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0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß

0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß

Titel: 0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß
Autoren: Blutzoll für den Dollar-Boß
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einer öffentlichen Sprechzelle vom Rockefeiler Center aus erfolgt. Ich bedankte mich und hieb den Hörer auf die Gabel. Keine Chance, den Mann zu erwischen, aber er war erstaunlich gut informiert, und wenn er bereit war, sein Wissen gegen Geld zu verkaufen, würde er vielleicht noch einmal anrufen. Aber vielleicht war es der Mörder selbst, der auf diese Weise zu erfahren suchte, was wir über ihn herausgebracht hatten.
    Wenn wir an einem Fall nicht weiterkommen, machen wir, Phil Decker und ich, sehr häufig einen »Zug durch die Gemeinde«. In den Kneipen und Nachtlokalen, in denen Leute verkehrten, die man schlicht als lichtscheues Gesindel betrachten kann, erhält man ab und zu wertvolle Tipps.
    Wir klapperten die Lokale am oberen Broadway ab, ohne irgendeinen Hinweis zu sehen oder zu hören. Phil schimpfte, er trank seinen Scotch lieber in seiner Stammkneipe.
    Im Golden Seven hatten wir ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Norman Kelly saß in einer Nische, hatte zwei Girls bei sich und ließ ihnen Champagner auf fahren, dass man nur staunen konnte. Norman Kelly war uns in Atlanta begegnet, er war einige Wochen wieder in Freiheit, und woher sollte er in der kurzen Zeit so viel Geld haben?
    Wir gingen ohne zu zögern auf seinen Tisch zu. Als er uns sah, ließ er den Sekt munter über das Tischtuch sprudeln. Ich rückte mit meinem Zeigefinger die Öffnung in die richtige Richtung und rettete so den letzten Rest der teuren Flüssigkeit. Die beiden Damen neben ihm verfügten über die nötige Erfahrung: Sie griffen sich schleunigst ihre Handtaschen und entschuldigten sich.
    »Tut mir leid, Norman«, sagte ich, »ich hatte keine Ahnung davon, wie ich auf Damen wirke. Vielleicht ist gar nicht mein Aussehen daran schuld?«
    »Ihr habt kein Recht…«, quetschte er heraus, und dann griff er nach dem Glas und ließ nicht einen Tropfen mehr darin.
    »Welches Recht haben wir nicht?«, fragte Phil. »Soviel ich weiß, ist es uns nicht verboten, hier einen kleinen Drink hinunterzuschütten. Warum also die Aufregung?«
    »Wieder zurück aus Atlanta?«, fragte ich dazwischen. »Du konntest dich ja kaum losreißen, Kelly Atlanta ist so ein entzückendes Städtchen, dass du sogar nach deiner Pensionierung noch ein paar Tage dageblieben bist.«
    »Ihr könnt mich nicht ärgern«, sagte er und platzte beinahe vor Wut, »mich kriegt ihr nicht mehr. Und wo ich mich aufhalte, das geht euch gar nichts an!«
    Ich zuckte die Achseln und zog mich mit Phil an die Bar zurück, wo wir uns einen Whisky eingießen ließen.
    »Mit Kelly ist etwas nicht in Ordnung«, meinte mein Freund. »Der Kerl benimmt sich, als hätten wir ihn beim Hühnerstehlen erwischt.«
    »Du hast recht, Phil, aber wir können ihn nicht zwingen, uns sein Verhalten zu begründen. Ich schlage vor, wir statten dem nächsten Wirt einen Besuch ab.«
    Der Jaguar stand draußen an der Bordsteinkante. Während wir auf den Wagen zugingen, fasste mich Phil plötzlich am Ärmel. Eins der Girls, die bei Norman Kelly am Tisch gesessen hatten, drückte sich aus der Tür, schaute sich vorsichtig um und stelzte dann auf hohen Absätzen davon. Ich gab Phil einen Wink. Wir ließen sie weitertrippeln, bis sie genügend Abstand hatte, und schlenderten dann langsam hinter ihr her.
    ***
    Unser Spaziergang war bald zu Ende. In der nächsten Seitenstraße blieb sie vor einem schmalen Haus stehen und fingerte in ihrer Handtasche herum. Der Schlüssel, den sie suchte, schien sich zwischen tausend Kleinigkeiten, die eine Frau in der Handtasche mit sich herumschleppt, verkrochen zu haben.
    Wir stoppten, als wir auf ihrer Höhe angekommen waren.
    »Verzeihung, Madam«, sagte Phil höflich. »Ich habe eine Taschenlampe bei mir. Vielleicht geht’s dann schneller!«
    Sie sah lächelnd auf, aber als sie unsere Gesichter erblickte, war das Lächeln wie weggewischt.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie stockend. »Sie waren doch eben in der Bar. Sie sind mir nachgegangen…«
    Furcht zeichnete sich in ihrem jungen Gesicht ab. Wahrscheinlich hielt sie uns für Gangster. Sie wollte davonlaufen, aber ich sagte: »Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir sind G-men, FBI-Beamte.«
    Phil zog seinen Ausweis heraus und richtete den Strahl der Taschenlampe darauf, um sie zu beruhigen. Aber stattdessen machte sie einen noch bestürzteren Eindruck.
    »Sie irren sich«, stieß sie hervor. »Ich weiß von nichts. Warum sind Sie hinter mir her?«
    Phil warf mir einen bezeichnenden Blick zu. Waren wir auf der
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