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0377 - Dämonenkrieg in Frisco

0377 - Dämonenkrieg in Frisco

Titel: 0377 - Dämonenkrieg in Frisco
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kehrte etwas schneller zum Wagen zurück.
    »Gib Gas und zeig, daß du in Neapel das Fahren gelernt hast. Niemand zu Hause. Da ist etwas faul, Nici!«
    Der Motor sprang sofort an. Der Cadillac machte einen Satz nach vorn, hinterließ schwarze Striche auf dem Asphalt und jagte mit pfeifenden Reifen davon, der Stadt entgegen. Der Bayshore-Freeway führte geradewegs an Daly City vorbei in den nördlichen Stadtteil hinein.
    ***
    Su Ling verkrampfte sich. Sie starrte den Graugekleideten an. »Wer ist Ihr Herr?« stieß sie hervor. »Kann er nicht zu mir kommen, wenn er etwas von mir will, statt ich zu ihm?«
    »Bitte, Miß Su…« höflich verneigte sich der Graue und deutete wieder auf den Wagen. »Fürchten Sie sich?«
    »Vor Ihnen?« Sie schüttelte den Kopf. Dennoch hatte sie ein ungutes Gefühl, das ihr riet, nicht in den schwarzen Wagen einzusteigen. »Wenn Ihr Herr, wer immer es auch ist, mit mir sprechen will, lade ich ihn zu einer Tasse Tee zu mir ein. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
    Sie sah es in den Augen des Graugekleideten zornig aufblitzen, aber er lächelte immer noch. »Wie Sie wünschen, Miß Su. Wann empfangen Sie?«
    »Jederzeit«, sagte sie, bereute ihre Worte aber sofort. Sie wußte ja immer noch nicht, wer der Auftraggeber des Grauen war! Vielleicht hätte sie ihn auf einen bestimmten Termin festnageln sollen und hätte dann Zeit gehabt, Vorbereitungen zu treffen. So aber…
    »Dann möchte mein Herr es jetzt hinter sich bringen. Bitte, dürfen wir Ihre Wohnung betreten?«
    Sie konnte nicht mehr zurück, wenn sie keine grobe Unhöflichkeit begehen wollte. Aber dann fragte sie sich, warum sie sich überhaupt diese Gedanken machte. Es konnte ganz harmlos sein. Es konnte ein Geschäftspartner von Tendyke Enterprises sein… aber warum war er dann nicht angekündigt worden? Oder hatte sie es nur vergessen?
    Wie dem auch sei - inzwischen hatten genug Leute den schwarzen Lincoln Town Car gesehen und auch das Gespräch zwischen ihr und dem Grauen beobachtet. Wenn es sich um Gangster handeln sollte, konnten sie nicht mehr unbemerkt zuschlagen. Und indem sie das Gespräch in ihre Wohnung verlegte, war auch eine Entführung so gut wie ausgeschlossen.
    Der Graue beugte sich zum Wagenfond hinab und stieß einige schnelle Worte hervor. Dann stieg ein rundlicher, kahlköpfiger Mann in einem seidenen, bestickten Mantel aus. Das Stickereimotiv zeigte einen Drachen, der schwarze Flammen aus seinem Rachen spie. Schwarze Flammen…? Das war ungewöhnlich bei einer so farbenprächtigen Arbeit wie dieser. Der Kahlköpfige besaß einen dünnen Schnurrbart, dessen Enden bis zum Kinn herabhingen, das von einem weiteren, spitzen Bärtchen geziert wurde. Unter strichdünnen Brauen saßen äußerst bewegliche, schwarze Augen. Ihnen schien nichts entgehen zu können.
    »Es ist mir eine Ehre, Ihr Gast sein zu dürfen«, sagte der Bilderbuch-Chinese.
    Seufzend ging Ling voraus. Aus ihrem Einkauf wurde jetzt wohl nichts mehr…
    Schließlich befanden sie sich in ihrer Wohnung. Sie deutete auf die Sitzkissen. »Wenn Sie bitte Platz nehmen möchten… und wenn Sie jetzt bitte sagen möchten, wer Sie sind und was Sie von mir wollen?«
    Der Kahlköpfige verneigte sich wieder und nahm auf einem der Sitzkissen inmitten der Wohnlandschaft Platz, während Su sich an die Teezubereitung machte. Der Graugekleidete war unten am Wagen geblieben. Es erleichterte sie ein wenig, es nur mit einem Mann zu tun zu haben statt mit beiden. Sie war sicher, sich notfalls gegen ihn verteidigen zu können.
    Er sah sich um. Sein Blick buschte über die mit Reißzwecken an die Wände gehefteten Tuschezeichnungen, über die hölzernen Truhen und die gläsernen Vitrinen mit den Porzellanfigürchen, den kleinen Tisch mit dem Schachspiel… dem Hausaltar widmete er nur einen ganz kurzen Blick, und Ling, die ihn heimlich beobachtete, glaubte, ihn dabei zusammenzucken zu sehen.
    »Mein unwerter Name lautet Tong La-Mon«, sagte der Kahlköpfige.
    Fast hätte sie das Teekännchen fallen gelassen. Tong La-Mon, das Oberhaupt der Tong-Sippe!
    »Ich sehe Sie überrascht«, lächelte Tong. »Sie haben nicht erwartet, daß ich mit Ihnen sprechen möchte?«
    »Sicher nicht«, sagte sie. Ihre Gedanken fuhren Karussell. Was wollte der heimliche Herrscher Chinatowns von ihr?
    »Ihre Wohnung sieht ein wenig desolat aus«, sagte er. »Wie konnte das geschehen?« Sie preßte die Lippen zusammen. »Ist das wichtig?«
    »Sie werden von jemandem bedroht«, sagte Tong.
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