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0371 - Der unheimliche Dschinn

0371 - Der unheimliche Dschinn

Titel: 0371 - Der unheimliche Dschinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Geister jagen, sondern dem süßen Nichtstun frönen. Getreu der Behauptung Colonel Sparks’, daß ein freiberuflicher Geisterjäger sich nur dann einen Urlaub gönnen kann, wenn entweder Steuerrückzahlungen in unerwarteter Höhe erfolgen oder man in einer Lotterie gewinnt, hatte er sich an zahllosen Preisausschreiben beteiligt und nebst einer Unmenge an Trostpreisen auch eine zehntägige Heise für zwei Personen nach Marrakesch und Umgebung gewonnen, einschließlich des nötigen Taschengeldes für Verpflegung und Bakschisch. Da sie beide ein zusammengeschweißtes Team waren, unabhängig von Familie und Arbeitsplatz -von ihrer Profession als Geisterjäger einmal abgesehen -, hatte Sparks Othmarsen zu diesem Urlaub eingeladen.
    Seit ein paar Tagen waren sie nun hier, hatten mehrere Ausflüge in die nähere und fernere Umgebung und zu anderen Städten hinter sich gebracht und sich bakschischverteilend von einer Sehenswürdigkeit zur anderen gekämpft. Vor allem die Kasbahs hatten es Sparks angetan, diese trutzigen, meist von den Berbern erbauten Burgen, die teilweise noch bewohnt wurden, teilweise auch verlassen dem Zerfall preisgegeben waren oder ganze Städte um sich herum geschart hatten. »Eine solche Kasbah würde sich hervorragend dazu eignen, einen Gespensterzoo einzurichten«, pflegte er gelegentlich festzustellen. »Es gibt wenige Fenster, viele Gänge, zuhllose Wohnungen und Häuschen innerhalb der Schutzmauern… einfach ideal für Geister, die hier spuken können, ohne sich gegenseitig auf den Geist zu gehen.«
    »Ähem«, hatte Othmarsen erwidert. »Vergiß es. Die Niederlage von McThruberry Castle reicht mir. Außerdem gibt es in der Grafschaft Dorset das legendäre Gespenster-Asyl des Earl of Pembroke.«
    »Aber das ist in England. Das hier ist Marokko.«
    »Wem sagst du das, Colonel?« brummte Othmarsen. »Es gibt nirgendwo einen vernünftigen Cognac, weder für dich noch für mich.«
    »Dafür ist der Kaffee unerträglich.«
    »In Marokko«, fuhr Othmarsen fort, »dürfte das Interesse an einem Gespenster-Zoo relativ gering sein. Schau dir die Leute an. Die laufen hier doch alle im weißen Bettlaken herum. Da fällt ein Geist schon gar nicht mehr auf.«
    Sparks tippte sich an die Stirn. »Weißes Bettlaken! Barbar! Banause! Und so etwas will mein Assistent sein! Kannst du denn nichts mit dem gebührenden Ernst betrachten?«
    Othmarsen grinste. »Wir wollen doch nicht schon wieder dienstlich werden, nicht wahr? Schau dir das an. Da drüben verkauft einer Teppiche. Vielleicht ist ein fliegender Teppich dabei.«
    Sparks ächzte vernehmlich. »Ich brauche dringend einen Cognac«, murmelte er. »Zur Beruhigung. Wahrscheinlich werde ich dich sonst verprügeln.«
    »Komm doch, koiyim doch«, lockte der massige Othmarsen.
    »Zu heiß für körperliche Anstrengungen«, seufzte Sparks. »Fühle dich mündlich verprügelt.«
    »Au… trotzdem gehe ich jetzt mal nachsehen, ob ich einen fliegenden Teppich bekomme…«
    Kopfschüttelnd sah Sparks ihm nach.
    Ein Händlerstand ganz in seiner Nähe weckte seine Aufmerksamkeit, und er schlenderte hinüber. Der in eine weiße Dschellaba gehüllte Händler, den Othmarsen wahrscheinlich auch als Bettlakenträger eingestuft hätte, erhob sich von seinem Sitzkissen und kam nach vorn, als er Sparks’ Interesse bemerkte. Der Geisterjäger betrachtete die bunte Vielfalt von Keramik- und Glaswaren. Töpfe, Krüge, Vasen, Karaffen, Wasserflaschen, Teller, Backformen, Kunstgewerbe wie Figürchen oder Maskenmotive, sonstige Gebrauchsgegenstände… es gab fast nichts, was es nicht gab. Selbst eine Unzahl verschieden großer und vielfarbiger Glas- und Tonperlen zur Anfertigung von Schmuck war vorhanden.
    Der Händler redete wie ein Wasserfall auf Sparks ein, zwischen Arabisch und Französisch wechselnd. Sparks verstand gerade mal die Hälfte dessen, was der Händler ihm mitteilen und anpreisen wollte. Dabei interessierte ihn eigentlich gar nicht, aus welchen Beduinenzelten all diese garantiert handgefertigten Waren stammten, wie viele Tage und Wochen arme Frauen und Kinder daran getöpfert hatten und daß diese Waren vor allem garantiert zehnmal schöner, besser, haltbarer und praktischer waren als die der Konkurrenten in den Nachbarzelten. Was von diesen natürlich prompt lautstark bestritten wurde, und im Handumdrehen entstand ein gewaltiges Spektakel sich gegenseitig überschreiender Händler, die aus ihren Zelten hervortraten, ihre eigenen Waren anpreisend und die der
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