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0371 - Der unheimliche Dschinn

0371 - Der unheimliche Dschinn

Titel: 0371 - Der unheimliche Dschinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erschauerte. »Du brauchst mir nur einmal zu helfen«, murmelte er.
    »Siebenmal muß ich dir helfen, das ist Gesetz. Ich kann nicht anders. Oder ich kann dir überhaupt nicht helfen, nicht ein einziges Mal. Ich bin verpflichtet, dir das zu sagen, wie ich es jedem sagte, der bislang meine Hilfe erheischte. Natürlich steht dir frei, zu entscheiden, wann du meine Hilfe brauchst. Du kannst mich einmal im Jahr um einen Gefallen bitten, einmal im Jahrzehnt… niemand zwingt dich. Ich helfe nur, wenn ich dazu gerufen werde, nicht aus eigenem Antrieb. Du bestimmst, wann du meiner bedarfst.«
    »Und…« Die Gèdanken des Jungen rotierten, suchten nach einer Möglichkeit, den Dschinn hereinzulegen. In den Geschichten der Märchenerzähler ging das ja auch immer. »Und wenn ich achtzig und hundert Jahre alt werde, und wenn ich sterbe, bevor ich deine Hilfe zum siebten Mal erfleht habe?«
    Der Dschinn hob die Schultern und breitete die Handflächen aus. »Dann habe ich Pech«, sagte er. »Dann muß ich noch einmal ein Menschenleben länger auf meine Erlösung warten.«
    »Ich brauche dich also auch nur fünf- oder sechsmal zu bemühen?« vergewisserte sich der Junge.
    »Natürlich… der Pakt verpflichtet dich zu nichts. Ich muß dir insgesamt siebenmal helfen. Du brauchst dir aber vielleicht nur dieses eine Mal helfen zu lassen. Dann bin ich der Dumme und bekomme deine Seele nicht.«
    »So bin ich bereit, den Pakt einzugehen«, sagte der Junge.
    »So nenne deinen ersten Wunsch, so du einen hast«, sagte der Dschinn.
    »Mich dürstet und hungert«, sagte Halef Khoutab. »Bringe mich aus dieser Wüste in eine Stadt und trage Sorge, daß Hunger und Durst gestillt werden. Und…«
    »Halt, halt«, unterbrach der Dschinn mit abwehrend vorgestreckten Händen. »Das sind schon zwei Wünsche auf einmal. Du hältst dich wohl für besonders schlau?«
    Der Junge seufzte. Nun gut, wenn es so nicht ging - zumindest hatte er keine Lust, die sieben Dienste für Nichtigkeiten zu opfern. Immerhin - ohne Hilfe kam er aus der Wüste nicht mehr hinaus, in der man ihn ausgesetzt hatte.
    »So bringe mich in eine Stadt. Dort komme ich schon allein zurecht.«
    »Wie du willst«, sagte der Dschinn. Und sein Zauber hob den Jungen auf und trug ihn aus der Wüste fort in eine Stadt. Dort stahl der Junge sein Essen und Trinken zusammen, betätigte sich als Taschendieb und wurde gefaßt.
    Er entging der drakonischen Bestrafung mit der Hilfe des Dschinns. Das war Dienstleistung Nummer 2…
    Halef Khoutab wurde älter und reicher. Wer reich wird, schafft sich Feinde. Der Dschinn half. Der Dschinn half, geschäftliche Niederlagen in Siege umzuwandeln. Der Dschinn tat, was ihm aufgetragen wurde. Und als Halef Khoutab 25 Jahre alt war, war er der reichste Araber in ganz Marrakesch, vielleicht in ganz Marokko, und er konnte alles bekommen, was er nur wollte, wenn er nur mit den Fingern schnipste. Aber schon war der sechste Wunsch erfüllt…
    Und den reichsten Mann Marrakeschs packte die Angst. Doch das Bündnis galt.
    Er schwor sich, den siebten Wunsch niemals auszusprechen, die Dienste des Dschinns niemals mehr in Anspruch zu nehmen. Er warf die verkorkte Flasche über dem Atlantik aus dem Flugzeug und sah, wie sie in den Fluten versank.
    Ein Jahr später war er mit seiner hochseegängigen Yacht auf Haifischfang. Seit er den Dschinn nicht mehr an seiner Seite hatte, war sein Lebensmut wieder gewachsen, und er schaffte es mit den größten Abenteuern nicht, seinen Reichtum auch nur annähernd zu verprassen. Bei der Jagd fing er einen besondes großen Hai, und als der Leib des Tieres geöffnet wurde, um ihn als Trophäe auszustopfen, fand man in seinem Innern die unversehrte Flasche, die nicht einmal Kratzer davongetragen hatte. Und der Korken flog von selbst heraus, und der Flaschengeist erschien.
    Noch einige Male versuchte Khoutab den Flaschengeist loszuwerden. Aber er kehrte immer wieder zu ihm zurück. Er wurde zum Alptraum.
    Khoutabs Feinde waren derweil nicht geringer geworden. Er versuchte, sie durch Intrigen und Ränkespiele auszuschalten. Und so forderte er die Blutrache der Mussadeq-Sippe heraus.
    Und nun…
    Nun hatte der Dschinn ihm das Leben gerettet und ihm damit den siebten Dienst erwiesen.
    Ali Mussadeq, der letzte seiner Sippe, war nun tot. Aber inzwischen wünschte sich Khoutab, ihn selbst hätte der Tod ereilt. Denn das hätte ihn vor dem Dschinn gerettet. Der Flaschengeist hatte die Kugel nur deshalb im Flug gestoppt und den Attentäter
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