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0377 - Dämonenkrieg in Frisco

0377 - Dämonenkrieg in Frisco

Titel: 0377 - Dämonenkrieg in Frisco
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Urlaubsreise zu gönnen und ein paar Dollar in die Rentenkasse zu zahlen. Das handgeschnitzte Schachspiel, das sie sich vor ein paar Tagen gekauft hatte, gehörte zu den Luxusgütern, die sie sich nur hin und wieder einmal leisten konnte. Und damit war für diesen Monat das Budget auch schon fast wieder erschöpft. Vielleicht konnte sie die Tür erneuern lassen oder das Bett, nicht aber beides zusammen. Und sie würde dann auch entschieden auf Sparflamme umschalten müssen. Die Disco-Abende fielen vorerst flach.
    Sie überlegte, ob man die Trümmer nicht noch reparieren konnte. Aber da war nichts zu machen. Die nächsten Nächte wüurde sie auf dem Teppich oder auf einer Matratze auf dem Boden zubringen müssen. Dafür hatte sie jetzt aber jede Menge Brennholz, mit dem sie nichts anfangen konnte, weil die Wohnung zentral beheizt wurde und es keinen Kaminanschluß gab.
    Sie räumte auf, so weit das möglich war, und schichtete die Trümmer übereinander. Einer ihrer Vettern war Holzschnitzer. Vielleicht konnte er mit dem Holz etwas anfangen. Sie beschloß, ihn danach zu fragen - er konnte sich die gesplitterten Bretter dann abholen.
    Kurz vor Mittag verließ sie ihre kleine Wohnung in der dritten Etage, um ein paar Besorgungen zu machen. Im Treppenhaus begegnete ihr der alte Zhat Shang. Er verneigte sich höflich, und Ling erwiderte den Gruß.
    »Sicher werden Sie die Unhöflichkeit eines relativ alten Mannes verzeihen«, sagte er. »Aber in der letzten Nacht drang etwas Lärm aus Ihrer Wohnung. Nicht, daß es gestört hätte, doch habe ich mir Sorgen gemacht, ob Ihnen vielleicht etwas zugestoßen sein könnte. Denn ich wußte, daß Sie keinen Besuch bei sich hatten.«
    Ling lächelte. Zhat Shangs Neugierde war sprichwörtlich. Er ersetzte glatt drei Klatschweiber.
    »Oh, nichts Besonderes«, erwiderte sie. »Bitte verzeihen Sie, wenn ich Sie mit dem Lärm belästigte.«
    »Aber gewiß nicht, gewiß nicht«, sagte er. »Ich wollte Ihnen sogar helfen, aber ich bin ein alter Mann und vermag gegen die rohen Kräfte eines Banditen nicht viel auszurichten… und es ist auch nicht gut, sich gegen die Tongs zu stellen.«
    »Tongs…?« Ling stutzte. »Was meinen Sie damit, Mister Zhat?«
    »Oh, Li Son und Tolu Tan wurden in der vergangenen Nacht zusammengeschlagen, und Nagi Khelin erzählte, jemand habe versucht, ihn mit einem Wurfmesser zu töten. Das Messer sei nur ein paar Zentimeter an seinem Hals vorbei in die Wand gefahren, und das mit einer Wucht, daß die Klinge abbrach.«
    »Aber was hat das mit den Tongs und mit…« Sie biß sich auf die Lippen. Warum sollte sie Zhat von der Schachfigur erzählen, die sie fast getötet hätte?
    »Es ist doch klar, daß nur die Tongs dahinter stecken«, sagte Zhat leise. »Leider bin ich zu alt, um mich dagegen wehren zu können. Aber vielleicht sind wir alle zu alt dafür, und zu bequem. Wir geben lieber nach und lassen uns tyrannisieren. Es war bestimmt ein Tong-Überfall bei Ihnen, Miß Su, nicht wahr?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Sie immer noch nicht, Mister Zhat.« Ihr war wohl kar, daß die Tongs eine der einflußreichsten Familien in Chinatown waren, und daß ihnen fast das gesamte Chinesenviertel mehr oder weniger gehörte, aber…
    Ein Gedanke durchzuckte sie: Der Brief, der ihr vor drei Tagen zugestellt worden war!
    Im gleichen Moment sagte Zhat: »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie von der geplanten Mieterhöhung noch nichts wissen. Ihnen muß doch auch das Schreiben der Tong-Sippe zugestellt worden sein, in dem diese Mieterhöhung angekündigt wurde! Li, Tolu und Nagie haben sich geweigert, dieser Erhöhung zuzustimmen, und haben Begründungen dafür geliefert. Daraufhin wurden sie bedroht und geschlagen beziehungsweise fast mit dem Wurfmesser getötet. Dahinter stecken die Tongs, glauben Sie mir.«
    Das ist absurd, wollte sie sagen, aber sie brachte den Satz nicht über die Lippen. Sie hatte sich doch auch geweigert! Fünfhundert Dollar zahlte sie im Monat für diese verhältnismäßig kleine Wohnung, und Tong La-Mon, dem das Haus wie viele andere Häuser in Chinatown gehörte, wollte die Miete vom nächsten Monat an auf siebenhundert Dollar erhöhen! Das waren Preise, wie sie drüben in New York auf der Insel Manhattan verlangt wurden! Schon die fünfhundert Dollar waren viel zuviel, aber Su hatte sich an die Wohnung gewöhnt, und sie wollte hier auch nicht mehr fort. Doch siebenhundert Dollar waren der reinste Wucher und durch nichts
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