selbst sie gesehen und in seinem Gedächtnis gespeichert hatte, aber das lag erstens daran, daß diese Art von Unterhaltung für deNoe ungewohnt war, und zweitens, daß er nicht darin geschult war, die bildlichen Eindrücke, die dem Wolfsgehirn angepaßt waren, in seine eigenen Vorstellungen umzusetzen.
    Aber er konnte sich denken, daß Fenrir um eine ganz normale Spinne kein solches Theater gemacht hätte. Er hätte sie entweder geschnappt oder entkommen lassen.
    »Was ist das für eine Spinne? Ist sie da drin, in dem Spalt?« DeNoe legte eine Hand auf den Wolfsnacken und kraulte das zottige Fell. Fenrir sandte einen Impuls des Behagens.
    Dann sah deNoe wieder Bilder - die Spinne, wie sie auf den Spalt zuhuschte, dann ein Größenvergleich: Spinnenkörper neben geballter Männerfaust.
    »Oha«, machte deNoe. »Irrst du dich da auch nicht? Das müßte ja schon eine Vogelspinne sein, bloß gibt’s die in unseren Breiten nicht…«
    Kein Irrtum! Diesmal schaffte es Fenrir, sich in Worten zu artikulieren und deNoe diese Worte aufnehmen zu lassen. Sie stachen messerscharf in das Bewußtsein des Anlageberaters.
    »Das Vieh muß ich sehen«, sagte deNoe, der neugierig geworden war. Er sah sich nach einem Gegenstand um, der länger als Fenrirs Pfoten war und mit dem er die Spinne aus ihrem Versteck aufscheuchen konnte. Schließlich entdeckte er in der Nähe einen Strauch, von dem er einen Ast abbrach. »Zamorra wird’s mir verzeihen«, murmelte er. »Vor allem, wenn er die erlegte Riesenspinne zu Gesicht bekommt.«
    Er schob den Ast in den dunklen Mauerspalt und traf auf Widerstand.
    Plötzlich sauste etwas Schwarzes, Faustgroßes ihm entgegen. Auf langen Beinen raste es an dem Ast empor und auf deNoes Hand zu. Er erschrak und hielt den Ast um den Bruchteil einer Sekunde zu lange fest. Als er ihn endlich fallen ließ, hatte das schwarze Etwas bereits seine Hand erreicht.
    Ein kurzer Schmerz.
    Fenrirs Schädel fuhr herum. Der Wolf schnappte blitzschnell zu. DeNoe stieß einen Schrei aus, weil er seine Hand bereits im Wolfsrachen verschwinden sah. Aber Fenrir hatte gut gezielt. Seine Fänge zermalmten die große schwarze Spinne.
    Er spie sie wieder aus. DeNoe empfand den Eindruck von Ekel, den der Wolf empfand. Nicht, daß ihn das gewundert hätte…
    Erschrocken betrachtete er seine Hand. Auf dem Handrücken gab es zwei winzige rote Pünktchen. Dort traten Blutströpfchen aus. Die Spinne hatte blitzschnell mit ihren Beißzangen zugepackt.
    Wenn das Vieh nun giftig war?
    DeNoe preßte die Stelle zwischen zwei Fingern zusammen. Die beiden Tröpfchen wurden größer. Falls Gift vorhanden war, mußte es mit dem Blut wieder ins Freie gespült werden. DeNoe saugte an den beiden Einstichen. Endlich war er sicher, daß nichts geschehen sein konnte.
    Dennoch betrachtete er seine Hand weiterhin mit Argwohn. Aber alles schien in Ordnung zu sein.
    Fenrir war zum Pool gelaufen und kauerte vor dem hochstehenden Wasser. Er hielt die Schnauze hinein und spülte sie durch. Unwillkürlich lächelte deNoe. Er hätte auch nicht gern Spinnenreste im Mund behalten…
    Er betrachtete die zerbissene Spinne.
    Das heißt, er wollte es tun.
    Aber dort, wo Fenrir sie hingespien hatte, befand sich nichts mehr.
    Nicht einmal die Spur eines Spinnenbeins. Keine Borstenhaare, keine Chitinschale, kein Insektenblut. Nichts.
    Es war, als habe es das Insekt überhaupt nicht gegeben.
    »Na, so was…«
    DeNoe sah sich weiter um. Vielleicht hatte er sich ja im ersten Schrecken geirrt, und die Spinnenreste lagen an einer anderen Stelle. Aber da war nichts.
    Fenrir kam zurückgetrottet. In seinem Kopf feil und an den Barthaaren hingen Wassertropfen. Er lehnte sich an de Noes Beine, der Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten. Der Wolf verlangte danach, gestreichelt zu werden. DeNoe tat ihm den Gefallen. Zugleich betrachtete er seinen anderen Handrücken.
    Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Von den
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