Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0371 - Der unheimliche Dschinn

0371 - Der unheimliche Dschinn

Titel: 0371 - Der unheimliche Dschinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Konkurrenten abwertend. Sparks seufzte. Er versuchte sich still davonzumachen, aber »sein« Händler ließ das nicht zu. Er verließ seinen Stand, folgte Sparks und zupfte an seinem Ärmel, zog ihn zurück und redete wieder mit Händen und Füßen auf ihn ein. Sparks erkannte seinen ursprünglichen Fehler - er war zu nahe an den Stand herangetreten, hatte die Auslagen zu interessiert betrachtet. Wahrscheinlich würde der Händler ihm über den ganzen Basar folgen, wenn er nicht irgend etwas kaufte. Eine Kleinigkeit reichte völlig.
    Dabei hatte er eigentlich überhaupt nicht die Absicht gehabt…
    Etwas schadenfroh dachte er an Othmarsen. Teppiche waren mit Sicherheit wesentlich teurer als Töpferund Glaswaren, ob sie nun flogen oder nicht, hm…
    Seufzend hob er einen Keramiktopf auf, klein und wahrscheinlich deshalb auch preiswert, und betrachtete ihn von allen Seiten. Der Topf kam ihm merkwürdig leicht vor, auch schien er recht glatt strukturiert zu sein. Sparks betrachtete ihn äußerst eingehend und entdeckte nicht nur, daß der Topf sich tatsächlich wie Kunststoff anfühlte, sondern auch unter dem Boden die sorgfältig abgeschliffene Prägung -für Sparks’ scharfes Auge nicht sorgfältig genug abgeschliffen. Er hielt den Topfboden ins Licht und las etwas, das wie »made in taiwan« aussah.
    »Eigentlich sollte ich dir deine garantiert handgearbeitete Waren um die Ohren schlagen, Sohn eines Strauchdiebes«, drohte Sparks. »Aber deine Geschäftstüchtigkeit gefällt mir. Fallen eigentlich viele auf diesen Unsinn herein?«
    Der Händler verstummte kurz. Er maß Sparks von oben bis unten. Keine Spur von Verärgerung darüber, daß er bei seiner kleinen Schwindelei ertappt worden war. Das war sein Berufsrisiko. Immerhin gab es genug Touristen, die sich beschwatzen ließen, kauften und sich erst daheim daran machten, das Gekaufte ganz genau zu untersuchen. Und dann war es garantiert zu spät. Und wenn jemand, wie Sparks, diesen Schwindçl sofort durchschaute… nun, man starb nicht daran.
    Der Händler begann anerkennend zu grinsen. »Oh, Effendi, du bist ein Kenner. Und du wirst sicher auch wohlwollend bedenken, daß ich zwei Frauen und zwei Hände voll hungriger Kinder zu ernähren habe. Für sie tue ich alles, Sidi! Denn wenn ich nicht verkaufe, werden sie hungern und weinen und mich fragen, warum, bei Allah, ich nicht mehr so geschäftstüchtig sei wie früher, und ich werde sie auf die Straße schicken müssen, um zu betteln… das verstehst du doch, Sidi? Aber wo werde ich einen klugen und weisen Mann wie dich betrügen wollen, Effendi? Natürlich bekommst du zum halben Preis, was ich dir anbieten kann! Auch wenn es mein Ruin ist und vielleicht gar der Hungertod meiner Familie…«
    »Ach du meine Güte«, murmelte Sparks. »Deine zwei Frauen und zehn Kinder sind ja wohl nicht mein Problem, sondern deines, Sohn Allahs. Dort drüben die Flasche - sie ist das einzige, was mich interessieren könnte, weil sie praktisch ist.« Er hatte eine mittelgroße, einfach aussehende Flasche entdeckt, die ziemlich weit hinten in der Auslage stand. Wenn er schon etwas kaufte, dann sollte es wenigstens praktisch sein - es stand noch eine Wüstenausflugstour bevor, und man konnte Wasser oder Bier oder Wein oder Cognac hineinfüllen - letzteren hatte er bislang vergeblich zu bekommen versucht. Sicher, die Anhänger Mohammeds verkauften den ungläubigen Touristen durchaus Alkohol, aber der beschränkte sich in den Lokalen, die Sparks und Othmarsen bislang ausfindig gemacht hatten, wie auch in ihrem Hotel lediglich auf marokkanischen Rotwein. Nun hatte Sparks aber einen festgefügten Geschmack und festgefügte Gewohnheiten, von denen er ungern abwich.
    Hier wurde er dazu gezwungen.
    »Für tausend Dirham, etwa 200 DM, gehört diese Flasche dir, Effendi«, sagte der Händler. »Eigentlich dürfte ich sie nur für 2000 Dirham feilbieten, aber da ich dir versprochen habe, nur den halben Preis zu berechnen…«
    »Vater der Geschäftsstüchtigkeit, dein Verstand muß verwirrt sein«, sagte Sparks trocken. »Tausend Dirham für eine einfache Flasche - du bist närrisch.«
    »Bedenke ihren praktischen Nutzen, Effendi«, raunte der Händler verschwörerisch. »Schau, sie ist aus undurchsichtigem Glas, und niemand vermag zu erkennen, was sich darin befindet, Sidi. Wenn du deine Freunde einlädst, den verbotenen Freuden des Alkohols zu frönen, wird selbst Allah aus seinen himmlischen Höhen nicht erkennen können, daß sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher