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0353 - Die Vampirkutsche

0353 - Die Vampirkutsche

Titel: 0353 - Die Vampirkutsche
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bist noch rein?«
    Der Druide nickte. »Wenn der Baron stirbt, müßte ich eigentlich wieder frei werden«, sagte er. »Aber ich selbst kann mich nicht gegen ihn auflehnen. Ich… ich glaube, ich kann dir nicht einmal den Weg zu seinem Schloß beschreiben. Das wäre schon gegen seine Interessen. Ich kann dir nur sagen, daß niemand es finden kann, wenn es nicht gefunden werden soll. Ich bin selbst bei Tage herumgeirrt, wo es steht, ohne es zu finden.«
    »So ähnlich wie Merlins unsichtbare Burg, ja?«
    Gryf nickte.
    »Du kannst mir trotzdem helfen, dieses Vampirschloß zu finden«, sagte Zamorra. »Ich könnte es deinen Gedanken entnehmen. Du brauchst nur deine innere Barriere abzubauen und mir erlauben, dich zu sondieren.«
    Die Mitglieder der Zamorra-Crew waren samt und sonders gegen Gedankenlesen durch Fremde geschützt - bei den beiden Druiden war es eine natürliche, willentliche Barriere, die jeden Gedankenleser, ob Mensch oder Dämon, nur die Bewußtseinsaura an sich wahrnehmen ließ, nicht aber, was derjenige dachte. Bei den anderen hatte Zamorra mit einem posthypnotischen Befehlsblock diese Sperre künstlich errichtet, die sich sofort von selbst »einschaltete«, wenn jemand die Gedanken des Betreffenden zu lesen versuchte. Sie alle aber konnten dieses Sperren bewußt vorübergehend aufheben, wenn sie andere an ihren Gedanken teilhaben lassen wollten.
    »Ich versuche es«, sagte Gryf. »Du wirst ziemlich schnell sein müssen. Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte. Wenn nicht bald etwas geschieht, werde ich über dich herfallen müssen.«
    »Ich würde mich wehren«, sagte Zamorra unfroh.
    »Bevor ihr kamt, hielt ich so etwas sogar für die Ideallösung«, gestand Gryf. »Ich wollte mich auch da schon von dem Baron befreien. Ich mag es nicht, wenn jemand mich zu seinem Sklaven macht. Ich hätte jemanden infiziert und ihn auf Roatec gehetzt. Ich nehme zumindest an, daß es mir hätte gelingen können.«
    Zamorra nickte.
    »Dann halte jetzt mal die Klappe, öffne mir deinen Geist und laß mich machen. Ich will dich nicht zwingen. Das könnte weh tun.«
    Gryf lächelte. Es sah bizarr aus mit seinen Vampirzähnen. Zamorra sah, daß die Hände des Druiden zitterten. Er hielt sich nur mühsam unter Kontrolle.
    Ein anderer war bereits auf Jagd gegangen, weil er den Durst nicht mehr ertragen konnte. Wenzel Precik suchte ein Opfer…
    ***
    Der Verhutzelte, Baron Roatecs Diener, war bereits bei seiner Arbeit. Er führte eines der Mädchen nach dem anderen aus dem Kerker nach oben. Sorgfältig dirigierte er die Mädchen an vorbestimmte Plätze in einem großen magischen Kreis. Er war dort konstruiert worden, wo einst die Festhalle gewesen war. Aber dieser magische Kreis war nicht aufgezeichnet, sondern gemauert worden. Es gab sieben Liegeflächen, körpergerecht geformt und im Kreis verteilt nach einem eigenartig anmutenden System. Sobald der Hutzelgnom in den Keller trat und eines der Mädchen berührte, löste sich die Starre, und das Opfer gehorchte seinen Befehlen so widerspruchslos, als hätte der Vampir selbst sie erteilt. Oben ließ der Hutzelmann die Mädchen sich auf die Liegesteine niedersinken. Dann kam die Starre wieder über sie.
    Der Hutzelmann betrachtete zufrieden sein Werk. Nur ein Platz war jetzt noch frei. Ein Opfer wurde noch benötigt.
    Der Gnomenhafte zögerte. Sollte er Ivoatec wirklich bei dessen Vorhaben helfen? 170 Jahre waren wahrlich eine lange Zeit. Manches hatte sich verändert. Aber dann siegte die Neugierde in dem Verhutzelten. Er wollte wissen, ob Roatecs Überlegungen tatsächlich st immten, ob er auf dem richtigen Weg war. Wenn ja, würde das bahnbrechend sein. Revolutionär.
    Deshalb mußte zumindest dieser Versuch durchgeführt werden.
    Der Diener war bereit.
    Er wartete auf die erfolgreiche Rückkehr des Vampirs.
    ***
    Professor Zamorra drang relativ mühelos in Gryfs Gedankenwelt ein zwar mußte er das Amulett als Verstärker benutzen, aber immerhin erfuhr er, was er wissen wollte. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, daß Gryf sich immer wieder zu sperren versuchte. Die Blockierung wuchs immer wieder empor, daß Gryf nichts zum Schaden seines vampirischen Herrn tun durfte - somit auch nicht zulassen durfte, daß Zamorra seine Gedanken las und daraus Rückschlüsse zog. Aber jedesmal, wenn die Barriere sich erhob, steuerte Gryf seine Gedanken anders und dachte an unwichtige Dinge, bis er sich wieder ›freikämpfen‹ konnte. Dann hakte Zamorra dort wieder ein, wo er
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